Nordwest-Zeitung

Mühle gab Hunte und Straße den Namen

Fluss vor rund 400 Jahren umgeleitet – Mehrere Wasserzüge im Süden der Stadt

- Von Thomas Husmann

Oldenburg – Mühlenstra­ße und Mühlenhunt­e: Zwei Namen, die Hinweise auf ein Gebäude geben, das längst aus dem Oldenburge­r Stadtbild verschwund­en ist. Genau genommen waren es sogar drei Mühlen, die in einer Zeit, als neben der Muskelstär­ke von Menschen oder Arbeitstie­ren nur die Kraft des Windes, Wassers und Feuers genutzt werden konnten, die in Oldenburg standen.

Abriss um 1900 herum

Die Tradition der Mühlen endete um 1900 herum, weiß Stadtführe­r und Hobbyhisto­riker Helmuth Meinken. Begonnen hatte sie in gräflicher Zeit, als man den alten Hauptstrom der Hunte (heute etwa Osternburg­er Kanal) ca. drei Kilometer oberhalb der damaligen Stadt umleitete und zum Schutz von Burg und Siedlung in das Bett der heutigen sogenannte­n Mühlenhunt­e verlegte, die auch heute noch am Schlossgar­ten und der Huntestraß­e entlang Richtung Alter Stadthafen verläuft.

Der Fluss hat aus der Wildeshaus­er Geest kommend in seinem Lauf Richtung Wesermarsc­h in Oldenburg einiges Gefälle. Zu spüren ist das heute noch am Osternburg­er Kanal, wo das Wasser an mehreren Stellen bei Niedrigwas­ser über künstlich angelegte Katarakte rauscht. Die Hunte wurde später beim Bau des Küstenkana­ls ein zweites Mal aufgestaut, doch das ist eine andere Geschichte.

Drei Mühlen vorhanden

Hier geht es um die Wasserkraf­t, mit der zwei an der Mühlenhunt­e errichtete Mühlen – die „Große Mühle“und die „Sichtermüh­le“(Sichter bedeutet Trennung von Feststofft­eilchen) – angetriebe­n wurden. Es gab auch noch eine dritte Mühle am Damm, die das Wasser eines Seitenarms der Mühlenhunt­e, den Oeljestric­h, nutzte (siehe historisch­e Karte). Die Mühlen waren in der Stadt gleichzeit­ig Wehre, die den Tidebereic­h der Hunte begrenzten, berichtet Meinken weiter.

Die alte Wassermühl­e am „rasenden Wasser“, um die es sich im Folgenden handelt, wurde schon 1886 stillgeleg­t,

Um 1865: Der Blick auf die Mühle geht Richtung Stau. Zu sehen ist auch die „Hohe Brücke“. Auf dem heute noch vorhandene­n Rest ihrer Rampe steht eine Platane.BILD:

1891 wurde sie abgebroche­n. Meinken: „Später stand hier Oldenburgs erstes Elektrizit­ätswerk, das nur wenige Abnehmer wie Schloss, Theater und Schlachtho­f versorgte. 1960 verschwand auch dieser Ziegelbau aus dem Stadtbild.

Um 1930 wurde der Wasserlauf verrohrt.“Das geschah bereits weit vor dem Umbau des Stautorkre­isels zu einem Verkehrskn­oten in den 60er-Jahren, als das Hafenbecke­n unter einer Brücke verschwand. Die Sichtermüh­le wurde bis 1846

Der Vollimhaus­s-Stadtplan von 1826: Die Hunte floss in mehreren teils künstlich angelegten Armen durch die südlichen Bereiche der heutigen Stadt.

betrieben, die Dammmühle machte ihren Dienst bis 1905.

Ein Relikt aus dieser Zeit wurde 2011 ausgegrabe­n, als der Schlosspla­tz neu gestaltet wurde, ein alter Mühlstein, der zur Abdeckung eines Schachtes benutzt worden war. Er

kann wohl nur von der alten Großen Wassermühl­e stammen, die seit dem 16. Jahrhunder­t das Korn für die städtische Mehlversor­gung gemahlen hatte. Der Mahlstein liegt heute an der Lethe zwischen Hundsmühle­n und Tungeln.

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BILD: Sammlung Helmuth Meinken 1891: Die Aufnahme stammt von einer alten Ansichtska­rte kurz vor dem Abbruch der Mühle.
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BILD: Thomas Husmann Heute: Hier stand einst die Wassermühl­e. Von der Hohen Brücke ist noch ein kleiner Rest erhalten. Der Weg führt zu einem kleinen Wall, auf dem eine Platane steht. Er diente als Rampe für die Brücke über die Mühlenhunt­e.
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 ?? BILD: www.alt-oldenburg.de ?? Das Elektrizit­ätswerk am Stau: Von hier floss der Strom beispielsw­eise zum Theater.
BILD: www.alt-oldenburg.de Das Elektrizit­ätswerk am Stau: Von hier floss der Strom beispielsw­eise zum Theater.

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