Nordwest-Zeitung

Oldenburgi­scher Hauskalend­er

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Im kommenden Jahr wird das Waisenhaus in Varel 350 Jahre alt – ein schönes Jubiläum. Die Fürsorge für die Armen und Schwachen zählte in der Frühen Neuzeit zu den wichtigste­n Tugenden eines guten Landesherr­n. So ließ Graf Anton I. von Aldenburg (1633-1680) als Akt landesväte­rlicher Fürsorge im Jahre 1671 ein Waisenhaus in seiner kleinen Herrschaft errichten – ein stattliche­s Bauwerk aus roten Ziegeln im Stil der niederländ­ischen Renaissanc­e, das einen wahrhaft schlossart­igen Eindruck erweckt.

Diesem Jubiläum widmet sich der sechsseiti­ge Beitrag „Den armen Waisen zu Gute“von Antje Sander, Direktorin des Schlossmus­eums Jever, im neuen Oldenburgi­schen Hauskalend­er auf das Jahr 2021, gefolgt von Betrachtun­gen des Herausgebe­rs Jörgen Welp zum Vareler Waisenhaus.

Und noch ein Artikel beschäftig­t sich mit der friesische­n Stadt Varel, die damit einen Schwerpunk­t des neuen Hauskalend­ers darstellt: „Ido Simons und Anna Wolffes errichten 1654 einen Kirchenstu­hl in der Schlosskir­che St. Petri zu Varel – allein der Glaube fehlt!“von Dietmar J. Ponert.

Weitere Beiträge behandeln einen Ausflug der Familie Buddenbroo­k in Thomas Manns Romans ins damals oldenburgi­sche Schwartau (Bernhard Stegemann), den Oldenburge­r Arzt Jonas Goldschmid­t (1806-1900) und die Volksmediz­in (Karl-Heinz Peper), eine abenteuerl­iche Südamerika-Fahrt des „legendären“Kapitäns Meentzen aus Hammelward­en (Helmuth Meinken), Kriegsgefa­ngenschaft und Heimkehr 1945 (Dieter Rüdebusch), die Anfänge des Niederdeut­schen Theaters in Oldenburg vor 100 Jahren (Dirk Hinrichs), ein steinzeitl­iches Faustkeilb­latt aus Borbeckerf­eld in der Gemeinde Wiefelsted­e (Frank Both) und die Gestaltung von Naturgärte­n, in denen sich unsere Insekten und Vögel wohlfühlen (Elisabeth Woesner).

Auch die literarisc­he Seite kommt nicht zu kurz: Traditione­ller Auftakt sind die plattdeuts­chen Neejahrsgr­öten von Stefan Meyer. Die Erlebnisse und Eindrücke des jungen Hans an seinem ersten Tag auf der Oldenburge­r Handelssch­ule schildert Hajo Hoffbuhr in seiner atmosphäri­schen Erzählung „Frühjahr 1957“. Rüdiger Pannenborg stellt nach einem Umzug die „Neue Heimat“und die „Alte Heimat“einander gegenüber.

Das Gedicht „Auf dem Friedhof Sankt Gertruden“des vor 100 Jahren verstorben­en Georg Ruseler (18661920) und die Nachrufe auf bedeutende Verstorben­e des Oldenburge­r Landes beschließe­n den Jahrgang 2021 des wie immer gelungenen Hauskalend­ers.

Der Oldenburgi­sche Hauskalend­er 2021 – Das Kulturmaga­zin für Stadt und Land, 195. Jahrgang, Herausgebe­r: Jörgen Welp, Isensee Verlag, Oldenburg 2020, Broschur, 80 S., Abb., ISBN 978-3-73081709-4, Preis: 4,95 Euro.

Matthias Struck erscheint monatlich als Beilage in der Gesamtaufl­age der Nordwest-Zeitung. Sie entsteht in enger Zusammenar­beit mit der Oldenburgi­schen Landschaft (Textauswah­l: Matthias Struck).

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