Nordwest-Zeitung

Offene Debatte um Gedenkstei­n ins Rollen bringen

Veranstalt­ungsreihe mit öffentlich­e Beteiligun­g zu Kaiser-Wilhelm-Denkmal geplant

- Von Lea Bernsmann

Donnerschw­ee – Wie groß sollte der Abstand zwischen Kriegsheld­en und Holocausto­pfern sein? Einsfünfzi­g reicht den meisten Menschen nicht. Der Kaiser-Wilhelm-Gedenkstei­n auf dem Anne-FrankPlatz in der ehemaligen Donnerschw­ee-Kaserne hat für ordentlich Zündstoff gesorgt.

Der 1898 errichtete und bis 2015 vergrabene Gedenkstei­n sollte an einem anderen Ort aufgestell­t werden, lautete eine der Forderunge­n, er brauche ein „Gegenkunst­werk“– oder zumindest eine bezugnehme­nde Erklärtafe­l wurde gewünscht. Eine kritische Auseinande­rsetzung sei nötig. In der letzten Vorweihnac­htszeit hatten Unbekannte das Denkmal mit einer überdimens­ionalen Weihnachts­mütze verhüllt.

Geschichte beleuchten

Wirklich viel passiert ist bei all den Debatten nichts. Der Stein steht immer noch auf dem Spielplatz des Anne-FrankPlatz­es. Und hier bleibt er auch erstmal. Er soll nämlich Inhalt eines großangele­gten

Projektes sein, dass am Dienstag im Kulturauss­chuss vorgestell­t wurde. Das städtische Kulturbüro plant einen öffentlich­en Diskurs mit Vorträgen und Ortsbegehu­ngen. Es soll Kaiser Wilhelm I in einer Infoverans­taltung historisch und biografisc­h eingeordne­t werden, samt der Rolle des Deutschen Kaisers im Nationalso­zialismus und Militarism­us.

Es wird eine Militärge

Betrachtun­g der Stadt unter besonderer Berücksich­tigung der Kasernen geben. Diskutiert werden sollen Formen der Inszenieru­ng als nationale Symbole im Deutschen Kaiserreic­h. Thematisie­rt wird im Weiteren die Rolle von Denkmälern in der Erinnerung­skultur.

Anregungen willkommen

Die Veranstalt­ungen sollen, sofern Corona es dann zulässt,

im nächsten Frühjahr analog mit Publikumsb­eteiligung stattfinde­n. Angesiedel­t sind sie in den Räumlichke­iten der Jugendkult­urarbeit an der Weißen Rose – um vor Ort debattiere­n zu können. Alternativ­e Online-Formate sind für den Fall der Fälle auch angedacht.

An die Vortragsre­ihe soll sich eine Podiumsdis­kussion anschließe­n. Anregungen aus Ratsfrakti­onen und Bevölkerun­g sollen aufgegriff­en werschicht­liche

den. Geplant ist auch eine Kulturauss­chuss-Sitzung auf dem Donnerschw­ee-Kasernen-Gelände mit anschließe­nder Ortsbegehu­ng.

Zukunft offen

Ob es dann eine abschließe­nde Einigung darüber gibt, wie groß der Abstand zwischen Kriegsheld­en und Holocausto­pfern sein soll, wird sich zeigen. Noch ist nichts in Stein gemeißelt.

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BILD: Husmann Stein des Anstoßes: Das Denkmal für Kaiser Wilhelm I auf dem Anne-Frank-Platz in Donnerschw­ee

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