Mühle gab Hunte und Straße den Namen
Fluss vor rund 400 Jahren umgeleitet – Mehrere Wasserzüge im Süden der Stadt
Oldenburg – Mühlenstraße und Mühlenhunte: Zwei Namen, die Hinweise auf ein Gebäude geben, das längst aus dem Oldenburger Stadtbild verschwunden ist. Genau genommen waren es sogar drei Mühlen, die in einer Zeit, als neben der Muskelstärke von Menschen oder Arbeitstieren nur die Kraft des Windes, Wassers und Feuers genutzt werden konnten, die in Oldenburg standen.
Abriss um 1900 herum
Die Tradition der Mühlen endete um 1900 herum, weiß Stadtführer und Hobbyhistoriker Helmuth Meinken. Begonnen hatte sie in gräflicher Zeit, als man den alten Hauptstrom der Hunte (heute etwa Osternburger Kanal) ca. drei Kilometer oberhalb der damaligen Stadt umleitete und zum Schutz von Burg und Siedlung in das Bett der heutigen sogenannten Mühlenhunte verlegte, die auch heute noch am Schlossgarten und der Huntestraße entlang Richtung Alter Stadthafen verläuft.
Der Fluss hat aus der Wildeshauser Geest kommend in seinem Lauf Richtung Wesermarsch in Oldenburg einiges Gefälle. Zu spüren ist das heute noch am Osternburger Kanal, wo das Wasser an mehreren Stellen bei Niedrigwasser über künstlich angelegte Katarakte rauscht. Die Hunte wurde später beim Bau des Küstenkanals ein zweites Mal aufgestaut, doch das ist eine andere Geschichte.
Drei Mühlen vorhanden
Hier geht es um die Wasserkraft, mit der zwei an der Mühlenhunte errichtete Mühlen – die „Große Mühle“und die „Sichtermühle“(Sichter bedeutet Trennung von Feststoffteilchen) – angetrieben wurden. Es gab auch noch eine dritte Mühle am Damm, die das Wasser eines Seitenarms der Mühlenhunte, den Oeljestrich, nutzte (siehe historische Karte). Die Mühlen waren in der Stadt gleichzeitig Wehre, die den Tidebereich der Hunte begrenzten, berichtet Meinken weiter.
Die alte Wassermühle am „rasenden Wasser“, um die es sich im Folgenden handelt, wurde schon 1886 stillgelegt,
Um 1865: Der Blick auf die Mühle geht Richtung Stau. Zu sehen ist auch die „Hohe Brücke“. Auf dem heute noch vorhandenen Rest ihrer Rampe steht eine Platane.BILD:
1891 wurde sie abgebrochen. Meinken: „Später stand hier Oldenburgs erstes Elektrizitätswerk, das nur wenige Abnehmer wie Schloss, Theater und Schlachthof versorgte. 1960 verschwand auch dieser Ziegelbau aus dem Stadtbild.
Um 1930 wurde der Wasserlauf verrohrt.“Das geschah bereits weit vor dem Umbau des Stautorkreisels zu einem Verkehrsknoten in den 60er-Jahren, als das Hafenbecken unter einer Brücke verschwand. Die Sichtermühle wurde bis 1846
Der Vollimhauss-Stadtplan von 1826: Die Hunte floss in mehreren teils künstlich angelegten Armen durch die südlichen Bereiche der heutigen Stadt.
betrieben, die Dammmühle machte ihren Dienst bis 1905.
Ein Relikt aus dieser Zeit wurde 2011 ausgegraben, als der Schlossplatz neu gestaltet wurde, ein alter Mühlstein, der zur Abdeckung eines Schachtes benutzt worden war. Er
kann wohl nur von der alten Großen Wassermühle stammen, die seit dem 16. Jahrhundert das Korn für die städtische Mehlversorgung gemahlen hatte. Der Mahlstein liegt heute an der Lethe zwischen Hundsmühlen und Tungeln.