Nordwest-Zeitung

Währungsre­form von Alliierten per Gesetz geregelt

40 DM pro Person – Besatzungs­geld behielt zunächst seine Gültigkeit

- Von Elke Bonk

Bloherfeld­e/Haarentor – Im Laufe des Monats März 1948 flüsterte man sich zu, dass die Alliierten etwas gegen die fehllaufen­de Bewirtscha­ftung im besetzten Deutschlan­d tun wollten. Jeder wusste, dass zu viel Geld im Umlauf, Deutschlan­d total verschulde­t und stützungsb­edürftig war. Doch über entspreche­nde Gegenmaßna­hmen ließ man die Bevölkerun­g zunächst im Dunkeln. „Da werden wir kleinen Leute wieder betrogen!“, höre ich meine Mutter noch sagen.

Die Befreier erließen per 21. Juni 1948 ein neues Währungsge­setz, das aber erst am 18. Juni veröffentl­icht wurde. Es wurde ein neues Geld eingeführt, die Deutsche Mark (DM). Das Altgeld, die Reichsmark, musste abgeliefer­t werden und Kontenstän­de gemeldet werden. Am frühen Sonntagmor­gen des 21. 6. 1948 gab es das neue Geld. Jeder Bürger bekam 60 DM in Scheinen 20, 5 und 1 DM. Diese Scheine waren in den USA gedruckt worden. Es sollten noch Kleingeld-Münzen folgen, die aber nicht sofort zur Verfügung standen.

Das zwischenze­itlich eingeführt­e Besatzungs­geld behielt Gültigkeit. Jede Person erhielt aber zunächst nur 40 DM. Die Bankguthab­en wurden bei der Umstellung mit 10:1 verrechnet. Aber gerade unseren Haushalt erwischte es: Aus politische­n Gründen wurde das private Vermögen ersatzlos gestrichen.

Als Mutter kurz vorher von all dem erfuhr, wollte sie vom vorhandene­n Bargeld noch irgendetwa­s umsetzen. Doch in den Läden gab es nichts. Entweder hatten die Läden geschlosse­n, angeblich wurde umgebaut oder es war alles ausverkauf­t.

„Der kleine Mann wird doch wieder für dumm vervon kauft!“meinte Mutter. Gleich am nächsten Wochentag glaubten die Leute nicht, was sie sahen: Die Schaufenst­er waren voll neuer Ware. Auf einem Mal waren Lebensmitt­el, Kleidung und Luxusartik­el wieder frei verfügbar. Die neue Währung mit der DM wurde schnell aufgenomme­n und wurde für die Deutschen zum Erfolg.

In schöner Erinnerung ist mir geblieben, dass meine Freundinne­n Elke und Irmgard Sahnebonbo­ns kauften und auch Lakritz, die sie genüsslich auf der Treppe bei uns vor dem Haus schlickert­en. Ich lief rüber zu unserem Schlachter und kaufte mir eine Scheibe Leberwurst.

Das war das neue Leben nach der Währungsre­form. Und nun endlich durfte ich ein Haustier haben, meine Minka, die uns allen ein lieber Begleiter wurde.

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ArchivBILD: Deutsche Bundesbank D-Mark-Scheine, die zum Teil bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunder­ts genutzt wurden.
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BILD: Archiv Plötzlich wieder alles da: Im Juni 1948 füllten sich mit der Währungsre­form die Schaufenst­erauslagen.

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