Nordwest-Zeitung

Wenn Langeweile ein Erfolg ist

Wie Werder sich 1:1 in München erkämpfte und Remis-Rekord aufstellte

- Von Lars Blancke Und Christian Kunz

München/Bremen – Diese Bestmarke ist kurios – und sie ist eigentlich nicht erstrebens­wert. Zum fünften Mal in Folge 1:1 zu spielen, bringt eine Fußballman­nschaft tabellaris­ch nicht nach vorn. Im Gegenteil: Man tritt auf der Stelle. Wenn man sich diesen skurrilen Bundesliga-Rekord aber mit einem 1:1 bei Bayern München sichert, dann löst die Monotonie in den Zahlen dennoch Begeisteru­ng aus.

„Jetzt haben wir ihn – den wahrschein­lich zweitlangw­eiligsten Rekord der Bundesliga­Geschichte nach am längsten 0:0 gespielt“, witzelte Trainer Florian Kohfeldt gut gelaunt, nachdem seine Mannschaft „extrem disziplini­ert verteidigt“und so endlich das Thema Negativlau­f gegen den FC Bayern hatte. 22 Pflichtspi­ele in Serie hatte Werder gegen den Rekordmeis­ter verloren, war seit dem September 2010 immer als Verlierer vom Platz gegangen. Das Ende der Serie sowie die siebte unbesiegte Partie in Folge unterstrei­chen, dass die Bremer konstanter auftreten als in der Vorsaison.

Das sagt der Trainer

„Die Mannschaft arbeitet hart an sich und spielt leidenscha­ftlich

Fußball. Sie geht auch fußballeri­sch Schritte“, sagte Kohfeldt. Das gegen die „beste Mannschaft der Welt“umgesetzt zu haben, „kann uns helfen, den Glauben weiter zu stärken.“Mit elf Punkten aus acht Partien steht Werder weiter im gesicherte­n Mittelfeld und hat sich schon eine große Lücke zu der Region erarbeitet, in der das Team quasi die komplette vergangene Saison verbracht hat. „Wenn wir den Weg weiter gehen, werden wir – auch wenn wir mal einen Rückschlag haben – eine sehr stabile Saison spielen“, zeigte sich Kohfeldt zufrieden.

Werders stärken

Erneut zeigte Werder, dass es dem Team liegt, wenn der Gegner das Spiel macht – nur in München war das bisher nicht gelungen. Dieses Mal aber überzeugte­n die Bremer

gegen Robert Lewandowsk­i und Co. mit einem bemerkensw­ert guten Defensivau­ftritt – und nicht nur das. Werder spielte mutig nach vorn, vor allem in der ersten Halbzeit. Wenn man nur die klaren Torchancen betrachtet, wäre für Torschütze Maximilian Eggestein (45. Minute) und Co. sogar mehr drin gewesen. Vor allem Joshua Sargent, aber auch Leonardo Bittencour­t und Milot Rashica hatten bei aller Ballbesitz-Überlegenh­eit der Münchner gute Torgelegen­heiten.

Das sagen die Spieler

„Ich bin sogar einen ganz kleinen Hauch enttäuscht, weil mehr möglich gewesen wäre“, gestand Eggestein, der von Kohfeldt als „überragend­er Spieler“seiner Elf geadelt wurde. „Natürlich hatte Bayern viel Ballbesitz und den Ball gut von links nach rechts gespielt, aber wenn man die vielen klaren Torchancen sieht, hätte man auch zwei Punkte mehr mitnehmen können“, meinte Ömer Toprak, der in der Dreierkett­e mit Marco Friedl und Christian Groß eine ganze starke Leistung ablieferte. „Wir wollten kompakt stehen, das ist uns von der ersten bis zur letzten Minute gut gelungen“, meinte Friedl.

Die schwere Aufgabe

Der Punkt in München tat vor allem auch deswegen gut, weil an diesem Freitag (20.30 Uhr) in Wolfsburg eine weitere schwierige Auswärtsau­fgabe wartet. Der VfL ist in dieser Saison noch ungeschlag­en, hat sich mit dem dritten Sieg in Serie (2:0 bei Schalke 04) inzwischen auf den fünften Platz vorgearbei­tet. „Das sind zu viele Unentschie­den, das müssen wir bald ändern – hoffentlic­h schon am Freitag. Auf Dauer gibt uns das nicht viel“, meinte Linksverte­idiger Ludwig Augustinss­on mit Blick auf die Bremer Remis-Bestmarke. „Wir versuchen im positiven Sinne in den nächsten Spielen die Serie zu brechen und nicht noch auszubauen“, würde sich Kohfeldt freuen, wenn die Langeweile bei den Ergebnisse­n dann doch bald ein Ende hat.

 ?? BILD: Imago ?? Hier gab es für Münchens Robert Lewandowsk­i (rechts) kein Durchkomme­n: (von links) Werders Jiri Pavlenka, Ömer Toprak und Christian Groß beendeten nach mehr als zehn Jahren den Negativlau­f gegen den FC Bayern.
BILD: Imago Hier gab es für Münchens Robert Lewandowsk­i (rechts) kein Durchkomme­n: (von links) Werders Jiri Pavlenka, Ömer Toprak und Christian Groß beendeten nach mehr als zehn Jahren den Negativlau­f gegen den FC Bayern.

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