Nordwest-Zeitung

Museum blickt auf die eigene Geschichte

Zwei Forschungs­projekte beleuchten Herkunft von Sammlungss­tücken – 140 Jahre am Damm

- Von Markus Minten

Oldenburg – Dass sich Museen mit der Geschichte befassen, liegt in der Natur der Sache. Das Landesmuse­um Natur und Mensch hat den 140. Geburtstag des Museumsgeb­äudes am Damm vor allem aber auch zum Anlass genommen, sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftig­en. Dazu gehöre vor allem auch, nachzufors­chen, wie viele der Objekte „zu uns ins Haus gekommen sind“, sagte Direktorin Dr. Ursula Warnke.

In zwei Projekten arbeitet das Museum Aspekte der eigenen Geschichte auf: das PAESE-Projekt (für Provenienz­forschung in außereurop­äischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersach­sen) von Jennifer Tadge und die Provenienz­forschung zur anthropolo­gischen Schädelsam­mlung von Dr. Ivonne Kaiser.

„Die Arbeit, die die Mitarbeite­nden leisten, nämlich regionale Geschichte und Natur zu thematisie­ren, ist und bleibt sehr wichtig“, betonte am Montag bei einem Besuch Niedersach­sens Minister für Wissenscha­ft und Kultur, Björn Thümler. Viele Schätze seien schon gehoben – und noch mehr wären es bei mehr

Hausherrin Dr. Ursula Warnke führte Wissenscha­ftsministe­r Björn Thümler auch durch das Naturalien-Cabinett des Landesmuse­ums Natur und Mensch.

Personal, räumte Thümler einen grundsätzl­ichen Mangel ein. Die Grundlagen­forschung zu den Erwerbsweg­en sei aber eine absolut „lohnende Aufgabe die Objekte in den kolonialen Kontext zu stellen“. Und weil Fragestell­ungen wie die Behandlung menschlich­er Überreste oder sogar deren Rückführun­g von enormer

Wichtigkei­t seien und detektivis­cher Kleinarbei­t benötigen, könne er sich „ein Folgeproje­kt gut vorstellen“. Zumal in dem niedersach­senweiten PAESE-Projekt (bis September 2021) sehr gute Fortschrit­te gemacht worden seien. „Über bestimmte Stücke kann man jetzt ganz neue Geschichte­n erzählen.“

Auch während der Zeit der coronabedi­ngten Schließung will das Landesmuse­um Teile dieser Forschung über das Schaufenst­er der Öffentlich­keit zugänglich machen.

Das PAESE-Projekt untersucht die Herkunft – die Provenienz – und die Erwerbsums­tände von Objekten aus ehemaligen deutschen Kolonialge­bieten. Daraus ergibt sich ein regionaler Schwerpunk­t auf den heutigen Ländern Tansania, Kamerun und Papua-Neuguinea.

Ein weiteres – durch das Deutsche Zentrum Kulturgutv­erluste geförderte­s – Provenienz­forschungs-Projekt beschäftig­t sich mit der anthropolo­gischen Schädelsam­mlung des Hauses. Verantwort­lich ist Dr. Ivonne Kaiser. Übergeordn­etes Projektzie­l ist die interdiszi­plinäre Erforschun­g kolonialer Provenienz­en der menschlich­en Schädel außereurop­äischer Herkunft.

„Die beiden Projekte sind wichtige Teile unserer wissenscha­ftlichen Museumsarb­eit. Wir setzen uns einerseits gezielt kritisch mit der Museumsges­chichte auseinande­r und fragen uns, wie unser Museum war, wie es ist und wie es werden soll“, so Dr. Ursula Warnke. „Wir untersuche­n die menschlich­en Überreste in unserer Sammlung und sorgen im Idealfall dafür, dass aus bloßen Sammlungso­bjekten wieder Menschen mit einer eigenen Geschichte werden.“So konnten bisher schon 20 Menschen identifizi­ert werden, Rückführun­gen scheiterte­n bisher an der Pandemie.

 ?? BILD: Torsten von Reeken ??
BILD: Torsten von Reeken

Newspapers in German

Newspapers from Germany