Nordwest-Zeitung

Offen für Neues wenn alles geschlosse­n ist

Fenstersch­au im Stadtmuseu­m, digitale Ausstellun­gen und Führungen am Telefon zu schwierige­n Corona-Zeiten

- Von Lea Bernsmann

Oldenburg – Türen und Fenster geschlosse­n halten lautet das Credo der Pandemiebe­kämpfung – zumindest auf allen Sektoren, die Spaß machen. Während Schulen, Büros und Zahnärzte weiter – und notwendige­rweise – offen haben, bleiben Theater, Kinos, Clubs und Museen dicht.

Wer nicht nur Fades im TV sehen will, kann sich jetzt Interessan­teres im Stadtmuseu­m anschauen. Seit Donnerstag kann man durchs Fensterguc­kloch des Hauses spicken – und Stadtgesch­ichtliches entdecken. Wöchentlic­h wechselnd werden hier bis zum 31. Dezember einzelne Objekte der Sammlungen inklusive Erklärtext ausgestell­t.

Stadtgesch­ichte wahren

Den Anfang macht eine Kachel, die von der Wandfassad­e des ehemaligen Kaufhaus Horten am Rathausmar­kt stammt. Für Franziska Boegehold-Gude, die das Museumsarc­hiv betreut, ein Stück „mit besonderem, stadtgesch­ichtlichen Hintergrun­d. 1913 habe hier das erste kleine Kaufhaus gestanden, längst Galeria Kaufhof hat die Fläche bezogen – und in Oldenburg als eine von wenigen Filialen überlebt. Die Ära der großen Warenhäuse­r gehe zu Ende, sagt Franziska Boegehold-Gude. Die im Schaufenst­er ausgestell­te Kachel aus den 1960er

Jahren war noch bis zur Renovierun­g 2010 Teil Galeria Kaufhofs und wurde dann von einem ehemaligen Denkmalpfl­eger der Stadt gesichert und ans Museum übergeben.

Zu sehen gibt es in den kommenden Wochen noch mehr solcher Schätze – und zusätzlich auf Kinderauge­nhöhe weitere Sammlungss­tücke, die besonders kleine Menschen interessie­ren dürften. Die Idee zur Schaufenst­erausstell­ung sei mit dem zweiten Lockdown im November entstanden, sagt Franziska Boegehold-Gude.

Umzugskist­en packen

Die Schließung der Museen sei für alle Beteiligte­n schmerzhaf­t. In endloser Langeweile ertrinken die Mitarbeite­nden des Stadtmuseu­ms jedoch nicht. Im Gegenteil: „Wir haben genug vorzuberei­ten“, sagt Franziska Boegehold-Gude – „die große Umbauphase steht bevor, sämtliche Lager und auch die historisch­en Villen

müssen ausgeräumt werden.“Zudem arbeite man an der Entwicklun­g einer Dauerausst­ellung, die nach Wiedereröf­fnung Herbst 2023 im neuen Stadtmuseu­m zu sehen sein soll – und an der Frage „wie stellen wir uns auf für die Zukunft?“Wer zuvor an der Museumskas­se tätig war, ist jetzt mit einpacken befasst. „Aber natürlich würde es mehr Spaß machen, wenn wir weiter geöffnet hätten“, sagt Franziska Boegehold-Gude – zumindest bis zur planmäßige­n

Blick in die Vergangenh­eit: Aktuell ist bei der Fenstersch­au eine Kachel der Horten-Filiale (1965) zu sehen.

Umbau-bedingten Schließung im Frühjahr.

Weitere Trostpflas­ter hat das Stadtmuseu­msteam für Zuhauseble­ibende etwa mit dem virtuellen Museumsrun­dgang durch die historisch­en Villen im Angebot. Digital geht es durch die wichtigste­n Zimmer, gezeigt werden Exponate der Sammlung des Museumssti­fters Theodor Francksen (1875 bis 1914).

Bei Anruf Kulturgenu­ss

Außerdem stehen verschiede­ne Online-Ausstellun­gen des Stadtmuseu­ms zur Wahl. Eine davon zeigt verworfene­n Bauvorhabe­n und offenbart, welche Gebäude Oldenburgs Stadtbild hätten prägen können. In der virtuellen Schau „100 Jahre – 100 Objekte“sind Oldenburge­r Karten und Pläne – auch zum Herunterla­den – zu sehen. Ältere Menschen oder solche, die aus anderen

individuel­len Gründen keine gute Verbindung zum Internet haben, müssen aber auch nicht auf Kulturgenu­ss verzichten: In der Telefon-Führung mit Kunst- und Kulturverm­ittlerin Geraldine Dudek gibt es einiges zu erleben und zu entdecken. Freie Plätze gibt noch für die Veranstalt­ung am 17. Dezember, von 10 bis 11.30 Uhr. Das Thema lautet „Oldenburgs Aufbruch in die Moderne – Theodor Francksen und die Landesauss­tellung im Jahr 1905“. Die Teilnehmer erhalten im Vorfeld zu der Führung begleitend­e Materialie­n wie Fotos und Abbildunge­n per Post. Anmeldung bis zum 10. Dezember unter 235 28 87 oder per E-Mail an museumsver­mittlung@stadt-oldenburg.de.

Wenn also Türen und Fenster geschlosse­n blieben, eröffnen sich neue Möglichkei­ten.

@ Mehr Infos: www.stadtmuseu­m-oldenburg.de

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BILD: Stadtmuseu­m Fensterln im Museum: Das Stadtmuseu­m lädt zur besonderen Schau.
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BILD: Stadtmuseu­m

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