Museum blickt auf die eigene Geschichte
Zwei Forschungsprojekte beleuchten Herkunft von Sammlungsstücken – 140 Jahre am Damm
Oldenburg – Dass sich Museen mit der Geschichte befassen, liegt in der Natur der Sache. Das Landesmuseum Natur und Mensch hat den 140. Geburtstag des Museumsgebäudes am Damm vor allem aber auch zum Anlass genommen, sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen. Dazu gehöre vor allem auch, nachzuforschen, wie viele der Objekte „zu uns ins Haus gekommen sind“, sagte Direktorin Dr. Ursula Warnke.
In zwei Projekten arbeitet das Museum Aspekte der eigenen Geschichte auf: das PAESE-Projekt (für Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen) von Jennifer Tadge und die Provenienzforschung zur anthropologischen Schädelsammlung von Dr. Ivonne Kaiser.
„Die Arbeit, die die Mitarbeitenden leisten, nämlich regionale Geschichte und Natur zu thematisieren, ist und bleibt sehr wichtig“, betonte am Montag bei einem Besuch Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler. Viele Schätze seien schon gehoben – und noch mehr wären es bei mehr
Hausherrin Dr. Ursula Warnke führte Wissenschaftsminister Björn Thümler auch durch das Naturalien-Cabinett des Landesmuseums Natur und Mensch.
Personal, räumte Thümler einen grundsätzlichen Mangel ein. Die Grundlagenforschung zu den Erwerbswegen sei aber eine absolut „lohnende Aufgabe die Objekte in den kolonialen Kontext zu stellen“. Und weil Fragestellungen wie die Behandlung menschlicher Überreste oder sogar deren Rückführung von enormer
Wichtigkeit seien und detektivischer Kleinarbeit benötigen, könne er sich „ein Folgeprojekt gut vorstellen“. Zumal in dem niedersachsenweiten PAESE-Projekt (bis September 2021) sehr gute Fortschritte gemacht worden seien. „Über bestimmte Stücke kann man jetzt ganz neue Geschichten erzählen.“
Auch während der Zeit der coronabedingten Schließung will das Landesmuseum Teile dieser Forschung über das Schaufenster der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Das PAESE-Projekt untersucht die Herkunft – die Provenienz – und die Erwerbsumstände von Objekten aus ehemaligen deutschen Kolonialgebieten. Daraus ergibt sich ein regionaler Schwerpunkt auf den heutigen Ländern Tansania, Kamerun und Papua-Neuguinea.
Ein weiteres – durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördertes – Provenienzforschungs-Projekt beschäftigt sich mit der anthropologischen Schädelsammlung des Hauses. Verantwortlich ist Dr. Ivonne Kaiser. Übergeordnetes Projektziel ist die interdisziplinäre Erforschung kolonialer Provenienzen der menschlichen Schädel außereuropäischer Herkunft.
„Die beiden Projekte sind wichtige Teile unserer wissenschaftlichen Museumsarbeit. Wir setzen uns einerseits gezielt kritisch mit der Museumsgeschichte auseinander und fragen uns, wie unser Museum war, wie es ist und wie es werden soll“, so Dr. Ursula Warnke. „Wir untersuchen die menschlichen Überreste in unserer Sammlung und sorgen im Idealfall dafür, dass aus bloßen Sammlungsobjekten wieder Menschen mit einer eigenen Geschichte werden.“So konnten bisher schon 20 Menschen identifiziert werden, Rückführungen scheiterten bisher an der Pandemie.