Breher sieht Corona-Protest als „laute Minderheit“
Hannover/Lindern/dpa – Die CDU-Vizevorsitzende Silvia Breher sieht den zunehmend radikalen Protest gegen die Corona-Politik rund um die „Querdenken“-Szene mit Sorge. „Das ist nicht die Mehrheit, das ist eine laute Minderheit. Die große Mehrheit trägt die Maßnahmen mit“, sagte die Bundestagsabgeordnete aus Lindern (Kreis Cloppenburg). „Aber wenn wir von den Menschen Einschränkungen erwarten, dann muss die Politik auch mit einer Stimme sprechen. Das erwarte ich auch von dem nächsten Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten.“
Silvia Breher fällt auf im CDU-Vorstand: Mit ihrer wasserstoffblonden UndercutFrisur sticht die 47-Jährige heraus aus der Riege der grauen Anzüge, für die die Partei in weiten Teilen immer noch steht, Bundeskanzlerin Angela Merkel und CDU-Bundeschefin Annegret Kramp-Karrenbauer zum Trotz.
„So bin ich, und zwar schon lange. Das ist ein Teil von mir“, sagt Silvia Breher. Vor einem Jahr wurde die Anwältin als Vizechefin der CDU gewählt, nach dem Wechsel von Ursula von der Leyen an die Spitze der EU-Kommission. Der ungeschriebene regionale Proporz sah vor, dass auf eine Niedersächsin eine Niedersächsin folgt.
Medial ist Breher seither im Vergleich zu ihren Amtskollegen – Volker Bouffier, Julia Klöckner, Armin Laschet und Thomas Strobl – eher wenig in Erscheinung getreten. Ihre Rolle im CDU-Präsidium sieht sie vor allem als Stimme der Basis, als Vertreterin des Alltags. „Ich bin an der Basis sicher noch ganz anders vernetzt als Kollegen, die schon eine ganze Weile in politischen Spitzenämtern sind“, erzählt Breher und verweist auf ihre drei Kinder und den damit verbundenen Familienalltag.
„Die Sicht der Menschen vor Ort ist unfassbar wichtig für die eigene Balance der Entscheidungen. Je länger man sich in der Berliner Blase befindet, desto weiter ist man von der Wahrnehmung der Menschen entfernt.“
Aufgewachsen ist Breher auf einem Bauernhof in Lindern bei Cloppenburg, in die Politik kam sie erst spät. „Ich bin als totale Quereinsteigerin in die Politik gekommen“, sagt sie selbst. Von 2000 bis 2011 arbeitete sie als selbstständige Rechtsanwältin und vertrat dabei vor allem Handwerker in Fragen des Baurechts. Anschließend engagierte sie sich auf Kreisebene im Landvolk, dem niedersächsischen Bauernverband, bevor sie 2017 im Wahlkreis CloppenburgVechta, einer CDU-Hochburg, in den Bundestag gewählt wurde.
Dass es in der CDU besonders schwer sein soll, sich als Frau durchzusetzen, kann Breher nicht bestätigen. „Ich kann nur von meinen Erfahrungen berichten: Ich bin nicht behindert worden, sondern habe mich im Wahlkreis gegen drei Männer durchgesetzt. Das wurde mir nicht geschenkt“, sagt sie – ergänzt aber auch: „Wir brauchen den Kompromiss für die Frauenquote in der CDU, davon bin ich sehr überzeugt.“