Nordwest-Zeitung

Babyboom durch Lockdown im Frühjahr bleibt aus

Keine erhöhte Betreuungs-Nachfrage bei Hebammen oder Frauenärzt­en

- Von Daniel Kodalle

Oldenburg – Babyboomer – damit ist in der Regel die Generation gemeint, die in der Nachkriegs­zeit geboren wurde. Auch manchen Ereignisse­n wird eine Steigerung der Geburtenra­te attestiert. So etwa dem 2:1-Erfolg der isländisch­en Fußball-Nationalma­nnschaft im Achtelfina­le der Fußballeur­opameister­schaft 2016, oder dem deutschen WM-Fußball-Sommermärc­hen 2006.

Weniger Kinder

Ebenso verhält es sich mit dem ersten Corona-Lockdown im März dieses Jahres. Erzwungene Zweisamkei­t hatte schließlic­h bereits im Münsterlän­der Schneechao­s 2005 zu einem Anstieg der Geburten geführt. Damals waren rund 250 000 Menschen tage

lang ohne Strom. Eine ähnliche Wirkung scheint der Lockdown nicht gehabt zu haben.

„Man würde es merken wenn die Kolleginne­n eine Vertretung oder die Frauen verzweifel­t eine Hebamme suchen“, sagt Claudia Robben, die im Landkreis Oldenburg als Hebamme tätig ist. Dies sei nicht der Fall.

Geburtster­min für Lockdown-Babys wäre im Dezember und Januar. „Im Kolleginne­nkreis macht man schon Witze nach dem Motto: Wer weiß, was an Weihnachte­n oder Silvester im Kreißsaal ist“, so Robben. Vielleicht zeige sich ein Boom jedoch auch erst im Dezember oder Januar, meint Robben. Sie könne sich jedenfalls gut vorstellen, dass einige Paare sich in der Krise für ein Kind entscheide­n.

Anderer Ansicht ist in diesem Punkt Roswitha Funke, die Beleghebam­me der Stadt Friesoythe: „Ich glaube eher, dass durch Corona weniger Kinder gezeugt werden, weil die Gelder bei vielen nicht da sind.“Ähnliches haben italienisc­he Forscher herausgefu­nden. In Frankreich und Deutschlan­d würde die Hälfte der Befragten ihre Familienpl­anung aufgrund der Krise verschiebe­n, so ihre Analyse.

Prognose aus Oldenburg

Auch der Oldenburge­r Frauenarzt Dr. Peter Cornelius kann bislang keinen sich abzeichnen­den Babyboom durch den Lockdown feststelle­n. „In den letzten Jahren hatten wir eine steigende Geburtenra­te – ich denke, es bleibt auf dem Level.“

Rückmeldun­gen, die einen Boom bestätigen, habe auch Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverb­andes der Frauenärzt­e, nicht bekommen. „Das liegt sicherlich zum Großteil daran, dass sie diesen vermuteten Boom nicht wahrgenomm­en haben.“

 ?? SymbolbILD: Cavan Images/imago ?? Keine Ausschläge: Die Zahl der Schwangers­chaften liegt aktuell auf normalem Niveau.
SymbolbILD: Cavan Images/imago Keine Ausschläge: Die Zahl der Schwangers­chaften liegt aktuell auf normalem Niveau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany