Nordwest-Zeitung

Neunjährig­e spendet ihre blonde Mähne

Nina Herkt aus Wardenburg lässt sich im Salon Bremer Haare für guten Zweck abschneide­n

- Von Imke Harms

Wardenburg – Ganze 34 Zentimeter zeigt das Maßband, das Friseur Oliver Bremer aus Wardenburg (Landkreis Oldenburg) an den blonden geflochten­en Zopf von Nina Herkt hält. „Wow“, kann er nur sagen, und die Neunjährig­e strahlt ihn im Spiegel an. „Etwa drei Jahre lang habe ich jetzt gezüchtet, um die Haare eines Tages zu spenden“, berichtet sie, „obwohl ich mich mit kürzeren Haaren eigentlich hübscher finde.“

Ihre Mama Heidi Herkt, selbst mit einer lockigen Kurzhaarfr­isur, hängt schon ein wenig mehr an der langen Mähne der Tochter und sagt: „Ich hoffe einfach, dass es ihr nachher auch gefällt.“

Keine Angst vor Schere

Nina ist da unbesorgt und zuckt nicht mit der Wimper, als die Friseurin Pia Palmer die langen Strähnen in einen dicken Flechtzopf zusammenbi­ndet. Die beiden schauen sich im Spiegel an, wie kurz die Frisur der Grundschül­erin werden darf. Nina ist mutig: „Hinten ruhig noch ein bisschen kürzer als vorne“– und die Mama muss schlucken, sagt jedoch nichts.

Kinderhaar­e für Perücke

Es war vor ein paar Jahren, als Nina davon erfahren hat, dass Kindern, die stark erkrankt sind und denen die Haare ausfallen, am besten eine Perücke aus Kinderhaar­en gefertigt werden kann – und wollte unbedingt helfen. Friseurmei­ster Oliver Bremer weiß auch, warum das so ist: „Kinderhaar­e haben noch eine andere Textur, sind seidiger – und zudem meist komplett gesund. Nicht gefärbt, nicht chemisch behandelt, nicht so oft geföhnt oder geglättet.“

Er freut sich riesig, dass die Neunjährig­e heute in seinem Salon ist. Denn auch hier schlägt die Corona-Krise zu. „Wir haben schon genügend zu tun, aber es ist einfach anders. Es drückt aufs Gemüt. Und da ist so ein Termin doch wirklich ein Lichtblick.“

Mama ist stolz

Dann setzt Pia Palmer die Schere an. Und schneidet. Und schneidet. Setzt die Schere noch einmal anders an. Und schneidet. Das dauert länger als erwartet. Aber die Neunjährig­e schaut tapfer im Spiegel zu und ist ganz froh, als der lange Zopf dann vor ihr liegt. Die Friseurin macht sich an den Schnitt, föhnt die neue, noch ungewohnte Frisur.

Nina schüttelt immer wieder den Kopf: „Ich finde es richtig gut“, sagt sie im Nachhinein. Und auch der Mama gefällt es. Stolz auf ihre Tochter ist sie natürlich sowieso. „Ich finde es klasse, dass Nina das wirklich durchgezog­en hat und sich so für den guten Zweck einsetzt.“

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BILDer: Imke Harms Nach dem Friseurbes­uch: Nina Herkt hat sich ihre Haare wachsen lassen, um sie zu spenden.

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