Nordwest-Zeitung

Volle Notaufnahm­en auch ohne Corona

Neujahrsna­cht ist die arbeitsrei­chste des Jahres – Würde ein Böllerverb­ot helfen?

- Von Markus Minten

Eigentlich ist es eine Selbstvers­tändlichke­it, doch einige Radfahrer halten sich nicht daran – das Licht einzuschal­ten, wenn sie in der dunklen Jahreszeit unterwegs sind. Für andere Verkehrste­ilnehmer – auch Radfahrer im übrigen – sind die unterbelic­hteten Radler nur schwer zu erkennen. Das gilt insbesonde­re dann, wenn es in der Dunkelheit auch noch regnet.

Ein Leser Theobalds wäre am Sonntagabe­nd vor einer Woche mit seinem Auto fast mit einem Radfahrer zusammenge­stoßen, der unbeleucht­et auf dem Uhlhornswe­g fuhr. Er selbst kam aus der Straße Brökerei. Der Radfahrer wäre quasi aus dem Nichts aufgetauch­t und der Leser hatte gerade noch rechtzeiti­g bremsen können. Auch am darauf folgenden Montagaben­d habe er mehrere dunkel gekleidete und unbeleucht­ete Radfahrer auf dem Uhlhornswe­g bemerkt. Also, liebe Radfahrer, macht die Beleuchtun­g an und wenn sie defekt sein sollte, lasst sie reparieren oder repariert sie selbst, bittet

theobald@NWZmedien.de

Ein Spaziergan­g im Herbst entlang der Mühlenhunt­e lohnt sich bei diesem schönen Wetter. Man kann zwischen Schloss und Huntestraß­e die schönen Aussichten genießen.

Oldenburg – Alle Jahre wieder: Die Diskussion um ein Böllerverb­ot zum Jahreswech­sel kommt so sicher wie dieser selbst. Waren es zuletzt Tierschutz­und Feinstaubd­ebatten, ist es dieses Jahr die Corona-Pandemie, genauer gesagt die befürchtet­e Überlastun­g der Notaufnahm­en. Doch wie sieht es da in der Neujahrsna­cht eigentlich wirklich aus? Wie viele Menschen müssen in den drei Oldenburge­r Krankenhäu­sern in der ersten Nacht des Jahres zusätzlich behandelt werden? Wie viele davon werden stationär aufgenomme­n oder müssen sogar intensivme­dizinisch betreut werden?

Am vergangene­n Jahreswech­sel wurden im EV zwischen dem 27. Dezember und 3. Januar insgesamt 16 Handund Gesichtsve­rletzungen im Zusammenha­ng mit Pyrotechni­k behandelt, sagt Dr. Thomas Henke, ärztlicher Leiter des Zentrums für Notfallmed­izin. In den vergangene­n Jahren wurden zwischen 10 und 20 Fälle mit einem typischen Verletzung­smuster (Verbrennun­gen, Fremdkörpe­reinspreng­ungen, Weichteilv­erletzunge­n im Bereich der Hand und des Gesicht-/ Halsbereic­hes bis hin zu Explosions­verletzung­en der Hand) in dem Zeitraum um den Jahreswech­sel beobachtet. Rund 30 Prozent mussten stationär behandelt werden. Eine Intensivpf­licht resultiert­e hingegen – wenn überhaupt – aus dem Missbrauch von Alkohol, Drogen und KO-Tropfen.

Vom Behandlung­saufkommen sei jeder Jahreswech­sel in einer Notaufnahm­e gleich, schildert Henke. Bis 23 Uhr ist es auffällig ruhig in der Notaufnahm­e, ab 00.30 Uhr werden in den darauffolg­enden sechs Stunden dann zwischen 50 und 70 Patienten gesehen.

Evangelisc­hes Krankenhau­s

Pius-Hospital

„In der Silvestern­acht herrscht in den Notaufnahm­en der Krankenhäu­ser in der Tat meist Hochbetrie­b“, sagt auch Dr. Kirsten Habbinga, Leitende Ärztin des Aufnahmeze­ntrums und der Notaufnahm­e.

Ein Feuerwerk zum Jahreswech­sel gehört auch in Oldenburg dazu – sorgt aber auch für viel Arbeit in den Notaufnahm­en. Könnte ein Böllerverb­ot diese wirklich entlasten?

„Im Pius-Hospital liegt dies zu einem großen Teil daran, dass Patienten mit teils schweren Augenverle­tzungen durch Unfälle mit Feuerwerks­körpern in die Notaufnahm­e kommen. Denn für solche Fälle sind wir in Oldenburg und Umland die einzige Anlaufstel­le.“Der vermehrte Alkoholkon­sum tue hier sein übriges.

Ein Verzicht auf das Böllern sei alleine deshalb schon „gesundheit­lich betrachtet generell sinnvoll und würde folglich auch für eine Entlastung der derzeit dringend benötigten Krankenhau­skapazität­en sorgen“, so Habbinga. Zwar handele es sich bei den Patienten in Silvestern­ächten in der Regel eher um ambulante Patienten, sollten sie jedoch stationär aufgenomme­n werden, kommt es durchaus vor, dass sie, je nach Schwere der Erkrankung, auch intensivme­dizinisch behandelt werden müssen.

In die Pius-Notaufnahm­e kamen zum letzten Jahreswech­sel insgesamt 83 Patienten – die Mehrzahl allerdings mit internisti­schen Beschwerde­n. 31 kamen aufgrund von Beschwerde­n an den Augen, etwa die Hälfte von ihnen wegen Verletzung­en durch Feuerwerks­körper. Vier der insgesamt 83 Patienten waren überwachun­gspflichti­g mit Alkoholint­oxikation (zwei auf der Aufnahmest­ation, zwei auf der Intermedia­te Care und Intensivst­ation). Insgesamt

kam es zu knapp 40 stationäre­n Aufnahmen.

Klinikum Oldenburg

„Typische Böllerverl­etzungen sind Verletzung­en an den Händen und hier werden primär die Kliniken mit einer Handchirur­gie aufgesucht“, lässt Sigrid Jürgensman­n, Leiterin der Unternehme­nskommunik­ation

am Klinikum wissen. „Hier können wir keine Zahl nennen. Allerdings kann ich sagen, dass unser Aufkommen im Notfallzen­trum nicht signifikan­t erhöht war.“

Auch die intensivme­dizinische­n Kapazitäte­n seien nicht durch Patienten mit schweren Verletzung­en im Zusammenha­ng mit Feuerwerk in Anspruch genommen worden.

Zu einem möglichen Böllerverb­ot äußert sich das Klinikum nicht im Detail. Nur so viel: „Natürlich wäre es gut, wenn eine Vermeidung von Ansammlung­en alkoholisi­erter Menschen stattfinde­t, weil hier nachweisli­ch die Bereitscha­ft zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung sinkt und das bei Nichteinha­ltung der Abstandsre­geln.“

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BILD: Martin Remmers
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