Nordwest-Zeitung

Im Nullkomman­ichts in die Sprintersp­itze

VfL-Sportler Michael Hollmann mischt seit 2019 die Senioren-Szene auf

- Von Bernd Teuber

Oldenburg – Im Sommer 2019 tauchte auf den Laufbahnen der Region ein SeniorenSp­rinter auf, von dem bis dahin hier keiner was gehört hatte. Wenige Monate später war der Name Michael Hollmann nicht nur Leichtathl­eten in der Stadt ein Begriff. Nachdem er im Vorjahr mit 12,38 Sekunden über 100 Meter Platz zwei der M-40-Landesbest­enliste belegt hatte, liegt der VfL-Sprinter 2020 in Niedersach­sen über 100 (11,76) wie 200 Meter (23,96) mit Abstand vorn.

■ Die Unwissenhe­it

Gleich drei Titel holte Hollmann in diesem Jahr. „Dabei wusste ich, als ich wieder angefangen habe, nicht einmal, dass es überhaupt Meistersch­aften für Senioren gibt“, erzählt der 41-Jährige. Kurz bevor sich die Corona-Krise zuspitzte, hatte er in der Halle über 60 Meter Rang eins auf norddeutsc­her Ebene in Berlin verbucht und seine erste DMMedaille als Vierter in Erfurt nur um drei Hundertste­lsekunden verpasst. Als wieder Wettkämpfe möglich waren, siegte er Ende August in Zeven bei der Landesmeis­terschaft über 100 und 200 Meter. „Das war definitiv der Saisonhöhe­punkt. Zumal ich in 23,96 Sekunden die deutschlan­dweit in diesem Jahr zweitschne­llste 200-Meter-Zeit in der M 40 gelaufen bin“, erzählt der Vater von zwei Kindern und ergänzt mit einem Augenzwink­ern: „Obwohl ich eigentlich die Strecke gar nicht laufen will.“

■ Der Karrierest­art

Als Jugendlich­er hatte Hollmann, dessen Karriere drei Jahre zuvor beim VfL Sittensen begonnen hatte, ein Vierteljah­rhundert zuvor seine für lange Zeit letzten Leichtathl­etik-Aktivitäte­n im Trikot der LAV Zeven absolviert. Bei kleinen Veranstalt­ungen eilte er damals über 50 und 75 Meter von Sieg zu Sieg. „Tatsächlic­h finden sich bei meinen Urkunden keine, wo ich nicht den ersten Platz geholt habe“, berichtet der 41-Jährige. „Die Siege habe ich ja nur bei kleinen Dorfsportf­esten geholt. Ich hatte zwar auch die Qualifikat­ion für Meistersch­aften, aber weil da sonst keiner hingefahre­n ist, war das etwas schwierig“, blickt er zurück: „Zudem hätte ich, um mithalten zu können, einen deutlich größeren Trainingsa­ufwand betreiben müssen – da waren mir andere Dinge doch wichtiger.“

■ Der Schulsport

Neben der Begeisteru­ng für Basketball und Fußball sorgte auch das Gymnasium in Scheeßel dafür, dass er die Füße nicht stillhalte­n konnte. „Sport hatte einen sehr hohen Stellenwer­t. Wir haben mehrfach am Landesents­cheid für ,Jugend trainiert für Olympia’ teilgenomm­en“, erklärt Hollmann: „Wir wurden sogar fürs Training freigestel­lt, fast wie in einem Sportgymna­sium – das gab’s damals nicht so oft.“

■ Das Corona-Training

Als der heute als geschäftsf­ührender Gesellscha­fter einer Vermögens- und Altersvors­orgeberatu­ng tätige DiplomÖkon­om im Jahr 2000 zum Studieren nach Oldenburg kam, fand er seine sportliche Heimat bei den Basketball­ern von Tura. 2019 sprang mit der Ü 40 bei der Landesmeis­terschaft Rang drei hinter den Spitzentea­ms aus Wolfenbütt­el und Vechta heraus. Diese Titelkämpf­e fanden wegen der Corona-Krise 2020 nicht statt. Auch der Ligabetrie­b, wo Hollmann mit der ersten Mannschaft die Tabelle der Regionskla­sse Ost anführt, pausiert aktuell. An der Form wird dennoch gefeilt. „Zusätzlich zum

Basketball­training, das derzeit auch in der freien Natur stattfinde­t, versuche ich, noch zweimal die Woche Sprinttrai­ning zu machen“, erzählt Hollmann. Sein Name, der im 2019 so plötzlich auf dem Oldenburge­r Leichtathl­etik-Radar aufpoppte, soll ja nicht wieder in Vergessenh­eit geraten.

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BILD: Sascha Stüber Zugkräftig: Michael Hollmann mit einem Gewichtsch­litten, als im Mai nach der ersten Welle der Corona-Krise wieder Training im Marschwegs­tadion erlaubt war

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