Sein Stil-Wechsel entpuppt sich als echter Glücksgriff
Tischtennis mit Penholder-Technik Lennart Esser setzt auf ungewöhnliche Schläger-Haltung
Oldenburg – An die neugierigen Blicke, die er bei Tischtennis-Turnieren regelmäßig auf sich zieht, hat sich Lennart Esser
rasch gewöhnt. Erstaunlich schnell ging auch die Umstellung auf die Schlägerhaltung, die der Grund für das gesteigerte Interesse ist. Der für den Hundsmühler
TV in der U-18-Bezirksliga spielende 14-Jährige sticht durch die Penholder-Technik aus der Masse heraus.
■ Ausgangspunkt
„Ich habe mich damit sofort wohlgefühlt“, sagt der Oldenburger. Dass er den Schläger seit 2018 wie einen Stift hält, kam eher zufällig zustande. Nachdem er auf dem Schulhof am Alten Gymnasium Lust auf regelmäßiges Spielen gefunden hatte, war er seit Herbst 2016 beim HTV und standardmäßig – wie alle – im Shakehand-Stil aktiv. Die Fortschritte waren aber gerade im zweiten Jahr eher schleppend.
■ Tiefpunkt
Ein Tiefpunkt war das Kreisranglistenturnier der A-Schüler im Mai 2018: In acht Partien blieb Esser sieglos. Sein TTR-Wert, der die Spielstärke angibt, war auf 800 Punkte gefallen, nur ein Zähler mehr als zu Saisonbeginn im September 2017. Es musste sich was ändern. „Ich hatte beim Training einen PenholderSchläger dabei und wollte damit eigentlich nur selber gegen die Jungs spielen“, erzählt Coach Marian Jobmann: „Lennart hat ihn einfach ausprobiert – und das sah schon bei den ersten Bäl
len alles viel runder und natürlicher im Bewegungsablauf aus als vorher mit Shakehand.“Ein Eindruck, den der Neuntklässler bestätigt: „Durch die lockere Griffhaltung spiele ich viel lockerer, spinniger und variabler.“
■ Mittelpunkt
Für den Linkshänder entpuppte sich der Stil-Wechsel als echter Glücksgriff. Schon drei Wochen später rückte er beim Jade-Weser-Port-Grand-Prix in den Mittelpunkt, als er einige höher eingestufte Rivalen schlug. In weniger als sechs Monaten wuchs der TTR-Wert auf 1040 Punkte. „Neben dem Spielraum im Hand gelenk bei Aufschlag und Rückschlag ist vor allem die Möglichkeit, über dem Tisch zu fintieren und im letzten Moment das Gelenk abzuklappen, ein großer Vorteil. Lennart macht das mittlerweile richtig gut“, lobt Jobmann.
■ Blickpunkt
Anregungen holt sich Esser, wo immer er kann – bei Turnieren wie den German Open in Bremen oder aus Videos im Internet. „Jetzt wo ich es selber spiele, beobachte ich natürlich die Penholder-Spieler noch interessierter“, erzählt der Gymnasiast. Vorbilder seien vor allem Xu Xin, Nummer zwei der Welt, und Ex-Weltmeister Ma Lin (beide China). Auch Dang Qiu, Sohn chinesischer Eltern und erster in Deutschland geborener Penholder-Nationalspieler, steht nun mehr in seinem Blickpunkt.
■ Höhepunkt
Mit jetzt 1331 TTR-Punkten steht Esser bei den bis 14-Jährigen im Bezirk auf Rang 17 und im Stadtverband auf Platz fünf. Bisheriger Höhepunkt war das Kreisranglistenturnier 2019. Mit neuer Griffhaltung gewann er nach dem letzten Platz von 2018 mit 7:2 Siegen die U-15-Konkurrenz. In der Zukunft würde Esser gern den Sprung in die Niedersachsenliga schaffen, der höchsten Jugend-Klasse, in der das erste HTV-Team spielt. Dafür trainiert das ehrgeizige Talent eigentlich drei- bis viermal pro Woche. Die CoronaPause bremst aktuell den Eifer. Wenn der Tischtennis-Betrieb weitergeht, will Esser das Penholder-Spiel aber weiter verfeinern – und die Blicke noch mehr auf sich ziehen.
Ich habe mich damit sofort wohlgefühlt.
Lennart Esser Penholder-Spieler Lennart macht das mittlerweile richtig gut.
Marian Jobmann Tischtennis-Trainer