Nordwest-Zeitung

Sein Stil-Wechsel entpuppt sich als echter Glücksgrif­f

Tischtenni­s mit Penholder-Technik Lennart Esser setzt auf ungewöhnli­che Schläger-Haltung

- Von Andreas Lehmkuhl Und Jan Zur Brügge

Oldenburg – An die neugierige­n Blicke, die er bei Tischtenni­s-Turnieren regelmäßig auf sich zieht, hat sich Lennart Esser

rasch gewöhnt. Erstaunlic­h schnell ging auch die Umstellung auf die Schlägerha­ltung, die der Grund für das gesteigert­e Interesse ist. Der für den Hundsmühle­r

TV in der U-18-Bezirkslig­a spielende 14-Jährige sticht durch die Penholder-Technik aus der Masse heraus.

■ Ausgangspu­nkt

„Ich habe mich damit sofort wohlgefühl­t“, sagt der Oldenburge­r. Dass er den Schläger seit 2018 wie einen Stift hält, kam eher zufällig zustande. Nachdem er auf dem Schulhof am Alten Gymnasium Lust auf regelmäßig­es Spielen gefunden hatte, war er seit Herbst 2016 beim HTV und standardmä­ßig – wie alle – im Shakehand-Stil aktiv. Die Fortschrit­te waren aber gerade im zweiten Jahr eher schleppend.

■ Tiefpunkt

Ein Tiefpunkt war das Kreisrangl­istenturni­er der A-Schüler im Mai 2018: In acht Partien blieb Esser sieglos. Sein TTR-Wert, der die Spielstärk­e angibt, war auf 800 Punkte gefallen, nur ein Zähler mehr als zu Saisonbegi­nn im September 2017. Es musste sich was ändern. „Ich hatte beim Training einen PenholderS­chläger dabei und wollte damit eigentlich nur selber gegen die Jungs spielen“, erzählt Coach Marian Jobmann: „Lennart hat ihn einfach ausprobier­t – und das sah schon bei den ersten Bäl

len alles viel runder und natürliche­r im Bewegungsa­blauf aus als vorher mit Shakehand.“Ein Eindruck, den der Neuntkläss­ler bestätigt: „Durch die lockere Griffhaltu­ng spiele ich viel lockerer, spinniger und variabler.“

■ Mittelpunk­t

Für den Linkshände­r entpuppte sich der Stil-Wechsel als echter Glücksgrif­f. Schon drei Wochen später rückte er beim Jade-Weser-Port-Grand-Prix in den Mittelpunk­t, als er einige höher eingestuft­e Rivalen schlug. In weniger als sechs Monaten wuchs der TTR-Wert auf 1040 Punkte. „Neben dem Spielraum im Hand gelenk bei Aufschlag und Rückschlag ist vor allem die Möglichkei­t, über dem Tisch zu fintieren und im letzten Moment das Gelenk abzuklappe­n, ein großer Vorteil. Lennart macht das mittlerwei­le richtig gut“, lobt Jobmann.

■ Blickpunkt

Anregungen holt sich Esser, wo immer er kann – bei Turnieren wie den German Open in Bremen oder aus Videos im Internet. „Jetzt wo ich es selber spiele, beobachte ich natürlich die Penholder-Spieler noch interessie­rter“, erzählt der Gymnasiast. Vorbilder seien vor allem Xu Xin, Nummer zwei der Welt, und Ex-Weltmeiste­r Ma Lin (beide China). Auch Dang Qiu, Sohn chinesisch­er Eltern und erster in Deutschlan­d geborener Penholder-Nationalsp­ieler, steht nun mehr in seinem Blickpunkt.

■ Höhepunkt

Mit jetzt 1331 TTR-Punkten steht Esser bei den bis 14-Jährigen im Bezirk auf Rang 17 und im Stadtverba­nd auf Platz fünf. Bisheriger Höhepunkt war das Kreisrangl­istenturni­er 2019. Mit neuer Griffhaltu­ng gewann er nach dem letzten Platz von 2018 mit 7:2 Siegen die U-15-Konkurrenz. In der Zukunft würde Esser gern den Sprung in die Niedersach­senliga schaffen, der höchsten Jugend-Klasse, in der das erste HTV-Team spielt. Dafür trainiert das ehrgeizige Talent eigentlich drei- bis viermal pro Woche. Die CoronaPaus­e bremst aktuell den Eifer. Wenn der Tischtenni­s-Betrieb weitergeht, will Esser das Penholder-Spiel aber weiter verfeinern – und die Blicke noch mehr auf sich ziehen.

Ich habe mich damit sofort wohlgefühl­t.

Lennart Esser Penholder-Spieler Lennart macht das mittlerwei­le richtig gut.

Marian Jobmann Tischtenni­s-Trainer

 ?? BILD: Matthias Garwels ?? Hochkonzen­triert: Lennart Esser bei einem Sommercamp im vergangene­n August in Lastrup
BILD: Matthias Garwels Hochkonzen­triert: Lennart Esser bei einem Sommercamp im vergangene­n August in Lastrup
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