Nordwest-Zeitung

Krisenjet 737 darf wieder starten

US-Behörde gibt Hersteller Boeing Freigabe unter Auflagen

- Von Hannes Breustedt

37,02 42,35 92,90 57,18 136,75

84,82 284,20 54,98 88,86 10,74

Grenke Leasing N 37,80 ThyssenKru­pp 4,90 Cancom It Sys AG 44,38 Duerr AG 27,78 Beiersdorf 97,64 Kion Group 71,72 MERCK 128,50 MTU AERO ENGINES 201,30 Jenoptik 24,82 Rheinmetal­l 74,36 +11,78% + 4,08% + 3,57% + 2,51% + 2,40% + 2,39% + 2,38% + 2,35% + 2,35% + 2,29%

– 5,83% – 3,45% – 2,80% – 2,53% – 2,36% – 2,16% – 1,95% – 1,95% – 1,90% – 1,54%

Washington – Boeings Unglücksfl­ieger 737 Max hat nach mehr als anderthalb Jahren unter Auflagen wieder die Starterlau­bnis erhalten. Voraussetz­ung dafür ist unter anderem die Installati­on einer neuen Steuerungs­software an den Flugzeugen, wie die USFlugaufs­icht FAA am Mittwoch in Washington mitteilte. Bis die 737 Max wieder voll in den Betrieb starten kann, dürfte es trotzdem noch etwas dauern. Zunächst müssen die letzten Wartungsar­beiten und Piloten-Trainings abgeschlos­sen werden.

Zwei Abstürze

Die 737 Max war im März 2019 im Gefolge zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden – es ging um gut 370 Maschinen. Als Hauptursac­he der Unglücke vor Indonesien und in Äthiopien galt ein fehlerhaft­es Steuerungs­programm. Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten wiederholt weitere Mängel auf, sodass es letztlich rund 20 Monate dauerte, bis die FAA das Flugverbot aufhob.

Europas Luftfahrtb­ehörde EASA hatte bereits Mitte Oktober erklärt, dass die 737 Max wieder ausreichen­d sicher sei und damit ihre Zustimmung zu einer Wiederzula­ssung signalisie­rt. Experten rechnen damit, dass die europäisch­en und andere internatio­nale Aufsichtsb­ehörden nun ebenfalls zügig grünes Licht geben werden. Neben der EASA hatten Kanadas und Brasiliens

Aufseher bereits bei Teilen des Wiederzula­ssungsverf­ahrens mit der FAA kooperiert.

Ohnehin muss sich zeigen, wie Fluggesell­schaften und Passagiere die Krisenflie­ger annehmen. Fest steht, dass die Unglücke das Vertrauen in Boeing erschütter­t und enorm am Image des Unternehme­ns gekratzt haben, das bis zu den Abstürzen als erfolgsver­wöhnter Vorzeigeko­nzern und Triebkraft der US-Wirtschaft galt. Boeing war wegen des Debakels um die 737 Max massiv in die Kritik geraten und verdächtig­t worden, das Modell im scharfen Wettbewerb mit Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und die Sicherheit vernachläs­sigt zu haben. Dies wies Boeing zwar zurück, doch Fehler und Pannen hat der Hersteller eingeräumt

eine grob unzureiche­nde Kontrolle zur Last gelegt. Die Regulierer sollen bei der ursprüngli­chen Zertifizie­rung der 737 Max die Augen zugedrückt und sich von Boeing an der Nase herumführe­n lassen. Heikle Interna ließen die FAA in sehr schlechtem Licht erscheinen. In brisanten Boeing-Chats hieß es zur 737 Max etwa: „Dieses Flugzeug ist von Clowns entworfen, die wiederum von Affen beaufsicht­igt werden.“

Das 737-Max-Desaster hat Boeing auch finanziell stark unter Druck gebracht. Der Airbus-Erzrivale konnte die 737 Max wegen der Flugverbot­e seit Frühjahr 2019 nicht mehr an Kunden ausliefern. Zahlreiche Aufträge wurden storniert. Und Kunden-Airlines konnten die Jets nicht nutzen.

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Dpa-BILD: Seattle Aviation Images Foto aus Seattle: Eine Boeing 737 Max landet nach einem Testflug.

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