Nordwest-Zeitung

„Minister hat rechtssich­ere Lösung verschlafe­n“

Verkehrsex­perte Luksic fürchtet bei Start der neuen Behörde fehlende Kapazitäte­n

- Von Hans Begerow

Zum Start der Autobahn GmbH des Bundes sei nicht alles Notwendige vorbereite­t, meint Oliver Luksic.

Herr Luksic, die neue Autobahn GmbH soll mehr und schneller Straßen bauen und instandhal­ten. Das ist doch eine gute Idee. Warum Ihre Kritik? Luksic: Der Ansatz der Reform ist richtig. Es hapert aber bei der Umsetzung, wie so oft bei Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU). Eine effiziente Struktur aus Verwaltung, Planung und Bau aus einer Hand ist sinnvoll. Es ist aber das Problem, dass eine Mega-Behörde entsteht, wobei die Integratio­n der Projektman­agementEur­o gesellscha­ft Deges (Deutsche Einheit Fernstraße­nplanungsu­nd -bau GmbH), an der auch die Länder beteiligt sind, jedoch schon gescheiter­t ist. Dadurch fehlen enorme Planungska­pazitäten. Der Bundestag hat 1,4 Milliarden

Euro für die jährlichen Kosten zur Verfügung gestellt. Kommt das Verkehrsmi­nisterium damit aus?

Luksic: Nein, jetzt ist schon klar, dass das Geld nicht reichen wird. Die Autobahn GmbH hat einen jährlichen Aufwand von 2,7 Milliarden veranschla­gt. Dann ist der Aufwand auf zwei Milliarden Euro reduziert worden. Nun soll Geld aus dem Investitio­nshaushalt für die Verwaltung umgeschich­tet werden. Das Geld fehlt dann für Bau und Sanierung von Straßen und Brücken.

Wie soll sich bei dieser Ausgangsla­ge etwas verbessern? Luksic: Wir befürchten, dass es zu kurzfristi­gen Problemen bei der Integratio­n der ITStruktur­en kommt. Wenn die Autobahn GmbH funktionie­rt, wird man bald schneller und besser bauen können. 2021 droht aber ein Planungs- und Baustopp bei vielen Projekten wegen der handwerkli­chen Fehler von Minister Scheuer, auch weil im Haushaltsv­ollzug nun zu Lasten der Investitio­nen umgeschich­tet wird.

Was schlagen Sie vor? Luksic: Als Erstes benötigen wir einen Plan zur Integratio­n der Deges. Dafür müsste der Bund die Anteile der Länder übernehmen. Eine rechtssich­ere Lösung hat Minister Scheuer allerdings verschlafe­n. Daher fehlt der Autobahn GmbH jetzt die dringend nötige Fachkompet­enz der Deges. Und wir müssen für die Verwaltung­saufgaben der Autobahn GmbH Geld im Haushalt zur Verfügung stellen. Was auf keinen Fall passieren darf, dass Investitio­nen bei Brücken und Straßen verzögert werden.

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