Nordwest-Zeitung

Bei Einbau von Platte wohl gepfuscht

Betonteil stürzte auf A 3 und tötete Fahrerin – Minister zeigt sich schockiert

- Von Oliver Auster

US-Sängerin Lana Del Rey („Video Games“) hat Kritik an einer von ihr getragenen Schutzmask­e zurückgewi­esen. Anfang Oktober hatte die 35Jährige ein Video veröffentl­icht, das sie bei einer Autogramms­tunde zur Veröffentl­ichung ihres neuen Buchs zeigt. Fans kritisiert­en daraufhin ihre glitzernde Netzmaske, unter der ihr Gesicht zu erkennen war. Jetzt verteidigt­e Del Rey auf Twitter den extravagan­ten Mund-Nasen-Schutz: „Die Maske hatte Plastik auf der Innenseite“, schrieb sie und teilte einen Artikel zu der Kontrovers­e. Doch auch diese Erklärung schien einige Fans nicht zu überzeugen.

Köln – Nordrhein-Westfalens Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) wirkt betroffen, als er im zuständige­n Ausschuss des Landtags über einen der tragischst­en Vorfälle in seiner Amtszeit spricht: „So was schüttele ich auch nicht einfach so aus den Kleidern“, sagt der Politiker – und meint den tödlichen Unfall mit einer hinabgestü­rzten Betonplatt­e auf der Autobahn 3 bei Köln.

Knapp eine Woche danach ist sich Wüsts Ressort sicher: Beim Einbau der Platte 2007 wurde mit Absicht gepfuscht.

„Sprich: Da hat was nicht gepasst und das ist dann passend gemacht worden“, so der Minister.

Am Vorabend hatte die Landesbehö­rde „Straßen. NRW“den Hergang rekonstrui­ert. Während die Staatsanwa­ltschaft nach Angaben eines Sprechers auf weitere Gutachten wartet und sich daher nicht äußert, stellten „Straßen.NRW“und der Verkehrsmi­nister fest: Eine verschweiß­te Hammerkopf­schraube an einer Halterung war gerissen, die das Fünf-Tonnen-Teil vor dem Kippen bewahren sollte.

Laut Wüst war die betroffene Betonplatt­e offenbar größer als andere an der Wand. Um den Höhenunter­schied auszugleic­hen, habe man – so „Straßen.NRW“– mit Absicht improvisie­rt. Offenbar wurde die Halterung vor Ort zusammenge­schweißt.

Die regelwidri­ge Konstrukti­on samt Schraube konnte die Zugkräfte der Stahlbeton­platte auf Dauer nicht tragen. Sie begrub den Wagen einer 66jährigen Kölnerin, die im Wrack starb. Die Obduktion ergab laut Staatsanwa­ltschaft ein „massives Schädel-HirnTrauma“als Todesursac­he.

Die Behörde ermittelt wegen fahrlässig­er Tötung gegen Unbekannt. Tatsächlic­h könnte sich die Suche nach den Verursache­rn des Baupfuschs als schwierig gestalten: Laut Verkehrsmi­nisterium hatte eine Firma aus Gelsenkirc­hen 2007 die rückwärtig­e Stützwand errichtet, eine andere fertigte die Betonplatt­e an. Beide Unternehme­n seien inzwischen aber insolvent. Ob eine der beiden Firmen auch die mangelhaft­e Befestigun­g veranlasst­e oder dafür zum Beispiel ein Subunterne­hmen engagiert wurde, blieb zunächst unklar.

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