Über Walzer im Watt und Zwist mit der Stadt
TTC und TCH suchen verzweifelt nach Trainingsstätten
Oldenburg – 11. November 2017: Bremen. 10. November 2018: Braunschweig. 9. November 2019: Hamburg. In den vergangenen drei Jahren musste die Oldenburger Tanzsportgemeinde nicht weit fahren, um bei den Deutschen Meisterschaften der Formationen farbenfrohe Augenblicke der deutschen Elite zu erhaschen. In diesem Jahr erhellen dagegen gar keine Tanz-Tupfer das November-Grau. Nicht nur die ohnehin schon in den Dezember verschobene DM, die wieder vom Grün-Gold-Club Bremen ausgerichtet werden sollte, wurde wegen fehlender Trainingsmöglichkeiten schon abgesagt. Dem ganzen Tanzsport droht ein nachhaltiger Corona-Blackout. In Oldenburg sehen aktuell speziell Tanz-Turnier-Club (TTC) und Tanzclub Harmonia (TCH) schwarz.
■ Die Situation
„Jetzt geht gar nichts mehr“, stellt Petra Dolch vom TTC verzweifelt fest. Die Corona-Verordnung gestattet seit dem Beginn des November-Lockdown zwar Individualsport mit Personen aus zwei verschiedenen Haushalten, doch fehlen dem ältesten Tanzclub Oldenburgs schlichtweg die Räumlichkeiten. „Normalerweise trainieren wir immer in der Turnhalle an der Gorch-Fock-Straße, der Aula dort oder in der Aula der Grundschule Kreyenbrück, doch diese sind jetzt alle für uns geschlossen“, erklärt Dolch und fügt hinzu: „Die Stadt hat die Turnhalle zunächst nur bis Ende November gesperrt, aber in die Aulen dürfen wir bis Ende Dezember nicht rein. Jetzt wissen wir nicht, wo unsere Paare trainieren sollen.“Dem TCH geht es ähnlich, auch hier findet aufgrund geschlossener Räumlichkeiten kein Tanztraining statt. „Wir bedauern die Situation sehr“, berichtet die Vorsitzende Sonja Pawlas und ergänzt: „Über Whatsapp halten wir uns aber auf dem Laufenden und schicken uns jede Woche Tanzvideos. Das ist schon zu einer internen Challenge geworden.“
■ Die Hilferufe
Viele Tanzschulen mit eigenen Sälen dürfen jedoch Tanztraining veranstalten. Die Ungleichbehandlung sorgt für Zwist. „Wir fühlen uns ein wenig benachteiligt“, sagt Dolch. Mit einem Video, das bereits
während des Lockdown im Frühjahr initiiert wurde, macht der TTC auf seine Lage aufmerksam. Zu sehen sind einige Paare, die an unterschiedlichen Orten in Stadt und Region tanzen. Für Walzer im Watt oder Slowfox vorm Schloss sind Herbst und Winter aber nicht die beste Zeit. „Wir sind alle nicht glücklich mit der Situation. Wir haben die Auflagen in
den ganzen Monaten akribisch umgesetzt, damit uns genau das nicht passiert“, macht Dolch ihrer Enttäuschung Luft. „Die Abstände einzuhalten, wenn es Räumlichkeiten gäbe, wäre für uns kein Problem“, stellt Pawlas klar. Aber die Hilferufe verhallen.
■ Die Hoffnung
Zwei TTC-Paare traten vor einigen Monaten bei „Die Ostsee tanzt!“an, einem der wenigen Turniere seit Beginn der Pandemie. Wie der Hunte-Delme-Pokal im Mai, den der TTC mit dem TSZ Delmenhorst organisiert, wurde auch der für Ende November mit dem TCH geplante Winterball abgesagt. „Das ist alles sehr schade“, sagt Dolch und wünscht sich, dass sich die Sehnsucht nach Turnieren oder zumindest Training bald erfüllen wird: „Unsere Tänzer lieben das Tanzen. Wir hoffen, dass wir im Dezember wieder die Möglichkeit haben, um trainieren zu können.“