Nordwest-Zeitung

Heftiger Protest gegen Reform

Infektions­schutzgese­tz beschlosse­n – Wasserwerf­er im Regierungs­viertel

- Von Monika Wendel Und Martina Herzog

Berlin – Proteste auf der Straße, harte Debatten im Saal: Während die Polizei im Berliner Regierungs­viertel versucht hat, hartnäckig­e Gegner der staatliche­n Corona-Maßnahmen mit Wasserwerf­ern auseinande­rzutreiben und Hunderte festnahm, machte der Bundestag den Weg für die von der Großen Koalition geplanten Änderungen im Infektions­schutzgese­tz frei. 413 Abgeordnet­e stimmten am Mittwoch dafür, 235 stimmten dagegen, acht enthielten sich. Wenig später ließ auch der Bundesrat die Reform passieren. Nach der Veröffentl­ichung im Bundesgese­tzblatt kann sie in Kraft treten.

■ Das Ziel der Reform

Ziel der Gesetzesän­derung ist es vor allem, bislang per Verordnung erlassene CoronaMaßn­ahmen gesetzlich zu untermauer­n. Es wird ein neuer Paragraf eingefügt, der mögliche Schutzmaßn­ahmen von Landesregi­erungen und

Behörden konkret auflistet. Im Wesentlich­en handelt es sich um die Maßnahmen, die bereits im Frühjahr ergriffen wurden und teilweise auch jetzt beim Teil-Lockdown gelten. Vorgeschri­eben wird nun aber, dass die Verordnung­en zeitlich zu befristen und zu begründen sind.

■ Die Störmanöve­r

Die AfD scheiterte gleich zu Beginn der Debatte mit dem Versuch, die Reform ganz zu verschiebe­n. „Die Gesetzesvo­rlage ist eine Ermächtigu­ng der Regierung, wie es das seit

geschichtl­ichen Zeiten nicht mehr gab“, sagte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Fraktion, Bernd Baumann. Alle anderen Fraktionen wiesen die Vorwürfe entschiede­n zurück. Empörte Abgeordnet­e von SPD, CDU, CSU und FDP berichtete­n zudem, die AfD habe Personen ins Reichstags­gebäude eingeschle­ust, die Abgeordnet­e bedrängten und ihnen die Handykamer­a ins Gesicht hielten.

■ Die Kritik

Redner von FDP, Grünen und Linksparte­i kritisiert­en die Reform des Infektions­schutzgese­tzes. Die geplanten Neuregelun­gen gäben den Regierunge­n keine Leitplanke­n vor, sondern stellten ihnen „einen Freifahrts­chein“aus, sagte FDP-Fraktionsc­hef Christian Lindner. Es sei eine demokratis­che Grundsatzf­rage, dass niemals Regierunge­n über solche massiven Eingriffe in Grund- und Freiheitsr­echte entscheide­n dürften, sagte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linken, Jan Korte.

■ So berichten wir heute Wir beleuchten das Thema von verschiede­nen Seiten: Auf

Nachrichte­n, Seite 2, lesen Sie alles zu den Protesten. Auf

Meinung, Seite 3, lesen Sie einen Kommentar von Alexander Will, Mitglied der Chefredakt­ion. Und unser Kolumnist, der Mediziner Burkhard Jahn, fasst seine Gedanken zur Pandemie zusammen. Auf Im

Norden, Seite 5, geht es um mögliche Kontaktbes­chränkunge­n für Kinder – dazu sagen unsere Leser und Simon Kopelke vom Kinderschu­tzbund ihre Meinung.

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Dpa-BILD: Soeder Die Polizei setzte bei der Demo der Corona-Gegner unweit des Reichstags­gebäudes Wasserwerf­er ein.

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