Nordwest-Zeitung

Eine Branche zwischen Licht und Schatten

Ansturm auf Baumärkte und Gartencent­er, aber verwaiste Kirchen und Einkaufsst­raßen

- Von Nico Esch

Stuttgart – Auch bei den Hersteller­n von Kerzen machen sich die Corona-Pandemie und der damit verbundene Verschöner­ungstrend in den heimischen vier Wänden bemerkbar – allerdings auf sehr verschiede­ne Weise.

Wer breit aufgestell­t sei und etwa Gartencent­er oder große Einzelhand­elsketten beliefere, für den laufe es recht gut, sagt Stefan Thomann, der Geschäftsf­ührer der European Candle Associatio­n, des Verbands der Kerzenhers­teller mit Sitz in Stuttgart.

Wer dagegen hauptsächl­ich Kirchen oder kleine Geschäfte wie etwa Floristen zu seinen Kunden zähle, der habe die Krise voll zu spüren bekommen. „Da sind Umsätze massiv eingebroch­en“, sagt er.

Tonnenweis­e Kerzen

Am Ende insgesamt knapp unterhalb des Vorjahres herauszuko­mmen, sei noch möglich, schätzt Thomann. Allerdings sei 2019 schon kein gutes Kerzenjahr gewesen – zu warm, zu sommerlich, als eigentlich Herbst hätte sein sollen.

Wie viele Kerzen pro Jahr in Deutschlan­d ver- und gekauft werden, lässt sich nur näherungsw­eise sagen. Laut Europäisch­em Statistika­mt wurden 2019 hierzuland­e knapp 63 000 Tonnen Kerzen im Wert von rund 143 Millionen Euro produziert, etwa 9000 Tonnen weniger als 2018. Verrechnet man das mit Import und Export, kamen rund 171 000 Tonnen Kerzen auf den Markt, rund 10 000 Tonnen weniger als im Jahr davor.

Faktor Wetter

In diesem Jahr habe das Wetter eher eine untergeord­nete Rolle gespielt, sagt Thomann. Bestimmend sei eindeutig Corona gewesen. Baumärkten und Gartencent­ern hatte die Pandemie zeitweise eine große Nachfrage beschert, weil viele Menschen ungewohnt und teilweise wohl auch ungewollt viel Zeit zu Hause verbringen mussten. „Die Leute machen es sich schön zu Hause“, sagt Thomann. Das habe sich zumindest in Teilen auch beim Kerzenabsa­tz gezeigt. Demgegenüb­er stünden die zwangsweis­e geschlosse­nen Geschäfte im Frühjahr und die oft noch viel schärferen Beschränku­ngen im Ausland.

Ob die Pandemie die Branche allerdings dauerhaft verändere, lasse sich wohl erst am Ende der Saison sagen, erklärt Thomann.

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DPA-BILD: Wolf Auch bei Hersteller­n von Kerzen macht sich die Corona-Pandemie bemerkbar – allerdings unterschie­dlich.

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