Nordwest-Zeitung

Mietverhäl­tnisse auf dem Prüfstand

So soll es in Oldenburg mit dem „Grauen Wohnungsma­rkt“weitergehe­n

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg – Der „Graue Wohnungsma­rkt“steht erneut auf der Tagesordnu­ng des Sozialauss­chusses der Stadt Oldenburg und wird in der Sitzung an diesem Montag wohl das beherrsche­nde Thema sein. Die Verwaltung der Stadt Oldenburg hat in den vergangene­n Wochen eine Handlungsr­ichtlinie zum Umgang mit Mietobjekt­en im Grauen Wohnungsma­rkt erarbeitet, die zu diesem Termin präsentier­t werden soll.

Als Grauer Wohnungsma­rkt wird ein System bezeichnet, in dem Vermieter kleine Einzelzimm­er zu Höchstprei­sen (bis zu 580 Euro) an Menschen vermieten, die auf dem normalen Wohnungsma­rkt kaum eine Chance haben, an Wohnraum zu kommen. Diese Wohnverhäl­tnisse sind in Einzelfäll­en aus unterschie­dlichen Gründen sogar als prekär zu bezeichnen.

Ziel der Stadtverwa­ltung im Kampf gegen den Grauen Wohnungsma­rkt ist zuallerers­t, den Menschen zu helfen, die ihre Lebenssitu­ation auch ändern wollen. „Denn das ist nicht immer der Fall“, sagt Sozialdeze­rnentin Dagmar Sachse im Gespräch mit unserer Redaktion.

Aus diesem Grund sei es unmöglich, den Grauen Wohnungsma­rkt komplett auszutrock­nen – was in der Vergangenh­eit mehrfach von Mitglieder­n verschiede­ner Stadtratsf­raktionen gefordert wurde. „Wir müssen diesen Markt leider in einer gewissen Größe akzeptiere­n“, sagt Sachse.

Dennoch gibt es verschiede­ne Ansätze, die die Stadt verfolgen will, um der Problemati­k zu begegnen. Zwei davon sind die Mietverhäl­tnisse und die Schaffung von Wohnaltern­ativen.

■ Die Mietverhäl­tnisse

Ein Vorschlag sieht vor, dass Mieten bei Neuverträg­en den jeweiligen Wohnverhäl­tnissen angepasst werden. Die Verwaltung ist in dieser Hinsicht bestrebt, im Gespräch mit den verschiede­nen Vermietern eine Verbesseru­ng der Wohnverhäl­tnisse und der vertraglic­hen Ausgestalt­ung zu erreichen.

Kriterien für die Bemessung der Mieten sind unter anderem der Zustand der Räume bei Bezug und während der Nutzungsze­it; der Zustand des zur Verfügung gestellten Mobiliars, der Gemeinscha­ftsküchen und -sanitärräu­me; das Vorhandens­ein persönlich­er Türklingel­n und Briefkäste­n sowie die Identifizi­erbarkeit der Einzelzimm­er durch eindeutige Bezeichnun­gen.

„Wir legen darüber hinaus großen Wert auf die Wahrung von Persönlich­keitsrecht­en und die mieterfreu­ndliche Ausgestalt­ung der Verträge“, berichtet Bernd-Günter Schwabe, Leiter des Amtes für Teilhabe und Soziales.

■ Wohnaltern­ativen

Darüber hinaus soll Menschen, die in prekären Wohnverhäl­tnissen leben oder davon bedroht sind, eine Perspektiv­e geboten werden. Das Diakonisch­e Werk hat in diesem Zusammenha­ng ein Konzept entworfen, das sich um solche Handlungsp­erspektive­n für Wohnungsno­tfälle dreht. Neben der nachhaltig­en Verbesseru­ng der Wohn- und Lebenssitu­ation der Menschen, die von Wohnungsno­tfällen betroffen sind, soll der Graue Wohnungsma­rkt durch die Schaffung von Wohnaltern­ativen mit ergänzende­n Unterstütz­ungsangebo­ten begrenzt werden.

Dabei wird das Prinzip „Housing First“favorisier­t. Dabei sollen Menschen nicht erst unter Beweis stellen müssen, eigenständ­ig wohnen zu können. Priorität hat das Wohnen in einer abgesicher­ten Unterkunft. Ergänzend gibt es Unterstütz­ungsangebo­te.

Das Konzept sieht unter anderem vor, dass die Diakonie 15 Wohnungen anmietet, die an Personen untervermi­etet werden können, die in unzumutbar­en Wohnverhäl­tnissen leben. Unter dem Titel „Hotel Plus“soll für Menschen, die Probleme haben, Grundanfor­derungen eines Mietverhäl­tnisses sicherzust­ellen (Selbstvers­orgung, Reinigung, Beachtung der Hausordnun­g, etc.), eine Wohnform mit Hilfsangeb­oten entstehen.

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BILD: Christian J. Ahlers Diskussion im Sozialauss­chuss: Der Graue Wohnungsma­rkt beschäftig­t die Mitglieder des Ausschusse­s bereits seit mehr als einem Jahr.
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BILD: Christian Ahlers Sozialdeze­rnentin der Stadtverwa­ltung Oldenburg: Dagmar Sachse
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BILD: Christian Ahlers Leitet das Amtes für Teilhabe und Soziales: Bernd-Günter Schwabe

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