71 Prozent mit Lehrstelle zufrieden
Warum viele Auszubildende noch zu Hause wohnen und welche Perspektiven sie sehen
Hannover/Bremen – 70,8 Prozent der Auszubildenden in Niedersachsen und Bremen sind mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Das sind etwas weniger als im Bundesvergleich (71,3) und im Vorjahr (72,5). Gleichwohl sprach Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen/Bremen/Sachsen-Anhalt, bei der Vorstellung des „Ausbildungsreports 2020“am Dienstag in Hannover von einem „sehr guten Ergebnis“. Das Ausbildungssystem habe den TÜV bestanden.
Die Details des Reports:
Wie bewerten die jungen ? Leute ihre Branche
Befragt wurden 2568 Azubis aus Niedersachsen und Bremen aus den am häufigsten gewählten 21 Ausbildungsberufen. Die Befragung fand von
September 2019 bis Mai 2020 statt. In der Spitzengruppe der am besten bewerteten Berufe sind Verwaltungsfachangestellte, Industriemechaniker und Elektroniker. Am Ende der Skala rangieren Hotelfachleute, Verkäufer und Köche.
Wie beurteilen die Azubis ? ihre Ausbildung
83 Prozent der Azubis, die immer korrekt von ihren Ausbildern behandelt werden, sind mit der Ausbildung sehr zufrieden. Bundesweit sind es 89,6. Für 27,7 Prozent ist ihr Ausbildungsberuf eine nicht geplante Alternative oder Notlösung (Vorjahr: 29,7). Fast die Hälfte der Auszubildenden weiß im letzten Ausbildungsjahr noch nicht, ob sie in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen wird. „Viele Arbeitgeber tun sich schwer mit der Aussage“, so Ute Neumann, Abteilungsleiterin Jugend beim DGB-Bezirk. „Manche warten mit dieser Aussage sogar bis zum Tag der Prüfung.“
Wie wird die fachliche ? Qualität beurteilt
29,4 Prozent (Vorjahr: 31,2) haben keinen betrieblichen Ausbildungsplan. 14,6 Prozent der Azubis werden selten oder nie durch ihre Ausbilder betreut. Ein positiver Trend hat sich bei der Bewertung der Qualität des Berufsschulunterrichts eingestellt, die von 60,2 Prozent (Vorjahr: 51,9) als sehr gut oder gut bewertet wurde. Payandeh führt das auf zusätzliche Lehrkräfte in den Berufsschulen zurück.
Wie sieht es mit den ? Ausbildungszeiten aus
Knapp 31 Prozent der Azubis (Vorjahr: 36,8) müssen regelmäßig Überstunden machen. Sie arbeiten im Schnitt 3,8 Stunden pro Woche mehr.
Knapp 10 Prozent der Auszubildenden (Vorjahr: 11) bekommen für ihre Überstunden weder einen Freizeitausgleich noch eine Bezahlung.
Wie leben die Azubis; wie ? kommen sie zur Arbeit
Die meisten Azubis (71 Prozent) wohnen noch zu Hause: Zwei Drittel (67,1 Prozent) würden gern in einer eigenen Wohnung leben; zu hohe Mieten oder die zu geringe Ausbildungsvergütung verhinderten dies. Knapp 13 Prozent der Azubis haben einen Nebenjob, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ein großes Problem ist die Mobilität: Mehr als ein Drittel (36,9 Prozent) kann den Betrieb, fast jeder Fünfte (17,8 Prozent) die Berufsschule nur schlecht oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Eine ältere Studie zeigt, dass fast 50 Prozent ein Auto besitzen.
Wie ist grundsätzlich die ? Situation auf dem Markt
2019 kamen in Niedersachsen auf 100 Bewerber nur 90,4 Ausbildungsplätze. Nach Beginn des Ausbildungsjahrs am 30.09.2020 waren noch 4596 Ausbildungsstellen unbesetzt. Gleichzeitig waren noch 9307 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
?
Was fordert der DGB
„Um die Ausbildung attraktiv zu halten, brauchen Auszubildende eine Perspektive auf Übernahme in den Betrieb und gute Rahmenbedingungen für die Ausbildung“, sagt Neumann. Nötig seien ebenso bezahlbare Wohnheimplätze. Der DGB fordert ein landesweites „Azubi-Ticket“für den Öffentlichen Nahverkehr, das 30 Euro im Monat kosten soll. „Wir brauchen eine grüne Verkehrswende“, sagte Payandeh.