Naturfotograf inszeniert Eisvogel-Bild
Oldenburger Profi macht in Freizeit neues Projekt – Sehenswerte Aufnahmen gelungen
Oldenburg/Wahnbek/Varel – Der Eisvogel gilt als einer der hübschesten Vögel, den diese Breiten aufzuweisen haben. Schön und scheu. Meisterfischer, Königsfischer, blauer Blitz und fliegender Edelstein wird er genannt, ein Vogel der Superlative. Der Naturschutzbund schreibt: „Obwohl er nirgends häufig und nicht leicht zu beobachten ist, ist er einer der bekanntesten Vertreter unserer Vogelwelt.“Er ist der einzige Vertreter der EisvogelFamilie in Mitteleuropa, seine Färbung ist exotisch und unverwechselbar und er betreibt spektakulären Fischfang.
Auch den Oldenburger Profifotografen Markus Hibbeler (Getty Images und Freelance), der in Wahnbek wohnt, fasziniert der Eisvogel extrem. In aufwendigen Projekten hat der 40-jährige Naturfreund ihn schon aufs Schönste eingefangen. Entdeckt hat Hibbeler ihn an der mittleren Hunte, auch am Olantis kann man ihn hin und wieder entdecken. Hibbeler sagt: „Vor zwei Jahren hieß es, dass es nur ungefähr fünf Brutpaare an der Hunte gibt, und die ist immerhin 200 Kilometer lang. Etwa 50 Paare sollen es zwischen Norddeich und Vechta sein. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber man sieht ihn selten.“
Ein unauffälliger Vogel
Zumal er weniger ins Auge sticht, als man denken könnte. Trotz seiner Buntheit ist der Eisvogel nicht auffällig. Der Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann sagt: „Gerade die intensive Färbung verschafft dem Eisvogel beste Tarnung in seinem Lebensraum: Im ständigen Wechselspiel aus Licht und Schatten am Ufer lösen sich seine Konturen regelrecht auf und er ist mitunter schwer zu entdecken.“
Der „blaue Blitz“erbeutet Fische per Fangstoß. Dazu lauert er auf Sitzwarten bis zu zwei Meter über der Wasseroberfläche oder schwebt im Rüttelflug und stößt dann hinab, taucht bis zu einem Meter zügig zu, in weniger als einer Sekunde nach dem Eintauchen. Mit der Beute im Schnabel starten Eisvögel mit
Rückzug nach erfolgreichem Fangstoß: Markus Hibbeler fotografierte den Eisvogel unter Wasser – nach tagelangem Warten im Garten seiner Eltern und mit Hilfe eines Aquariums, den blauen Effekt erzielte er mit einer Folie.
Im Sturzflug im Garten in Varel-Obenstrohe.
abperlenden Wassertropfen durch oder bleiben kurz mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasseroberfläche liegen. Um die Beute zu erkennen, brauchen sie klare Sicht.
Weil Hibbeler, sonst vielbeschäftigt, durch Corona viele Aufträge weggebrochen sind, verbindet er die Fotografie zurzeit noch stärker als bisher mit seinem großen Hobby, der Natur und den Tieren. Als der Fotograf mitbekam, dass einer
Markus Hibbeler hat die Corona-Zwangspause für ein Eisvogel-Projekt im Garten seiner Eltern genutzt.
der seltenen Solisten im Bereich des Gartens seiner Eltern gesichtet wurde, legte der 40Jährige ein neues Projekt auf.
Ziel: Ein Sturzflug-Foto
Zunächst wollte er den Eisvogel „nur“im Sturzflug fotografieren, als das aber schon nach wenigen Stunden klappte, wollte er mehr: eine Tauchszene. Der Fotograf baute ein Tarnzelt neben dem Fischteich
auf. Aber es stellte sich heraus, dass das Teichwasser keine zufriedenstellenden Aufnahmen zuließ, weil die Bilder zu dunkel werden würden. Hibbeler löste das Problem mit einem Kniff: durch ein Aquarium mit Köderfischen neben dem Teich. Am Aquarium brachte er eine Kamera und schräg darüber mit einer Forke eine Ansitzwarte an – mit bestem Blick auf die schmackhaften Fische.
Auch in dem Garten – auf der Ansitzwarte.
Nun hieß es warten. Tag um Tag setzte sich der Fotograf ins Zelt und wartete auf den Eisvogel. Langweilig wurde ihm nicht: „Man wird Teil der Natur“, sagt Hibbeler. Nach etwa zehn Tagen zahlte sich das Warten aus: Der Vogel stürzte sich vom Forkenstiel ins Aquarium und stieß zu. Der Fotograf war auf Zack – und ist jetzt überglücklich: „Ich habe mir nicht erträumen können, was mir da für ein Foto gelingt“.