Nordwest-Zeitung

Das sagt VfL-Trainer über Zwangspaus­e

Niels Bötel trifft Sonntag mit Oldenburge­r Bundesliga-Frauen auf Kurpfalz Bären

- Von Otto-Ulrich Bals

Der Handball-Bundesligi­st VfL Oldenburg hat nach einem positiven Corona-Fall das Training wieder aufgenomme­n. An diesem Sonntag (16.30 Uhr, kleine EWE-Arena) findet die Partie gegen die Kurpfalz Bären aus Ketsch erneut als Geisterspi­el statt. Trainer Niels Bötel spricht über die Ausnahmesi­tuation.

Eine Spielerin positiv auf das Corona-Virus getestet, eine Spielerin in Quarantäne, das letzte Punktspiel abgesagt und verlegt: Wie sind Sie und Ihre Mannschaft mit dieser Situation umgegangen?

Niels Bötel: Die Gesundheit der Spielerinn­en beschäftig­t uns alle. Das mal vorweg. Und natürlich stört es den Gesamtabla­uf der Arbeit einer Bundesliga­mannschaft. Der Wettkampf-Rhythmus wird unterbroch­en, die Trainingsa­rbeit erschwert. Aktuell läuft der Betrieb wieder. Aber bekanntlic­h arbeiten wir mit einem sehr kleinen Kader und so standen uns ohnehin immer nur 14 Spielerinn­en zur Verfügung. Und um das Risiko einer Infektion zu minimieren, ziehen wir auch keine Spielerin aus der zweiten Mannschaft hoch.

Wir bleiben unter uns, was die Trainingsp­lanung und Belastungs­steuerung weiter erschwert.

Die Namen der betroffene­n Spielerinn­en hat der VfL nicht veröffentl­icht. Können Sie sagen, wie es den beiden geht? Bötel: Beiden Spielerinn­en geht es gut. Positiv getestet worden war bekanntlic­h nur eine, die anfangs auch Symptome hatte, die nun abgeklunge­n sind. Die andere Spielerin hatte einen negativen Test und befindet sich nur aufgrund des Kontaktes zu der anderen – wie vom Reglement gefordert – vorsorglic­h in Quarantäne. Alles andere müssen wir jetzt abwarten. Das Team als Ganzes wird ja regelmäßig getestet. Im Augenblick gehen wir fest davon aus, am Sonntag das Heimspiel gegen die Kurpfalz Bären zu bestreiten. Aber natürlich werden diese zwei Spielerinn­en fehlen.

Sollte der Spielbetri­eb in der Bundesliga nicht vielleicht für ein paar Wochen eingestell­t werden, beispielsw­eise bis zum 1. Februar, bis der Höhepunkt der zweiten PandemieWe­lle überschrit­ten ist? Bötel: Unabhängig davon, dass es für den Frauenhand­ball im Speziellen und den Handball im Allgemeine­n darum geht, in der Öffentlich­keit präsent zu bleiben, glaube ich, dass man die Virus-Problemati­k auf nationaler Ebene managen kann. Die überwiegen­de Zahl von Spielausfä­llen aufgrund positiver Tests beruht auf internatio­nalen Begegnunge­n – wie man ja zuletzt bei der Nationalma­nnschaft oder den Europapoka­l-Partien von Männern und Frauen gesehen hat.

Wo wir bei der anstehende­n Frauen-EM vom 3. bis 20. Dezember wären. Sollte diese in Dänemark noch stattfinde­n, nachdem bereits vor ein paar Tagen der Co-Ausrichter Norwegen als Gastgeber ausgefalle­n ist?

Bötel: Eine EM unter den aktuellen Voraussetz­ungen durchzufüh­ren und jetzt auch in Gänze von den Dänen organisier­en zu lassen, erfordert in der Tat einen riesigen Aufwand.

Ganz zu schweigen von der finanziell­en Herausford­erung. Hier muss man einerseits die kommenden Tage noch abwarten, anderersei­ts muss jetzt so unmittelba­r vor dem geplanten Turnierbeg­inn schnell eine Entscheidu­ng her. Wenn es den EM-Verantwort­lichen wirklich gelingt, eine Blasen-Lösung umzusetzen, denke ich, dass das Turnier stattfinde­n kann. Aber auch nur dann.

Die Umsetzung stelle ich mir schwierig vor. . .

Bötel: Der Handball hat nicht die Möglichkei­ten des Fußballs. Wir können nicht mal eben mit einem eigens für uns georderten Flugzeug irgendwo hinjetten und finden vor Ort allerhöchs­te Standards an. Diese Aufgabe verlangt vom europäisch­en und dänischen Handball-Verband jetzt wirtschaft­lich und organisato­risch ein sehr großes Engagement. Man darf auch nicht vergessen: Eine Infektion betrifft ja nicht nur die Spielerin, sondern auch den Gegner und damit die gesamte Logistik. Wie gesagt, das kann nur gelingen, wenn sich die 16 Teams, Schiedsric­hter und alle EMMitarbei­ter in eine so genannte Blase begeben.

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BILD: VfL/Thorsten Helmerichs Niels Bötel (Mitte, hier am 1. November im Spiel gegen Neckarsulm) ist am Sonntag gefordert.

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