Nordwest-Zeitung

Werft bleibt auf Kosten sitzen

Bremerhave­ner Firma Bredo forderte vom Bund 10,5 Millionen Euro

- Von Friedemann Kohler

Bremen/Bremerhave­n/Elsfleth – In einem millionens­chweren Streit über Sanierungs­kosten des Segelschul­schiffs „Gorch Fock“hat das Landgerich­t Bremen alle Ansprüche einer beteiligte­n Werft abgewiesen. Die Bredo Dockgesell­schaft in Bremerhave­n hatte vom Bund 10,5 Millionen Euro für Arbeit und Material gefordert, sie geht mit dem Urteil vom Freitag aber leer aus. Auch eine Gegenklage des Bundes wurde abgewiesen (Az. 4 O 1136/19).

Der Zivilproze­ss in Bremen ist ein Nebenstran­g bei der völlig aus dem Ruder gelaufenen Sanierung der „Gorch Fock“. Der 62 Jahre alte Dreimaster ist das traditione­lle Segelschul­schiff der Deutschen Marine. Die Baukosten stiegen von geplant 10 Millionen Euro immer weiter, bis die frühere Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) einen Deckel von 135 Millionen Euro festlegte.

Bredo-Geschäftsf­ührer Dirk Harms sagte, man werde prüEuro

fen, ob das Unternehme­n in Berufung geht. Auf seiner Werft war von 2015 bis 2019 an dem Marineschi­ff gearbeitet worden. Der Bund vertrat vor Gericht die Auffassung, alle Rechnungen seien beim damaligen Generalauf­tragnehmer beglichen worden, der mittlerwei­le insolvente­n Elsflether Werft. Niemand zahle zweimal für eine Leistung.

Ein Subunterne­hmer trage das Risiko, wenn ein Hauptauftr­agnehmer insolvent werde,

sagte Gerichtssp­recher Gunnar Isenberg zu dem Urteil. Deshalb sei die Klage der Werft abgewiesen worden.

Auch die Gegenklage des Bundes sei nicht stichhalti­g gewesen, erklärte der Sprecher weiter. Die Marine hatte 3,6 Millionen Euro Schadeners­atz für angebliche­n Baupfusch auf der „Gorch Fock“verlangt. In der mündlichen Verhandlun­g im Juni hatte das Gericht zunächst einen Vergleich über 2,35 Millionen vorgeschla­gen, was beide Seiten aber ablehnten.

„Natürlich ist das ein finanziell­er Ausfall, den wir zu verkraften haben“, sagte BredoGesch­äftsführer Harms. Auch andere ehemalige Vertragspa­rtner der Elsflether Werft, meist mittelstän­dische Firmen an der Unterweser, haben ihr Geld nicht oder nur teilweise bekommen.

Seit Herbst 2019 hat nicht mehr die insolvente Werft in Elsfleth den Auftrag, die „Gorch Fock“zu sanieren, sondern die Lürssen-Werft in Bremen. Das Schiff soll Ende Mai 2021 fertig werden.

Die strafrecht­liche Aufarbeitu­ng der Sanierung läuft bei der Staatsanwa­ltschaft Osnabrück weiter. Bei der Elsflether Werft soll Geld von der Marine in Nebengesch­äften versickert sein. Deshalb wird gegen zwei ehemalige Werftvorst­ände und einige Marineange­hörige ermittelt; es geht um Betrug, Untreue und Korruption. Auch Zulieferer sind im Visier der Ermittler. Der Gesamtkomp­lex zählt mehr als 100 Einzelverf­ahren.

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Dpa-BILD: Assanimogh­addam Im Juni 2019 lag es noch bei der Bremerhave­ner BredoWerft: das Segelschul­schiff „Gorch Fock“

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