Bitte nur eine kurze Lockerung!
Manchmal muss man in herausfordernden Situationen Umwege gehen, um sein Ziel zu erreichen. Das wird in der Debatte über die Frage überdeutlich, wie man die CoronaPandemie am besten zurückdrängt. Am wirkungsvollsten wäre womöglich, so scheinen die aktuellen Erfahrungen aus Frankreich oder Irland zu belegen, wenn man die Menschen für ein paar Wochen praktisch einsperrt und ihnen damit fast alle Außenkontakte verbieten würde.
Die Zahlen der Neuinfizierten haben diese beiden Länder jedenfalls mit einem derart harten Kurs drastisch gedrückt. Ob sich ein solcher rigider Kurs lohnt, das kann jedoch nicht nur an Zahlen zur Infektionsentwicklung gemessen werden. Denn es gibt noch andere Folgen: Vereinsamung, Depressionen, Verzweiflung, Psychosen, Gewalt in Familien.
Deutschland hat sich bisher für einen milderen Kurs entschieden, hat relativ früh reagiert und ist damit bislang immerhin nicht in ein so tiefes Pandemie-Loch wie andere gestürzt. Doch die Entwicklung in den letzten Wochen macht Angst. Daher ist es richtig, wenn der Bund und die Länder sich auf einem neuen Corona-Gipfel einigten, den „Lockdown Light“zu verschärfen. Daran führt wohl kein Weg vorbei, allein schon mit Blick auf langsam ausgeschöpfte Kapazitäten in den Kliniken. Wenn nun aber zugleich von großzügigen Ausnahmen für die Zeit um Weihnachten und Silvester die Rede ist, beschleicht einen ein ungutes Gefühl. Die Pandemie-Bekämpfung kann das massiv zurückwerfen.
Denn egal, was in größerem Kreis von Familien und Freunden gefeiert wird – das Virus nutzt solche Kontakte. Dennoch macht es aus vielerlei sozialen und psychologischen Gründen Sinn, solche Feiern zu ermöglichen. Für viele Menschen geht es zu Weihnachten einfach nicht ohne ihre Familien. Doch die Lockerung muss dann kurz und dosiert bleiben – was gegen die Einbeziehung von Silvester spricht.
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