Nordwest-Zeitung

Mörder auf der Yacht

- Tom Werneck empfiehlt neue Spiele

Es gab einst Zeiten, zu denen ein neues Spiel einfach ausgepackt wurde. Heute nennt man das ‚unboxing‘. ‚Killer Cruise‘ zu unboxen ist schon beinahe ein Abenteuer. Erst wird die Schutzband­erole abgeschobe­n. Dass sie notwendig ist erkennt man schnell. Sie verdeckt den Boden der Schachtel. Was sonst als Informatio­nsfläche dient ist schon Teil des Spiels.

Hat man das gesamte Spielmater­ial herausgeho­lt weist eine Inschrift an, nun auch noch den sauber eingepasst­en Schachtele­insatz zu entfernen. Darunter verbirgt sich eine Überraschu­ng. Man klappt die Teile heraus, verschränk­t Laschen und dreht das ganze Gebilde um. Nun zeigt sich der Schachtelb­oden als das Mittelteil eines Schiffs. Bug und Heck schmiegen sich, von Magneten angezogen, weich an. Zugegeben, so etwas habe ich bislang noch nicht in der Hand gehabt.

Zu sehen ist die unterste Ebene einer aufwendige­n Yacht. Verdeckt werden dort Kärtchen verteilt, die am Ende zu einem Psychopath­en führen, der unschädlic­h gemacht werden soll. Doch zunächst kommen mit satt ineinander­greifenden Puzzlestüc­ken noch zwei Etagen darüber. Kärtchen drauf, Figuren drauf – und es kann losgehen.

Halt, noch nicht ganz. Der von dem Psychopath­en ange

heuerte Berufskill­er steht ebenfalls auf dem Oberdeck und wartet nur darauf, einen der Mitspieler nach dem anderen, wenn schon nicht ins Jenseits, so doch wenigstens über Bord zu befördern. Dem gilt es sorgsam auszuweich­en. Zudem müssen die Spieler mit ihren Handkarten gemeinsam Schlüssel zusammentr­agen, mit denen die Deckplatte­n wieder Schicht um Schicht abgetragen werden. Denn erst wenn die untersten Ebene offen liegt, kann man darangehen, über die verzwickte Kombinatio­n der Kärtchen den Übeltäter zu finden. Diese kooperativ­e Mischung aus Lauf und Rätselspie­l ist spannend und zugleich unterhalts­am.

Spannend und zugleich unterhalts­am wie Sebastian Fitzeks Thriller. In diesem Spiel findet man Elemente aus dem Buch ‚Passagier 23‘, die Autor Marco Teubner geschickt und ideenreich umgesetzt hat. An der vielschich­tigen Konstrukti­on der Rätsel muss er lange geknobelt haben.

Sebastian Fitzek: Killer

Cruise von Marco Teubner, Moses, 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren, circa 32 Euro moses-verlag.de

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