Nordwest-Zeitung

Saudi-Arabien: Nuklearwaf­fen als Option

Abkommen zur Verhinderu­ng einer iranischen Atombombe seit Ausstieg der USA auf Kippe

- Von Michael Fischer

Riad/Berlin – Saudi-Arabien behält sich eine atomare Bewaffnung für den Fall vor, dass eine iranische Atombombe nicht verhindert werden kann. „Das ist definitiv eine Option“, sagte der Staatsmini­ster für Auswärtige­s, Adel alDschubai­r, in einem Interview der Nachrichte­nagentur dpa.

Wenn der Iran zur Nuklearmac­ht werde, würden andere Länder folgen. „Und SaudiArabi­en hat sehr klar gemacht, dass es alles tun wird, was möglich ist, um seine Bevölkerun­g zu schützen und um sein Staatsgebi­et zu schützen.“

Saudi-Arabien und der Iran ringen um die Vorherrsch­aft im Nahen und Mittleren Osten, einer Region mit zahlreiche­n Konflikten wie den blutigen Kriegen in Syrien oder im Jemen.

Ausstieg aus Abkommen

Der Iran arbeitet schon seit Jahrzehnte­n an der Nutzung der Atomkraft. 2015 schlossen die ständigen Mitglieder des UN-Sicherheit­srats und Deutschlan­d ein Abkommen mit der Regierung in Teheran, um den Bau einer Atombombe zu verhindern. Im Gegenzug wurden Wirtschaft­ssanktione­n aufgehoben.

Unter Präsident Donald Trump stiegen die USA allerdings aus dem Abkommen

aus und brachten es an den Rand des Scheiterns. Die Trump-Regierung will ein weitreiche­nderes Abkommen, das auch das iranische Raketenpro­gramm umfasst und die Einmischun­g Irans in regionale Konflikte stoppt. Saudi-Arabien unterstütz­t dies. „Wir glauben, dass der Iran bisher nur auf Druck reagiert hat“, sagte al-Dschubair. Zur Frage, ob er unter Joe Biden als US-Präsident einen Kurswechse­l befürchte, wollte er sich nicht äußern.

Bau von Kernreakto­ren

Ein Atomprogra­mm des ölreichen Wüstenstaa­ts ist nicht bekannt. Bisher hat das Königreich auch keine Atomkraftw­erke. Das autoritär geführte Land hat aber erklärt, im Lauf der kommenden 20 bis 25 Jahre 16 Kernreakto­ren bauen zu wollen. Die Kosten dafür könnten schätzungs­weise bei bis zu 80 Milliarden USDollar liegen. Saudi-Arabien will mit der zivilen Nutzung von Atomkraft seinen wachsenden Energiebed­arf decken und kleinere Reaktoren auch bei der Entsalzung von Meerwasser einsetzen. Zugleich will das Land dadurch mehr Öl exportiere­n, das sonst zu subvention­ierten Preisen im heimischen Markt landet.

Bei seinen Atomkraft-Projekten arbeitet Riad vor allem mit China zusammen. Befürchtun­gen, dass Saudi-Arabien sich auch die Möglichkei­t zum Bau von Atomwaffen offenhalte­n könnte, gibt es länger. Kronprinz Mohammed bin Salman hatte in einem Interview des US-Senders CBS 2018 gesagt, dass Riad „so schnell wie möglich“Atomwaffen anstreben würde, wenn der Iran dies tue.

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DPA-BILD: Nietfeld Adel al-Dschubair, Staatsmini­ster für Auswärtige­s von Saudi-Arabien

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