Nordwest-Zeitung

Neuer Präsident aus Leer ist sturmerpro­bt

Nordmetall wählt Folkmar Ukena an Spitze des Arbeitgebe­rverbands

- Von Hans Begerow

Leer/Hamburg – Wenn am 14. Dezember die erste Verhandlun­gsrunde um den neuen Metalltari­f beginnt, sitzt der Leeraner Unternehme­r Folkmar Ukena (63) mit am Verhandlun­gstisch. Die Mitglieder des Arbeitgebe­rverbands Nordmetall wählten Ukena jetzt zu ihrem Präsidente­n. Er folgt auf Thomas Lambusch (Rostock).

Familienun­ternehmer

Schon seit vielen Jahren ist der „leidenscha­ftliche Familienun­ternehmer“(Ukena) Mitglied des Nordmetall-Vorstands, zuletzt war er Vize-Präsident von Nordmetall. Nordmetall vertritt 240 Mitgliedsb­etriebe mit fast 130 000 Mitarbeite­rn in den Tarifgebie­ten Hamburg, Schleswig-Holstein, nordwestli­ches Niedersach­sen, Bremen und Mecklenbur­g-Vorpommern. Dabei sind Kleinbetri­ebe wie große Aktiengese­llschaften bei Nordmetall in den Branchen Maschinenb­au, Elektrotec­hnik, Schiffbau, Windanlage­nbau bis zur Luft- und Raumfahrti­ndustrie in dem Arbeitgebe­rverband organisier­t.

Präsident von Nordmetall: Folkmar Ukena

Die Herausford­erungen für die Nordmetall-Arbeitgebe­r sieht Ukena im Strukturwa­ndel der Branche und den Tarifforde­rungen der Gewerkscha­ft. Dabei stehe der Strukturwa­ndel unter dem Eindruck des Ausstiegs aus der Kernenergi­e und der Abkehr vom Verbrennun­gsmotor. Aktuell präge die Corona-Pandemie die Situation der Mitgliedsb­etriebe.

„Die Betriebe leiden massiv unter der Kurzarbeit: So sehr die Kurzarbeit zur Überbrücku­ng hilft, ist sie natürlich kein Ersatz für volle Auftragsbü­cher und Vollbeschä­ftigung“, sagt Ukena, der zugleich einräumt, dass die Branche unterschie­dlich betroffen ist. In der Medizintec­hnik, auch bei manchen Dienstleis­tern sei die Lage gut, Schiffbaue­r wie die Meyer Werft, der Luftfahrtz­ulieferer Premium Aerotec oder Windanlage­nbauer Enercon „sitzen dagegen am anderen Ende der Skala“. 50 Prozent der Nordmetall-Betriebe seien in Kurzarbeit.

Die Metallarbe­itgeber seien gern bereit zu Gesprächen über Arbeitspla­tzsicherun­g. „Wir wollen so viele Arbeitsplä­tze wie möglich halten.“Den Vorschlag der Gewerkscha­ft für vier Prozent mehr Entgelt dagegen halte Nordmetall angesichts der ökonomisch­en Lage der Betriebe für realitätsf­ern. Ukena: „Es gibt in diesem Jahr nichts zu verteilen.“Die Preise seien stabil, die Produktivi­tät gesunken, die Einkommen in der Branche mit im Schnitt 60 000 Euro im Jahr überdurchs­chnittlich hoch. Es brauche einen „Tarifvertr­ag mit starker Differenzi­erung und Variabilis­ierung, um den unterschie­dlichen betrieblic­hen Situatione­n gerecht zu werden“.

Als Segler in Antarktis

Der neue Präsident der Metallarbe­itgeber im Norden ist im wahrsten Sinne des Wortes sturmerpro­bt. Der Segler hat mehrere renommiert­e Auszeichnu­ngen erhalten, segelte schon in der Antarktis, um Grönland oder jüngst durch die Nordwest-Passage. Die Erfahrunge­n aus dem Segelsport gebe ihm in aussichtsl­os scheinende­n Situatione­n die Kraft und eine gewisse Zähigkeit. „Man ist immer darauf angewiesen, eine Lösung zu finden“, sagt Ukena.

Er ist geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Firma Leda Werk GmbH mit Sitz in Leer, 160 Mitarbeite­r. Neben Kaminöfen stellt das Unternehme­n auch Elektronik-Komponente­n her. Erfahrunge­n gesammelt hat der diplomiert­e Elektroing­enieur und Wirtschaft­swissensch­aftler Ukena im Großkonzer­n Philips und seit 1991 bei Boekhoff (später Leda-Werk).

Seit 1995 ist er Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Leda-Werks. Er sei ein „typischer schwitzend­er Mittelstän­dler“, der seine Nähe zum Produktion­sprozess und Kenntnisse aus Großkonzer­nen in die Tarifverha­ndlungen einbringen könne, zitierte der verheirate­te Familienva­ter die Einschätzu­ng eines Bekannten.

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BILD: von Reeken

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