Nordwest-Zeitung

Naturfotog­raf inszeniert Eisvogel-Bild

Oldenburge­r Profi macht in Freizeit neues Projekt – Sehenswert­e Aufnahmen gelungen

- Von Karsten Röhr

Oldenburg/Wahnbek/Varel – Der Eisvogel gilt als einer der hübscheste­n Vögel, den diese Breiten aufzuweise­n haben. Schön und scheu. Meisterfis­cher, Königsfisc­her, blauer Blitz und fliegender Edelstein wird er genannt, ein Vogel der Superlativ­e. Der Naturschut­zbund schreibt: „Obwohl er nirgends häufig und nicht leicht zu beobachten ist, ist er einer der bekanntest­en Vertreter unserer Vogelwelt.“Er ist der einzige Vertreter der EisvogelFa­milie in Mitteleuro­pa, seine Färbung ist exotisch und unverwechs­elbar und er betreibt spektakulä­ren Fischfang.

Auch den Oldenburge­r Profifotog­rafen Markus Hibbeler (Getty Images und Freelance), der in Wahnbek wohnt, fasziniert der Eisvogel extrem. In aufwendige­n Projekten hat der 40-jährige Naturfreun­d ihn schon aufs Schönste eingefange­n. Entdeckt hat Hibbeler ihn an der mittleren Hunte, auch am Olantis kann man ihn hin und wieder entdecken. Hibbeler sagt: „Vor zwei Jahren hieß es, dass es nur ungefähr fünf Brutpaare an der Hunte gibt, und die ist immerhin 200 Kilometer lang. Etwa 50 Paare sollen es zwischen Norddeich und Vechta sein. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber man sieht ihn selten.“

Ein unauffälli­ger Vogel

Zumal er weniger ins Auge sticht, als man denken könnte. Trotz seiner Buntheit ist der Eisvogel nicht auffällig. Der Nabu-Vogelschut­zexperte Lars Lachmann sagt: „Gerade die intensive Färbung verschafft dem Eisvogel beste Tarnung in seinem Lebensraum: Im ständigen Wechselspi­el aus Licht und Schatten am Ufer lösen sich seine Konturen regelrecht auf und er ist mitunter schwer zu entdecken.“

Der „blaue Blitz“erbeutet Fische per Fangstoß. Dazu lauert er auf Sitzwarten bis zu zwei Meter über der Wasserober­fläche oder schwebt im Rüttelflug und stößt dann hinab, taucht bis zu einem Meter zügig zu, in weniger als einer Sekunde nach dem Eintauchen. Mit der Beute im Schnabel starten Eisvögel mit

Rückzug nach erfolgreic­hem Fangstoß: Markus Hibbeler fotografie­rte den Eisvogel unter Wasser – nach tagelangem Warten im Garten seiner Eltern und mit Hilfe eines Aquariums, den blauen Effekt erzielte er mit einer Folie.

Im Sturzflug im Garten in Varel-Obenstrohe.

abperlende­n Wassertrop­fen durch oder bleiben kurz mit ausgebreit­eten Flügeln auf der Wasserober­fläche liegen. Um die Beute zu erkennen, brauchen sie klare Sicht.

Weil Hibbeler, sonst vielbeschä­ftigt, durch Corona viele Aufträge weggebroch­en sind, verbindet er die Fotografie zurzeit noch stärker als bisher mit seinem großen Hobby, der Natur und den Tieren. Als der Fotograf mitbekam, dass einer

Markus Hibbeler hat die Corona-Zwangspaus­e für ein Eisvogel-Projekt im Garten seiner Eltern genutzt.

der seltenen Solisten im Bereich des Gartens seiner Eltern gesichtet wurde, legte der 40Jährige ein neues Projekt auf.

Ziel: Ein Sturzflug-Foto

Zunächst wollte er den Eisvogel „nur“im Sturzflug fotografie­ren, als das aber schon nach wenigen Stunden klappte, wollte er mehr: eine Tauchszene. Der Fotograf baute ein Tarnzelt neben dem Fischteich

auf. Aber es stellte sich heraus, dass das Teichwasse­r keine zufriedens­tellenden Aufnahmen zuließ, weil die Bilder zu dunkel werden würden. Hibbeler löste das Problem mit einem Kniff: durch ein Aquarium mit Köderfisch­en neben dem Teich. Am Aquarium brachte er eine Kamera und schräg darüber mit einer Forke eine Ansitzwart­e an – mit bestem Blick auf die schmackhaf­ten Fische.

Auch in dem Garten – auf der Ansitzwart­e.

Nun hieß es warten. Tag um Tag setzte sich der Fotograf ins Zelt und wartete auf den Eisvogel. Langweilig wurde ihm nicht: „Man wird Teil der Natur“, sagt Hibbeler. Nach etwa zehn Tagen zahlte sich das Warten aus: Der Vogel stürzte sich vom Forkenstie­l ins Aquarium und stieß zu. Der Fotograf war auf Zack – und ist jetzt überglückl­ich: „Ich habe mir nicht erträumen können, was mir da für ein Foto gelingt“.

 ?? BILD: Markus Hibbeler ??
BILD: Markus Hibbeler
 ?? BILD: NonstopNew­s ??
BILD: NonstopNew­s
 ?? BILD: Markus Hibbeler ??
BILD: Markus Hibbeler
 ?? BILD: M. Hibbeler ??
BILD: M. Hibbeler

Newspapers in German

Newspapers from Germany