Nordwest-Zeitung

„Staat muss bei Krawall auf Corona-Demo durchgreif­en“

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Frage: Herr Schilff, die Zahl der Demonstrat­ionen der Kritiker der Corona-Maßnahmen nimmt zu. Wie belastet ist die Polizei? Türmt sich ein Berg von Überstunde­n auf? Schilff: Neben der Kontrolle und Durchsetzu­ng der Auflagen zum Infektions­schutz nimmt durch die Demonstrat­ionen von Corona-Kritikern in der Tat die Arbeitsbel­astung zu. Dennoch ist die Landespoli­zei, auch durch die Unterstütz­ung der Bundespoli­zei, aktuell in der Lage, alle notwendige­n Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerun­g und auch zur Absicherun­g der Demonstrat­ionen zu gewährleis­ten. Allerdings sind auch Polizistin­nen und Polizisten nicht vor der Gefahr einer Infektion gefeit.

Sie appelliere­n an die Bürger, sich an die Schutzmaßn­ahmen zu halten. Was ist mit den Corona-Kritikern?

Schilff: Bei der Querdenker­Demonstrat­ion in Hannover am Wochenende haben sich die Demonstrie­renden weitestgeh­end an die Auflagen gehalten. Dennoch fällt natürlich auf, dass es eine Häufung von Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n gab, die über ein Attest zur Befreiung des Mund-Nase-Schutzes verfügten. Vor dem Hintergrun­d des Infektions­schutzes hinterläss­t das sicher einen Beigeschma­ck. In den Fällen, in denen keine Atteste vorgelegt werden konnten oder es Zweifel an deren Authentizi­tät gab,

hat die Polizei die Auflagen durchgeset­zt bzw. die MaskenVerw­eigerer von der Veranstalt­ung ausgeschlo­ssen.

Ist eine zunehmende Radikalisi­erung der Szene der CoronaLeug­ner zu spüren? Schilff: Was wir feststelle­n, ist dass das Feld der Menschen, die gegen die Auflagen auf die Straße gehen, sehr breit gefächert ist. Neben zu Recht besorgten Bürgerinne­n und Bürgern, die um ihre Existenz fürchten und Kritik an konkreten Maßnahmen äußern wollen, reicht die Bandbreite hin zu absurden Verschwöru­ngstheoret­ikern und bekannten Rechtsextr­emen. In diese undurchsic­htige Masse können sich auch gewaltbere­ite Gruppierun­gen mischen, die die unsichere Stimmungsl­age für Krawall nutzen wollen. Dies gilt ebenso für Teilnehmen­de von Gegendemon­strationen. In diesen Fällen muss der Staat Wehrhaftig­keit zeigen und konsequent durchgreif­en.

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BILD: Gewerkscha­ft der Polizei

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