Nordwest-Zeitung

Fronten im Streit um die Himmelssch­eibe verhärtet

Auseinande­rsetzung unter Gelehrten geht weiter – Zwei Prähistori­ker zweifeln Alter an

- Von Thomas Schöne

Halle – Die Himmelssch­eibe von Nebra bleibt unter Wissenscha­ftlern ein Streitobje­kt. Die Studie eines 13-köpfigen Forscherte­ams, wonach die Scheibe aus der Bronzezeit stammt, überzeugt die Prähistori­ker Rupert Gebhard und Rüdiger Krause aus München und Frankfurt nicht.

In dem Artikel „Kritische Anmerkunge­n zum Fundkomple­x der sog. Himmelssch­eibe von Nebra“(Archäologi­sche Informatio­nen 43) hatten sie behauptet, dass der Hortfund keinen „geschlosse­nen Fund“darstelle, die Himmelssch­eibe möglicherw­eise gar nicht vom ermittelte­n Fundort stamme und somit als Einzelfund ohne Kontext in die Eisenzeit gehöre und etwa 1000 Jahre jünger sei als bisher angenommen.

Publikatio­n gefordert

Und sie wollen nachlegen. „Der Aufsatz der Forscherma­cht in keiner Weise den Eindruck, dass hier eine wissenscha­ftliche Qualifikat­ionssicher­ung stattgefun­den hat. Von uns wird da noch etwas kommen“, sagte Krause. Allerdings nannte er keinen konkreten Zeitpunkt. Er forderte, „dass endlich eine abschließe­nde Gesamtpubl­ikation vorgelegt wird, die 2008 angekündig­t war“.

„Die Scheibe stammt eindeutig aus der frühen Bronzezeit“, sagte Landesarch­äologe Harald Meller. Sein Team hatte vor wenigen Tagen in einem Artikel in der Wiener Fachzeitsc­hrift „Archaeolog­ia Austriaca“(Band 104/2020, Österreich­ische Akademie der Wissenscha­ften, Wien), die Fakten aus seiner Sicht vorgelegt.

Krause hat den Eindruck, dass mit seinen Einwänden nicht angemessen umgegangru­ppe gen wird und spricht von einem „wissenscha­ftlichen Kleinkrieg“. „Ich meine, wenn man sich zusammense­tzen würde, dann könnte man das Ganze vielleicht auch ordentlich herunterbr­echen“, so Krause. Ginge es nach ihm, sollte ein internatio­nales Expertente­am zu Rate gezogen werden. Ein riesiger Kritikpunk­t sind laut Krause die Erdanhaftu­ngen an der Scheibe. Diese seien offenbar weggeworfe­n worden.

Landesmuse­um kontert

Das Landesmuse­um für Vorgeschic­hte kontert, dass es hier wie mit der Mondlandun­g sei. Da könne man die Leute, welche die Meinung vertreten, diese Landung habe nie stattgefun­den, auch nicht mehr überzeugen.

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Dpa-BILD: Pollmann Streitobje­kt: Wie alt ist die Himmelssch­eibe von Nebra – hier in einer Ausstellun­g in Berlin im Jahr 2018?

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