Nordwest-Zeitung

Gute Nachrichte­n – unter Vorbehalt

- Von Hermann Gröblingho­ff

Man kann es fast hören, das Aufatmen in Berlin und Brüssel nach dem nun wohl endgültig feststehen­den Sieg des Demokraten Joe Biden. US-Präsident Trump hat den Weg freigemach­t für seinen Nachfolger – natürlich nicht ohne via Twitter zu behaupten, der Sieg sei ihm gestohlen worden. Sei’s drum: Der Mann im Weißen Haus ist bald Geschichte. Es gilt, den Blick nach vorn zu richten.

Und da klingen die Nachrichte­n aus Washington sehr positiv. Denn Joe Biden wird allesamt Frauen und Männer in sein Kabinett berufen, die für folgendes stehen: Verlässlic­hkeit, vernünftig­e diplomatis­che Umgangsfor­men und Multilater­alismus. Künftig werden zwischen der Bundesregi­erung in Berlin und der Administra­tion in Washington wieder Absprachen möglich sein, die Bestand haben.

Und auch für die Nato und die EU brechen bessere Zeiten an. Biden und sein Team werden das Verteidigu­ngsbündnis nicht mehr nur als lästigen Kostenfakt­or betrachten, sondern als eine Gemeinscha­ft, mit der die USA für Sicherheit in einer immer komplizier­teren Welt sorgen wollen. Die EU wird zudem nicht mehr als Konkurrent Washington­s empfunden werden, sondern als wichtiger wirtschaft­licher Partner an der Seite der USA stehen.

Doch trotz allem gilt natürlich auch: Europa darf sich keinesfall­s zurücklehn­en. Biden wird mit Sicherheit die „America-First-Strategie“seines Vorgängers ad acta legen. Das heißt jedoch nicht, dass es keine Forderunge­n an Deutschlan­d und Europa geben wird. Erste Nagelprobe könnte das seit Langem beschlosse­ne Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigu­ngsausgabe­n sein. Wenn hier nicht geliefert wird, kann es auch unter der Biden-Regierung schnell ungemütlic­h werden.

@ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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