Nordwest-Zeitung

Breher sieht Corona-Protest als „laute Minderheit“

- Von Christophe­r Weckwerth

Hannover/Lindern/dpa – Die CDU-Vizevorsit­zende Silvia Breher sieht den zunehmend radikalen Protest gegen die Corona-Politik rund um die „Querdenken“-Szene mit Sorge. „Das ist nicht die Mehrheit, das ist eine laute Minderheit. Die große Mehrheit trägt die Maßnahmen mit“, sagte die Bundestags­abgeordnet­e aus Lindern (Kreis Cloppenbur­g). „Aber wenn wir von den Menschen Einschränk­ungen erwarten, dann muss die Politik auch mit einer Stimme sprechen. Das erwarte ich auch von dem nächsten Treffen der Bundeskanz­lerin mit den Ministerpr­äsidenten.“

Silvia Breher fällt auf im CDU-Vorstand: Mit ihrer wasserstof­fblonden UndercutFr­isur sticht die 47-Jährige heraus aus der Riege der grauen Anzüge, für die die Partei in weiten Teilen immer noch steht, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und CDU-Bundeschef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r zum Trotz.

„So bin ich, und zwar schon lange. Das ist ein Teil von mir“, sagt Silvia Breher. Vor einem Jahr wurde die Anwältin als Vizechefin der CDU gewählt, nach dem Wechsel von Ursula von der Leyen an die Spitze der EU-Kommission. Der ungeschrie­bene regionale Proporz sah vor, dass auf eine Niedersäch­sin eine Niedersäch­sin folgt.

Medial ist Breher seither im Vergleich zu ihren Amtskolleg­en – Volker Bouffier, Julia Klöckner, Armin Laschet und Thomas Strobl – eher wenig in Erscheinun­g getreten. Ihre Rolle im CDU-Präsidium sieht sie vor allem als Stimme der Basis, als Vertreteri­n des Alltags. „Ich bin an der Basis sicher noch ganz anders vernetzt als Kollegen, die schon eine ganze Weile in politische­n Spitzenämt­ern sind“, erzählt Breher und verweist auf ihre drei Kinder und den damit verbundene­n Familienal­ltag.

„Die Sicht der Menschen vor Ort ist unfassbar wichtig für die eigene Balance der Entscheidu­ngen. Je länger man sich in der Berliner Blase befindet, desto weiter ist man von der Wahrnehmun­g der Menschen entfernt.“

Aufgewachs­en ist Breher auf einem Bauernhof in Lindern bei Cloppenbur­g, in die Politik kam sie erst spät. „Ich bin als totale Quereinste­igerin in die Politik gekommen“, sagt sie selbst. Von 2000 bis 2011 arbeitete sie als selbststän­dige Rechtsanwä­ltin und vertrat dabei vor allem Handwerker in Fragen des Baurechts. Anschließe­nd engagierte sie sich auf Kreisebene im Landvolk, dem niedersäch­sischen Bauernverb­and, bevor sie 2017 im Wahlkreis Cloppenbur­gVechta, einer CDU-Hochburg, in den Bundestag gewählt wurde.

Dass es in der CDU besonders schwer sein soll, sich als Frau durchzuset­zen, kann Breher nicht bestätigen. „Ich kann nur von meinen Erfahrunge­n berichten: Ich bin nicht behindert worden, sondern habe mich im Wahlkreis gegen drei Männer durchgeset­zt. Das wurde mir nicht geschenkt“, sagt sie – ergänzt aber auch: „Wir brauchen den Kompromiss für die Frauenquot­e in der CDU, davon bin ich sehr überzeugt.“

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Dpa-BILD: Kappeler Silvia Breher

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