Grabenlaub-Posse ist Klassiker im Netz
„Extra 3“-Redaktionsleiter Andreas Lange über den Laubkörbe-Dauerbrenner aus Oldenburg
Er ist Internet-Klassiker: Der Filmbeitrag der NDR-Satiresendung Extra 3 aus dem Jahr 2007 über den Unterschied, den die Stadt Oldenburg zwischen Gartenlaub, Grabenlaub und Straßenlaub macht. Warum er so erfolgreich ist, weiß Extra-3-Redaktionsleiter Andreas Lange.
Herr Lange, gerade von Oldenburgern wird das GrabenlaubVideo im Herbst immer wieder gern im Netz verbreitet. Funktioniert das auch deutschlandweit?
Lange: Grundsätzlich laufen die Beiträge aus unserer Rubrik „Der reale Irrsinn“online super, das ist unser erfolgreichstes Format im Netz. Das Grabenlaub-Video haben wir vor ein paar Wochen bei Facebook wieder gut positioniert. Da hat es inzwischen mehr als drei Millionen Abrufe und mehr als 17000 Likes. Das ist schon ziemlich klasse, zumal es ja ein älterer Film ist, den viele schon mal gesehen haben. Aber auch ich kann ihn jedes Mal wieder neu schauen, weil er so ein archetypisches Beispiel für diese Rubrik ist. Er zeigt ein Stück Deutschland.
Man findet den Beitrag im Netz auch mit dem Zusatz „Deutschland in zwei Minuten erklärt“...
Lange: Solche Realsatiren sind ja vermeintlich kleine Geschichten. Aber darunter liegt so viel mehr: unsere Gesellschaft; unsere Denkweise; unsere Art und Weise, wie wir
uns bürokratisch organisiert haben. Wir beschäftigen uns bei Extra 3 ja auch mit Merkel, Laschet, Lindner oder der Weltpolitik. Aber das vermeintlich Kleine, wie die Behördenposse oder der Schildbürgerstreich, sagt ebenfalls viel über Politik in Deutschland aus.
Die Geschichte stand ursprünglich in der NWZ. Sind lokale Tageszeitungen typische Quellen für solche Beiträge? Lange: Ja, wir schauen ganz viele Lokalzeitungen durch.
Die sind ein Quell des realen Irrsinns, weil die Zeitungen ja vor Ort sind und genau diese vermeintlich kleinen Geschichten eher abbilden. Wir bekommen aber auch unglaublich viele Hinweise von Zuschauern.
Der Oldenburger Beitrag von 2007 lebt auch davon, dass der damalige Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebs, Arno Traut, Blätterhäufchen auf seinem Schreibtisch hin und her schiebt und sich dabei verzettelt. Lacht man sich ins Fäust
chen, wenn man solche Bilder im Kasten hat?
Lange: Ich finde es in erster Linie toll, wenn sich Verantwortliche hinstellen, etwas erklären und auch verteidigen. Dazu gehört ja auch eine Portion Mut und Chuzpe, wenn man weiß: Da kommt Extra 3. Da habe ich Respekt vor. Klar, einige geben dabei eine schlechte Figur ab, aber man hat auch die Chance, eine gute Figur abzugeben. Leider ist es immer häufiger so, dass uns Behörden gar kein Interview vor der Kamera mehr geben und nur schriftlich antworten.
Haben Sie auch mal Mitleid mit Protagonisten wie Arno Traut? Lange: Diese ganzen Regelungen, um die es in vielen Beiträgen geht, betreffen ja Menschen in ihrem sehr persönlichen Umfeld. Sie sind manchmal nervig, manchmal führen sie sogar zu erheblichen finanziellen Belastungen, zum Beispiel bei Straßenbaumaßnahmen. Die Leute, die Opfer solcher Behördenpossen sind, die sind es, mit denen ich eher Mitleid habe.
Es gibt noch ein zweites Graben-Video von Extra 3 aus Oldenburg. 2018 ging es um den Ärger rund um eine Grabenbefestigung. Wann machen Sie die Trilogie perfekt? Lange: Wir haben ja auf unserer Homepage eine Realsatiren-Landkarte mit allen Beiträgen.
Über all die Jahre haben sich bestimmt aus jeder Stadt und jedem Kreis in Norddeutschland Filme angesammelt. Aber natürlich: Wenn es eine gute Geschichte gibt und die zu Extra 3 passt, dann kommen wir gerne wieder nach Oldenburg.