Mit Wasserwerfern gegen Demonstranten
So lief der Einsatz im Regierungsviertel – Das waren die Teilnehmer
Berlin – Wegen hartnäckiger Proteste von Gegnern der Corona-Politik hat die Polizei in Berlin erstmals seit Jahren Wasserwerfer eingesetzt. Grund war laut der Behörde, dass Tausende Demonstranten im Areal zwischen Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor und Straße des 17. Juni die Regeln zur Eindämmung der Pandemie missachteten. Sie wollten auch nach erklärtem Ende der Versammlung nicht weichen. Am Rande der Proteste, die kurz vor der Bundestagsdebatte zum Schutz der Bevölkerung in Pandemie-Zeiten begannen, kam es vereinzelt zu Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten. Laut Polizei wurde eine dreistellige Zahl von Menschen festgenommen.
■ So lief der Einsatz
Über Stunden hinweg kamen immer wieder Wasserwerfer zum Einsatz. Viele Menschen harrten unter Schirmen, Kapuzen und Planen aus. Auch Kinder waren darunter. Die Demonstranten wichen nur langsam zurück. „Es geht nur langsam, nicht martialisch“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Polizei setzte teils auch Pfefferspray ein und schob Menschen weg. Erst am späten Nachmittag begannen vermehrt Teilnehmer, teilweise nass und mit roten, tränenden Augen, abzuziehen. Nach Angaben der Polizei kam zuletzt am 1. Mai 2013 in Berlin ein Wasserwerfer zum Einsatz.
■ Die Teilnehmer
Polizeisprecherin Anja Dierschke sagte, nach einer ersten Schätzung hätten sich rund 7000 Menschen am Brandenburger Tor versammelt. Wie dpa-Reporter berichteten, waren unter den Demonstranten zwar auch erkennbar Rechtsextreme und „Reichsbürger“. Die Mehrheit stellten sie jedoch nicht: Wie schon bei vielen der sogenannten Hygiene-Demos seit dem Frühjahr kam eine bunte Mischung an Menschen aus allen Altersgruppen zusammen. Auch Tanz- und Trommelgruppen waren vor Ort, etwa 100 Menschen beteten mit Kerzen im Tiergarten. Eine junge Demonstrantin reckte behelmten Polizisten ein hölzernes Kruzifix entgegen, andere hatten Luftballons, Trillerpfeifen und Regenbogenfahnen dabei. Laut Polizei blieben die Aufforderungen zum Tragen von Mund-NasenSchutz und zum Abstandhalten wirkungslos.
■ Das sagt die Polizei
Die Polizei teilte auf Twitter mit, neun Kollegen seien beim Einsatz verletzt worden. Beamte seien mit Flaschen, Steinen und Böllern beworfen sowie mit Pfefferspray angegriffen worden. „Sie setzten ihrerseits körperlichen Zwang sowie Pfefferspray ein und nahmen einige Angreifende fest“, hieß es. Insgesamt waren rund 2200 Polizisten im Einsatz. Mehrere angemeldete Demonstrationen direkt vor dem Reichstagsgebäude im „befriedeten Bezirk“hatte das Bundesinnenministerium mit Hinweis auf eine mögliche Beeinträchtigung der Parlamentsarbeit verboten.