Nicht allein
Im Volksmund heißt der kommende Sonntag Totensonntag. In den Kirchengemeinden wird all derer gedacht, die im vergangenen Kirchenjahr aus ihrer Mitte heimgerufen wurden. In Corona-Zeiten ist es bei Abstandswahrung und Platzbegrenzung in den oft kleineren Dorfkirchen nicht leicht, alle die unterzubringen, die gern am Gottesdienst teilnehmen möchten. Manche Gemeinden feiern mehrere Gottesdienste.
Ich erinnere mich an Bestattungen unter strengen Auflagen. Da durften nur 10 Personen zusammenkommen – draußen – und meist dann bereits am Grab. Wie schwer muss es für viele gewesen sein, eben nicht in der gewohnten Weise Abschied nehmen zu dürfen. Wenn es keine Möglichkeit gab, dem MenIch schen, dem ich so gern persönlich die letzte Ehre erwiesen hätte – nicht das letzte Geleit geben zu können.
Für viele war das ganz hart und sehr bitter. Denn es ist ein Moment, den es so ja nie wieder geben wird. Ein Gedenkgottesdienst am Todestag ein Jahr später beispielsweise ist eben nicht das Gleiche.
Und darum ist es gut, dass an diesem Sonntag noch mal all derer gedacht wird, die im vergangenen Jahr heimgerufen wurden. Ich erhalte so Gelegenheit, innezuhalten, eine Kerze anzuzünden, Trost zu empfangen, Geborgenheit zu spüren und auch Trauer und Schmerz zu artikulieren.
darf mich ohne Wenn und Aber an Gott wenden. Ihm ist nichts Menschliches fremd. Er hat in Jesus Christus in die tiefsten Abgründe, und Schmerzen menschlichen Lebens und Leidens geblickt – und durch sein Leiden, Sterben und Auferstehen auch mein Leben auf eine neue Grundlage gestellt. Zwar bringt mir das geliebtes Leben nicht zurück, stellt aber meine Trauer und Einsamkeit in ein anderes wärmeres Licht.
Das Licht von Advent, das Licht des kommenden Herrn, der diese Welt einst von Grund auf verwandeln und erneuern wird. Und ich begreife, dass ich selbst immer nur auf der Reise bin – von ihm zu ihm und ich hier auf der Erde keine bleibende Statt habe – sondern die Zukünftige suche – bis ich bei ihm angekommen bin.
Ingmar Hammann ist Pfarrer in Stedingen