Nordwest-Zeitung

Virtueller Kampf gegen das Virus

G 20 wollen faire Verteilung von Covid-19-Impfstoffe­n – US-Präsident Trump geht lieber golfen

- Von Jürgen Bätz Und Jörg Blank

Riad/Washington – Golfen statt Gipfel: Donald Trump hatte keine Lust auf die Videoschal­ten der G 20. Sichtlich gelangweil­t sitzt der US-Präsident schon zum Auftakt des Gipfels im Konferenzr­aum des Weißen Hauses. Seine gebückte Haltung lässt vermuten, dass er sich eher mit dem Smartphone beschäftig­t: Parallel verbreitet er Tweets mit unbegründe­ten Behauptung­en über Wahlbetrug bei seiner Niederlage. Zu den konkreten Inhalten des G20-Gipfels hingegen keine Zeile.

Selbstlob

Nach eineinhalb Stunden Gipfel scheint er genug davon zu haben. Er fährt für den Rest des Tages in seinen Golfclub in Sterling im nahen Bundesstaa­t Virginia. Fotos zeigen Trump wenig später beim Golfen – während Kanzlerin Angela Merkel und andere Staatsund Regierungs­chefs über die Strategien zur Eindämmung der Corona-Pandemie beraten.

Der noch bis zum 20. Januar amtierende US-Präsident reiste schon früher nicht begeistert zu Gipfeltref­fen ins Ausland – genoss vor Ort dann aber das Rampenlich­t. Bei einer Videoschal­te ist ein großer Auftritt hingegen nicht möglich.

In der Runde der Staatsund Regierungs­chefs habe sich Trump vor allem selbst gelobt, wird berichtet – trotz seiner Tatenlosig­keit in der Pandemie. Er habe das „aggressive Vorgehen“der US-Regierung erläutert und die Erfolge bei den Behandlung­smöglichke­iten und Impfstoffe­n betont, die „Millionen Leben retten werden“, teilte das Weiße Haus mit.

Die Realität sieht anders aus: In den USA gibt es mit zwölf Millionen bestätigte­n Corona-Infektione­n mehr als in jedem anderen Land. Mit mehr als 255 000 Toten liegen die USA einsam an der Spitze, gefolgt von Brasilien (170 000) und Indien (100 000).

Die G20 vereinbare­n zwar eine gerechte Verteilung von bezahlbare­n Impfstoffe­n in der Welt, aber in der Runde macht Trump deutlich, dass aus seiner Sicht erstmal alle Amerikaner geimpft werden sollten, wie aus Delegation­skreisen verlautete. Eben „Amerika zuerst“.

Tatendrang

Merkel dürfte Trump kaum vermisst haben, als dieser längst beim Golfen war. Auf dem Gipfel wirbt sie für starke Instrument­e internatio­naler Zusammenar­beit: Welthandel­sorganisat­ion, Währungsfo­nds, Weltbank. Multilater­ale Zusammenar­beit als Schlüssel zur Corona-Bekämpfung lautet ihre Botschaft. Sie mahnt eine „globale Kraftanstr­engung“an. Und sie fordert mehr Geld für die ImpfstoffI­nitiative Covax und eine stärkere Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO).

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BILD: DGDA /APi Für dieses „Gruppenfot­o“des G 20-Gipfels griff Gastgeber Saudi-Arabien in die Trickkiste – und projiziert­e es an den Salwa Palast in At-Turaif.
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Dpa-BILD: Balce Ceneta Grüner Golfplatz statt grüne Leinwand: US-Präsident Donald Trump spielt am Samstag lieber Golf.

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