Babyboom durch Lockdown im Frühjahr bleibt aus
Keine erhöhte Betreuungs-Nachfrage bei Hebammen oder Frauenärzten
Oldenburg – Babyboomer – damit ist in der Regel die Generation gemeint, die in der Nachkriegszeit geboren wurde. Auch manchen Ereignissen wird eine Steigerung der Geburtenrate attestiert. So etwa dem 2:1-Erfolg der isländischen Fußball-Nationalmannschaft im Achtelfinale der Fußballeuropameisterschaft 2016, oder dem deutschen WM-Fußball-Sommermärchen 2006.
Weniger Kinder
Ebenso verhält es sich mit dem ersten Corona-Lockdown im März dieses Jahres. Erzwungene Zweisamkeit hatte schließlich bereits im Münsterländer Schneechaos 2005 zu einem Anstieg der Geburten geführt. Damals waren rund 250 000 Menschen tage
lang ohne Strom. Eine ähnliche Wirkung scheint der Lockdown nicht gehabt zu haben.
„Man würde es merken wenn die Kolleginnen eine Vertretung oder die Frauen verzweifelt eine Hebamme suchen“, sagt Claudia Robben, die im Landkreis Oldenburg als Hebamme tätig ist. Dies sei nicht der Fall.
Geburtstermin für Lockdown-Babys wäre im Dezember und Januar. „Im Kolleginnenkreis macht man schon Witze nach dem Motto: Wer weiß, was an Weihnachten oder Silvester im Kreißsaal ist“, so Robben. Vielleicht zeige sich ein Boom jedoch auch erst im Dezember oder Januar, meint Robben. Sie könne sich jedenfalls gut vorstellen, dass einige Paare sich in der Krise für ein Kind entscheiden.
Anderer Ansicht ist in diesem Punkt Roswitha Funke, die Beleghebamme der Stadt Friesoythe: „Ich glaube eher, dass durch Corona weniger Kinder gezeugt werden, weil die Gelder bei vielen nicht da sind.“Ähnliches haben italienische Forscher herausgefunden. In Frankreich und Deutschland würde die Hälfte der Befragten ihre Familienplanung aufgrund der Krise verschieben, so ihre Analyse.
Prognose aus Oldenburg
Auch der Oldenburger Frauenarzt Dr. Peter Cornelius kann bislang keinen sich abzeichnenden Babyboom durch den Lockdown feststellen. „In den letzten Jahren hatten wir eine steigende Geburtenrate – ich denke, es bleibt auf dem Level.“
Rückmeldungen, die einen Boom bestätigen, habe auch Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, nicht bekommen. „Das liegt sicherlich zum Großteil daran, dass sie diesen vermuteten Boom nicht wahrgenommen haben.“