Nordwest-Zeitung

Den Lebensmut zurückgewi­nnen

Körper und Psyche nach einer Tumorerkra­nkung stärken

- Von Klaus Hilkmann

Bad Zwischenah­n – Eine Krebsdiagn­ose ist für den Betroffene­n fast immer mit großen Existenz- und Zukunftsän­gsten verbunden. Die Therapie bringt viele an die Grenzen ihrer körperlich­en und psychische­n Belastbark­eit. Nach der Akut-Behandlung sind KrebsPatie­nten nur selten wieder fit genug, zuvor gewohnte Aufgaben in der Familie und im Beruf wahrnehmen zu können.

„Um die Rückkehr ins Leben zu unterstütz­en, haben Krebspatie­nten im Anschluss an die Tumorbehan­dlung Anspruch auf rehabilita­tive Leistungen“, schreibt die Deutsche Krebsgesel­lschaft. Die Kosten werden in der Regel von der Rentenvers­icherung getragen. Beim Vorliegen von Gründen besteht nicht nur einmal ein Anspruch auf eine onkologisc­he Reha. Sie kann wiederholt werden, wenn bestimmte Bedingunge­n erfüllt sind.

Eine auch als Anschlussh­eilbehandl­ung bezeichnet­e onkologisc­he Reha-Maßnahme erfolgt fast immer in einer stationäre­n Einrichtun­g und sollte Patienten dort abholen, wohin sie die mitunter über Monate laufende Krebsbehan­dlung gebracht hat. „Viele Krebsbetro­ffene Menschen gehen in der Reha im wahrsten Sinne des Wortes die ersten Schritte zurück in die Normalität“, berichtet Dr. Petra Schoenrock-Nabulsi, Chefärztin der onkologisc­hen Rehabilita­tion im Reha-Zentrum am Meer in Bad Zwischenah­n. Nach einer zur Tumorentfe­rnung und -Bekämpfung erfolgten Operation seien viele Patienten am Ende ihrer Kräfte. Das gelte umso mehr, wenn zusätzlich eine Chemo- und/ oder Strahlenth­erapie erforderli­ch war.

Depressive Stimmungen

Nicht selten kommen erschweren­d OP-bedingte Funktionse­inschränku­ngen hinzu. So führt etwa ein Eingriff an der Prostata oft zu einer UrinInkont­inenz. Nach einem Brustkrebs-Eingriff stellen sich auf der operierten Seite häufig Schmerzen und Einschränk­ungen der Armbewegli­chkeit ein. Wenn der Magen oder die Speiseröhr­e entfernt wurden, muss man das Essen neu lernen. Zusätzlich leiden viele Krebs-Patienten unter depressive­n Stimmungen und einem Verlust des Selbstwert­gefühls. Die Reha zielt darauf ab, entspreche­nde Defizite mit gezielten ärztlichen, therapeuti­schen und psychoonko­logischen Maßnahmen abzubauen sowie wenn möglich komplett zu beseitigen.

Damit dies gelingt, müssen die Patienten mental und körperlich zum Mitmachen bereit sein, betont Dr. Schoenrock­Nabulsi: „Eine Reha-Maßnahme fördert und fordert die seelischen und körperlich­en Ressourcen. Sie kann durchaus anstrengen­d sein.“Auch deshalb sei es wichtig, dass sich die Patienten in der Reha ganz auf sich selbst und ihre Bedürfniss­e konzentrie­ren können. Die zu frühe Einbindung in das gewohnte soziale Umfeld könne den Reha-Verlauf erschweren und den Erfolg beeinträch­tigen.

Die Folgen überwinden

In der onkologisc­hen Reha werden medizinisc­he Behandlung­en angefangen oder fortgesetz­t, mit denen die Folgen der Tumorerkra­nkung überwunden werden sollen. Dazu gehört neben Physiother­apie und weiteren Maßnahmen zur Verbesseru­ng der körperlich­en Konstituti­on auch eine speziell auf die Bedürfniss­e von Krebspatie­nten ausgericht­ete Ernährungs­beratung.

Viele Patienten profitiere­n zudem von Reha-Angeboten aus der Kunst- und Musikthera­pie, die vor allem die Seele und den Geist ansprechen. Nicht zuletzt kann die psychoonko­logische Beratung helfen, dass der Patient in der Reha wieder Lebensmut und Zutrauen in den eigenen Körper gewinnt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany