Nordwest-Zeitung

Besser Dreharbeit­en mit Abstand als gar nicht

„Rote Rosen“-Urgestein Brigitte Antonius trotzt dem Corona-Virus mit Optimismus

- Von Britta Körber

Lüneburg – Die Treppe von ihrer kleinen Fernseh-Wohnung steigt Brigitte Antonius alias Johanna Jansen in ihrem apricotfar­benen Kostüm mit Schwung hinunter. Die 87-Jährige mit der markanten grauen Strähne im rötlichen Haar scherzt mit Kollegen in der Kantine in dem großen Bürokomple­x am Rande Lüneburgs nach ihrem morgendlic­hen Dreh. Im reifen Seniorenal­ter trauen sich viele Menschen in Corona-Zeiten kaum noch auf die Straße. Nicht so die Grande Dame der Telenovela „Rote Rosen“im Ersten, die nach monatelang­er Isolation in ihrer Heimat am Set der Hansestadt geradezu auflebt.

Bewunderun­g für Merkel

„Die Arbeit hält fit. Ausruhen kann ich in meinem bereits bezahlten Grab in Österreich“, sagt Antonius. „Die Leute meiner Altersklas­se sterben wie die Fliegen weg“, betont die kleine, forsche Frau, „durch die Isolation wird nix besser, sie sterben trotzdem. Und psychische Vereinsamu­ng schädigt die Menschen.“Leichtfert­ig sei sie aber nicht im Umgang mit den Regeln in der Pandemie.

Antonius hat volles Verständni­s für alle Einschränk­ungen: „Besser ,Rote Rosen’ mit Abstand als gar nicht.“Mit den politische­n Entscheidu­ngen in Deutschlan­d und der Rolle der Kanzlerin ist sie in der Krise einverstan­den. „Ich liebe und bewundere Angela Merkel.“

Sechs Monate, in denen sie seit dem Frühjahr coronabedi­ngt nicht drehen durfte, habe sie ein gemütliche­s Leben in Wien und dem Burgenland gehabt, wo sie zu Hause ist. „Ich kann sehr gut allein sein“, betont die Österreich­erin mit dem charmanten Akzent. In der Heimat leben ihre Schwester und Freunde der Schauspiel­erin, die lange am Burgtheate­r in Wien spielte. Gassigehen war in der schweren Zeit wie eine Therapie – der 15 Jahre alte Pekinese Pinki ist stets bei ihr, auch auf Autofahrte­n durch Lüneburg.

Schreck wegen Video

Einen richtigen Schreck bekam sie aber, als sie erfuhr, dass auf Youtube im Sommer verbreitet worden war, Antonius sei tot. „Das war eine besondere Sauerei“, erzählt sie. „Ich leb’ sehr gern, aber ich denke nicht an die Zukunft, ich freue mich des Tages. Alles andere ist verlorene Zeit.“

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