Nordwest-Zeitung

Corona treibt die US-Bürger in den Hunger

Bereits lange Schlangen vor den „Food Banks“– Millionen Amerikaner ohne Geld und Essen

- Von Friedemann Diederichs

Comedian Luke Mockridge ist froh über seine kleinstädt­ischen Wurzeln. „Ich bin kein sonderlich großer Freund von roten Teppichen und Instagram-Storys mit Promi-Freunden. Darum bin ich sehr glücklich, bei all dem Rummel noch diese gesunde Homebase zu haben“, sagte der 31-Jährige der dpa. Der Moderator stammt aus dem Bonner Ortsteil Endenich. „Wenn ich in Endenich geblieben wäre, würde ich heute vermutlich Englisch und Sport unterricht­en, den örtlichen Fußballver­ein trainieren oder dort spielen und fleißig in meine Stammkneip­e gehen. Und wenn ich mir das so vorstelle, wäre das auch nicht das schlechtes­te Leben.“

Washington/Dallas – Die 48jährige Natalie Prior aus Dallas (Texas) steht stellvertr­etend für Millionen US-Bürger, die erstmals in ihrem Leben ein neues Phänomen erleben: Hunger. Prior, die früher im Bereich der medizinisc­hen Buchhaltun­g arbeitete, verlor aufgrund der Corona-Krise zunächst ihren Job. Dann konnte sie die Miete nicht mehr zahlen und wurde mit nur kurzer Vorwarnung das Opfer einer Zwangsräum­ung.

Obdachlosi­gkeit droht

Die vorerst letzte Station ist ein billiges Motel, auf dessen Fluren Drogendeal­er ihre Geschäfte abwickeln. Das Zimmer zahlt sie mithilfe von Spenden von Verwandten und Freunden – doch begleitet wird dies von der Furcht, irgendwann im Auto leben zu

Karl Dall in der Fernsehsen­dung Dall-As shington, endlich ein neues Pandemie-Hilfspaket aufzulegen. Doch die Republikan­er und Demokraten sind weiter in dieser Frage zerstritte­n, und ausgerechn­et vor dem „Thanksgivi­ng“-Feiertag und Weihnachte­n ist bisher kein Durchbruch in Sicht.

Dramatisch­e Folgen

Die Folgen sind atemberaub­end für eines der reichsten Länder in der Welt. Eine Umfrage des Zensus-Büros ergab jetzt, dass zwölf Prozent aller Haushalte mit Kindern momentan nicht genug Lebensmitt­el zur Verfügung haben. Die „Feeding America“-Organisati­on, das nationale Netzwerk der „Food Banks“, schätzt sogar, dass bis zum Jahresende über 50 Millionen Menschen in den USA an Hunger leiden werden. In den Ausgabeste­llen werden derzeit die Vorräte knapp.

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