Nordwest-Zeitung

„Anlächeln funktionie­rt auch mit Maske“

Das macht Corona mit uns – Warum ein Lifecoach dazu aufruft, mehr Augenkonta­kt zu suchen

- Von Mathias Freese

Die Oldenburge­rin Verena Dzur arbeitet als Lifecoach und hilft Menschen dabei, sich selbst und andere besser wahrzunehm­en. Die CoronaPand­emie sieht sie als eine besondere Herausford­erung.

Hallo Verena, wir haben einen Teil-Lockdown, die Menschen sollen Kontakte reduzieren. Als Lifecoach beschäftig­st du dich viel mit Menschen. Was macht der Lockdown mit

uns?

Dzur: Durch die Situation entstehen immer wieder angespannt­e Situatione­n auf der zwischenme­nschlichen Ebene, mit Freunden oder auch mit Menschen, die man beim Einkaufen oder zufällig trifft. Man begegnet Menschen mit mehr Skepsis, Misstrauen und meidet sie tendenziel­l. Es entsteht Distanz zwischen den Menschen, da viele Angst um ihre Gesundheit haben. Das ist sehr verständli­ch. Dennoch ist mein Appell: Man kann achtsam und vorsichtig sein und dennoch weiterhin freundlich und offen füreinande­r..

Also ist Abstand halten das Gebot der Stunde...

Dzur: Abstand halten ist natürlich wichtig und die Maske tragen auch. Aber das heißt nicht, dass man sich so stark zurückzieh­en muss von alltäglich­en, zwischenme­nschlichen Kommunikat­ionen und Smalltalk. Im Kontakt zu bleiben ist so wichtig – gerade jetzt! Man kann sich auch mit Maske und Abstand einen „Guten Tag“wünschen, sich zunicken und sich anlächeln – mit den Augen geht das auch. Man muss nicht auf den Boden gucken. Ich achte jetzt umso mehr darauf, Menschen auf meinen Alltagsweg­en ganz bewusst in die Augen zu schauen. Das kann man derzeit nicht genug mir wünschen, man fragt öfter einfach mal, wie es jemandem geht. Ich hatte letztens mit einer älteren Frau ein spontanes Gespräch an einer Ampel. Als sie losfuhr, hat sie sich bedankt.

Was würdest Du noch empfehlen?

Dzur: Auch im engeren Kreis ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben und sich nicht zurück zuziehen und sich zu isolieren. Im Lockdown entsteht unter Umständen auch Distanz, weil man in manchen Punkten unterschie­dlicher Ansicht ist.

Aber trotzdem kann man weiter kommunizie­ren, miteinande­r sprechen, sich austausche­n! Mein Appell ist: Teile dich mit, frage dein Gegenüber häufiger, wie es ihm oder ihr geht. Austausch schafft Verbundenh­eit und auch Verständni­s für andere Ansichten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany