Vor 25 Jahren war hier noch Wiese
Stadtwald ab November 1995 anlässlich des Stadtjubiläums gepflanzt – 150 000 Bäume
Neuenwege – Der damalige niedersächsische Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke hatte damals ganz schlechte Laune: Im November 1995 hatte ihn sein ortsunkundiger Fahrer auf der falschen Seite des freien Weidelandes abgesetzt. Missmutig stapfte der Politiker durch den Morast und verpasste den Termin für seine eigene Rede. Von diesem Einzelfall abgesehen herrschte aber durchweg gute Laune, erinnert sich Gerd Iwanuk an den Tag, als Oldenburg seinen Stadtwald bekam.
Der heute 65-Jährige war damals Leiter des Umweltamtes. Mittlerweile leitet er seit 15 Jahren den Fachdienst Umweltmanagement. Er hatte Anfang der 90er die Idee, Oldenburg zur Feier des Stadtjubiläums (650 Jahre Stadtrechte) einen neuen Wald zu schenken: 150 000 Bäume, einer für jeden Einwohner – damals war die Stadt noch etwas kleiner.
42 Fußballfelder
Im Blick dafür hatte er ein Gebiet zwischen Blankenburger Holz und der Autobahn 29. 30 Hektar sollten es sein, eine Fläche so groß wie etwa 42 Fußballfelder. Eigentlich war der Bereich als Gewerbegebiet ausgewiesen. „Aber das kann man ja aufheben“, dachte Iwanuk damals ganz pragmatisch. Und tatsächlich bekam die Aktion an den entscheidenden Stellen Rückhalt.
So wurde der 6. November 1995 zu einem Festtag. Denn die Oldenburger waren aufgerufen, selbst zum Spaten zu greifen und mit anzupacken – und sie kamen in Scharen. Die Ð berichtete von 1000 Teilnehmern. Laut Iwanuk waren es deutlich mehr. 3000 Menschen, so seine Schätzung, brachten damals die ersten rund 20 000 Bäume in den Erde. Es gab Erbensuppe und Bier. Die Sonne strahlte vom blauen Novemberhimmel.
308 Teilnehmer nahmen von diesem Tag eine ganz besondere Erinnerung mit. Wer ihn entsprechend bezahlte, konnte nämlich „seinen“Baum pflanzen und ein Stück
Besuch im Stadtwald: Gerd Iwanuk brachte die Idee für die besondere Pflanzaktion ins Spiel.
Natur für die kommenden Generationen hinterlassen. Auch heute, 25 Jahre später, sind (fast) alle Nummernplaketten an diesen Bäumen noch vorhanden. Eine Tafel gibt die Namen derer preis, die sich damals auch finanziell engagierten. Ob sie alle ihren Baum auch regelmäßig besuchen?
„Wächter des Waldes“
Inzwischen sind Eichen, Birken, Espen, Erlen, Buchen, Winterlinden und Ebereschen hoch gewachsen. Aus dem Gebiet, das damals an eine
Ein großes Volksfest: So berichtete die am 6. November 1995 über die Baumpflanzungen.
Baumschule erinnert haben muss, ist ein richtiger Wald geworden. Vom Parkplatz aus geht es vorbei am „Wächter des Waldes“, einer Skulptur aus Akazienholz, die noch vor dem ersten Baum hier aufgestellt worden war. Aus der Anfangszeit erhalten ist eine kleine
Hütte, die zum Picknick einlädt. Oldenburger spazieren hier mit ihren Hunden, lassen das Laub rascheln oder suchen den versteckten Klimaschatz (siehe Infokasten). Nur eines stört die Idylle ein wenig: das beständige Rauschen der Autobahn.