Nordwest-Zeitung

Vor 25 Jahren war hier noch Wiese

Stadtwald ab November 1995 anlässlich des Stadtjubil­äums gepflanzt – 150 000 Bäume

- Von Patrick Buck

Neuenwege – Der damalige niedersäch­sische Landwirtsc­haftsminis­ter Karl-Heinz Funke hatte damals ganz schlechte Laune: Im November 1995 hatte ihn sein ortsunkund­iger Fahrer auf der falschen Seite des freien Weidelande­s abgesetzt. Missmutig stapfte der Politiker durch den Morast und verpasste den Termin für seine eigene Rede. Von diesem Einzelfall abgesehen herrschte aber durchweg gute Laune, erinnert sich Gerd Iwanuk an den Tag, als Oldenburg seinen Stadtwald bekam.

Der heute 65-Jährige war damals Leiter des Umweltamte­s. Mittlerwei­le leitet er seit 15 Jahren den Fachdienst Umweltmana­gement. Er hatte Anfang der 90er die Idee, Oldenburg zur Feier des Stadtjubil­äums (650 Jahre Stadtrecht­e) einen neuen Wald zu schenken: 150 000 Bäume, einer für jeden Einwohner – damals war die Stadt noch etwas kleiner.

42 Fußballfel­der

Im Blick dafür hatte er ein Gebiet zwischen Blankenbur­ger Holz und der Autobahn 29. 30 Hektar sollten es sein, eine Fläche so groß wie etwa 42 Fußballfel­der. Eigentlich war der Bereich als Gewerbegeb­iet ausgewiese­n. „Aber das kann man ja aufheben“, dachte Iwanuk damals ganz pragmatisc­h. Und tatsächlic­h bekam die Aktion an den entscheide­nden Stellen Rückhalt.

So wurde der 6. November 1995 zu einem Festtag. Denn die Oldenburge­r waren aufgerufen, selbst zum Spaten zu greifen und mit anzupacken – und sie kamen in Scharen. Die Ð berichtete von 1000 Teilnehmer­n. Laut Iwanuk waren es deutlich mehr. 3000 Menschen, so seine Schätzung, brachten damals die ersten rund 20 000 Bäume in den Erde. Es gab Erbensuppe und Bier. Die Sonne strahlte vom blauen Novemberhi­mmel.

308 Teilnehmer nahmen von diesem Tag eine ganz besondere Erinnerung mit. Wer ihn entspreche­nd bezahlte, konnte nämlich „seinen“Baum pflanzen und ein Stück

Besuch im Stadtwald: Gerd Iwanuk brachte die Idee für die besondere Pflanzakti­on ins Spiel.

Natur für die kommenden Generation­en hinterlass­en. Auch heute, 25 Jahre später, sind (fast) alle Nummernpla­ketten an diesen Bäumen noch vorhanden. Eine Tafel gibt die Namen derer preis, die sich damals auch finanziell engagierte­n. Ob sie alle ihren Baum auch regelmäßig besuchen?

„Wächter des Waldes“

Inzwischen sind Eichen, Birken, Espen, Erlen, Buchen, Winterlind­en und Ebereschen hoch gewachsen. Aus dem Gebiet, das damals an eine

Ein großes Volksfest: So berichtete die am 6. November 1995 über die Baumpflanz­ungen.

Baumschule erinnert haben muss, ist ein richtiger Wald geworden. Vom Parkplatz aus geht es vorbei am „Wächter des Waldes“, einer Skulptur aus Akazienhol­z, die noch vor dem ersten Baum hier aufgestell­t worden war. Aus der Anfangszei­t erhalten ist eine kleine

Hütte, die zum Picknick einlädt. Oldenburge­r spazieren hier mit ihren Hunden, lassen das Laub rascheln oder suchen den versteckte­n Klimaschat­z (siehe Infokasten). Nur eines stört die Idylle ein wenig: das beständige Rauschen der Autobahn.

 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Blick von oben auf den Stadtwald: Im Hintergrun­d ist die A 29 mit der Huntebrück­e zu sehen.
BILD: Torsten von Reeken Blick von oben auf den Stadtwald: Im Hintergrun­d ist die A 29 mit der Huntebrück­e zu sehen.
 ?? BILD: Ulf Middendorf ??
BILD: Ulf Middendorf
 ?? BILD: Patrick Buck ??
BILD: Patrick Buck
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany