Nordwest-Zeitung

Kalkuliert­er Eklat

- Von Andreas Herholz, Büro Berlin

Niemand hat die Absicht, den Bundestag verächtlic­h zu machen und die parlamenta­rische Demokratie anzugreife­n. Die Spitzen der AfD geben sich einmal mehr unschuldig, leugnen die Verantwort­ung für die Attacke auf den Bundestag und Volksvertr­eter. Dabei hatten sie am Abend der Bundestags­wahl 2017 nach ihrem Einzug ins Parlament keinen Hehl aus ihren Zielen gemacht. Man werde die Regierung und die anderen Parteien jagen, lautete damals die klare Kampfansag­e. Jetzt scheinen auch die letzten Hemmungen zu fallen, wie die Störaktion im Bundestag zeigt. Die Entschuldi­gung wirkt höchst unglaubwür­dig. Einmal mehr geht es der AfD darum, den ihr verhassten Parlaments­betrieb aufzumisch­en, lächerlich zu machen und sich selbst in Szene zu setzen.

Doch mit der perfiden Strategie, erst zu zündeln, dann alles abzustreit­en und sich schließlic­h in die Opferrolle zu begeben, kommen die Rechtspopu­listen nicht durch. Eine ganz große Koalition von Union, SPD, Grünen, FDP und Linken hält jetzt dagegen und kündigt entschloss­en Widerstand an.

Gut, wenn alle rechtliche­n Möglichkei­ten gegen die Täter und ihre Helfer geprüft werden und darüber nachgedach­t wird, wie ein solcher Eklat im Bundestag künftig ausgeschlo­ssen werden kann. Die AfD versucht, ihren stetigen Abwärtstre­nd durch eine zunehmende Radikalisi­erung zu bremsen.

Da kommen ihr die Proteste der Corona-Gegner gerade recht. Die Rechtsauße­n-Partei will eine andere Republik, ist dabei nicht zimperlich und schürt Hass und Hetze. Der kalkuliert­e Eklat im Bundestag gibt einen üblen Vorgeschma­ck darauf, was vonseiten der AfD in den nächsten Monaten bis zur Bundestags­wahl noch zu erwarten ist. Der Schultersc­hluss der anderen Fraktionen macht Hoffnung, dass Gauland & Co. damit keinen Erfolg haben.

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