Kuriose Urlaubsbekanntschaft mit Folgen
Wiesbadener „Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot“ist zugleich witzig und philosophisch
Wiesbaden – Er ist der „Tatort“-Kommissar mit den ungewöhnlichsten Fällen: Die Krimis mit Felix Murot, wunderbar gespielt von Charakterdarsteller Ulrich Tukur, sind immer etwas Besonderes. Im vergangenen Jahr etwa geriet der liebenswerte Kauz in eine Zeitschleife und musste den gleichen Fall immer wieder durchleben – der Hollywoodfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“ließ grüßen.
Bezug zu Klassiker
Der nächste Krimi mit dem LKA-Ermittler aus Wiesbaden bezog sich ebenfalls auf einen Klassiker, diesmal auf einen Thriller von Altmeister John Carpenter. Auch beim neuen Fall mit Ulrich Tukur ließen sich die Macher der Sonntagskrimis aus Hessen von einem filmischen Meisterwerk inspirieren. Der Krimi „Tatort: Die Ferien des Monsieur Murot“(22. November, ARD) ist gespickt mit Zitaten aus Jacques Tatis Film „Die Ferien des Monsieur Hulot“von 1953 und überzeugt mit einem fantasievollen und bittersüßen Plot, bei dem nicht nur Ulrich Tukur wieder mal zeigt, was er kann. Auch die Schauspielerin Anne Ratte-Polle (gebürtig aus dem Landkreis Cloppenburg) als geheimnisvolle Mordverdächtige, in die sich der LKAKommissar verliebt, liefert eine tolle Vorstellung ab.
Der „Tatort“von Regisseur Grzegorz Muskala erzählt die Geschichte eines mehr als seltsamen Urlaubs, den Felix Murot in einem schicken Landhotel verbringt. Der Kommissar will eigentlich nur in Ruhe seinen Wein und die reizvolle Landschaft genießen, doch damit ist es vorbei, als er auf der Hotelterrasse mit einem Mann zusammentrifft, der genauso aussieht wie er.
Auch der polternde Autohändler Walter Boenfeld, ebenfalls von Ulrich Tukur gespielt, ist völlig verblüfft, als er seinem zurückhaltenden Doppelgänger gegenübersteht. Die grundverschiedenen Männer nehmen in dem mit leichter Hand erzählten Krimi die kuriose Begegnung zum Anlass, sich zu betrinken und die Klamotten zu tauschen.
Als Boenfeld kurz darauf von einem Auto absichtlich überfahren wird, glaubt natürlich alle Welt, dass es sich bei dem Toten um Felix Murot handelt. Der quicklebendige Murot dagegen wird für seine Urlaubsbekanntschaft Boenfeld gehalten. Er nutzt die falsche Identität für Ermittlungen im privaten Umfeld des Autohändlers und hat in Boenfelds aparter Frau Monika (Anne Ratte-Polle) schon bald eine Verdächtige im Visier. Doch auch der beste Freund des Toten, Peter Lessing (Thorsten Merten), hätte einen Grund gehabt, den Autohändler zu überfahren.
Auch tragische Momente
Der philosophisch grundierte, durchgängig spannende „Tatort“mit Ulrich Tukur reiht sich nahtlos in die Riege der besonderen „Murots“ein. Regisseur und Drehbuchautor Muskala spielt souverän mit Filmzitaten und erzählt doch eine eigenständige Geschichte, die ihre komischen und tragischen Momente hat. Komisch, wenn Murot in der Rolle des Boenfeld immer mal wieder vor der Entlarvung steht. Tragisch etwa, wenn er bei der Beerdigung des angeblichen Felix Murot, der er heimlich beiwohnt, erfahren muss, dass ihm eigentlich niemand so richtig nahesteht.