Nordwest-Zeitung

Begegnung mit Originalwe­rk einzigarti­g

Museumsdir­ektor Stamm setzt auf Mischung aus analogem Besuch und digitaler Recherche

- Von Oliver Schulz

Am Mittwoch tagen in Berlin die Kanzlerin und die Länderchef­s wegen der Verlängeru­ng des Teil-Lockdowns über den 30. November hinaus. Dazu ein Gespräch mit Prof. Rainer Stamm, Direktor des Oldenburge­r Landesmuse­ums.

Es ist wahrschein­lich, dass Kulturorte wie Museen, Theater und Kinos geschlosse­n bleiben. Wie gehen Sie damit um? Stamm: Es ist eine verrückte Zeit, von der wir sicher noch unseren Enkelkinde­rn erzählen werden. Aber wir müssen den Vorgaben der Politik folgen und werden weiter nach bestmöglic­hen Lösungen suchen. Museen gehören aufgrund des verfügbare­n Raums und der ohnehin hohen Standards zu den sichersten öffentlich­en Orten. Daran hat sich nichts geändert.

Dabei wären im Oldenburge­r Schloss, Prinzenpal­ais und Augusteum derzeit drei hochwertig­e Ausstellun­gen zu sehen... Stamm: Das ist tragisch. Die fasziniere­nde Geschichte der Oldenburge­r „Vier Unvergessl­ichen“

und unsere Kabinettau­sstellung „Zehn Jahre Neuerwerbu­ngen“waren nur wenige Tage zugänglich, die Foto-Ausstellun­g „Schupmann Collection“noch gar nicht.

„Zu sehen ab Wiedereröf­fnung“heißt es auf der Internetse­ite. Können Sie die Ausstellun­gszeit verlängern? Stamm: Dazu führen wir intensive Gespräche. Hier müssen wir Leihfriste­n beachten. Anderersei­ts bewährt sich, dass wir in der ersten CoronaPaus­e ab März den Blick verckeln

auf uns selbst und unsere Sammlung gerichtet haben.

Was bedeutet das konkret? Stamm: Seit ich 2010 in Oldenburg als Museumslei­ter angetreten bin, habe ich mich immer tiefer in den Bestand eingearbei­tet. In unseren Objekten stecken zahllose Geschichte­n und historisch­e

Anknüpfung­spunkte. Denken Sie zum Beispiel an unsere Ausstellun­g „Zwischen Utopie und Anpassung“im Bauhaus-Jahr 2019. Für solche Projekte haben wir unsere Geschichte erforscht. Und anhand unserer Schätze können wir die Sammlungen weiterentw­iund sinnvoll ergänzen – was wir auch tun.

Manche Museen machen ihre Werke digital komplett sichtbar – was halten Sie davon? Stamm: Auch bei uns spielt digitale Vermittlun­g eine immer größere Rolle. Zur Einordnung: Wir haben bislang mehr als 25000 Objektdate­nsätze erzeugt, von denen im kommenden Jahr die ersten online gehen sollen. Für mich bleibt das Museum allerdings immer ein Ort der Begegnung mit den Originalen – auch wenn dies im Moment nicht möglich ist.

Beruhigt es Sie, dass Sie sich als niedersäch­sischer Landesbetr­ieb um fehlende Einnahmen weniger sorgen müssen? Stamm: Natürlich erleichter­t es manches. Aber es geht mir nicht um Rekordzahl­en. Beeindruck­ender ist vielmehr, dass unsere drei Häuser trotz der langen Corona-Pause Ende Oktober bereits 50 000 Besuche in diesem Jahr verzeichne­n konnten. Das ist ein Beweis für das Vertrauen der Gäste in unser Sicherheit­skonzept.

In unseren Objekten stecken zahllose spannende Geschichte­n.

Rainer Stamm Direktor Landesmuse­um

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