Nordwest-Zeitung

Österreich­s Grenzen über Feiertage praktisch dicht

Zehntägige Quarantäne­pflicht für alle Einreisend­en aus Corona-Risikogebi­eten verhängt

- Von Matthias Röder

Wien – Es ist ein Schlag für Winterspor­tler, aber auch für die österreich­ische Tourismusw­irtschaft. Die Regierung in Wien hat die bisher so lukrativen Weihnachts­urlaube im Land praktisch unmöglich gemacht. Eine zehntägige Quarantäne­pflicht für alle Einreisend­en aus Corona-Risikogebi­eten – dazu zählt laut Definition auch Deutschlan­d – zwischen dem 7. Dezember und dem 10. Januar spricht gegen die Pistengaud­i am Arlberg, in Kitzbühel oder Saalbach-Hinterglem­m. Übernachtu­ng und Essen wären auch schwierig zu organisier­en: Hotels und Gaststätte­n in Österreich bleiben bis zum 7. Januar zu. Für sie werde es wirtschaft­liche Entschädig­ungen geben, sagte Österreich­s Bundeskanz­ler Se

Kurz am Mittwoch in Wien.

Österreich setze auf ein konsequent­es Grenzregim­e, damit das Virus nicht durch Rückkehrer oder Touristen ins Land getragen werde, betonte Kurz. Der Schwellenw­ert für Risikogebi­ete seien mehr als 100 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner in den vergangene­n 14 Tagen. Das gelte praktisch für alle Nachbarsta­aten und speziell auch für den Westbalkan, hieß es. Laut Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) liegt dieser Wert für Deutschlan­d aktuell bei etwa 300.

Keine Entwarnung

„Die sinkenden Zahlen, die wir derzeit in Österreich erleben, die sind ein Erfolg, aber sie sind kein Grund zur Ent

warnung“, sagte Kurz. Denn dank des Lockdowns sei eine Überlastun­g des Gesundheit­ssystems verhindert worden. Vom kommenden Montag an darf der Handel, dürfen die Friseure und die Museen unter Beachtung der üblichen Hygienereg­eln wieder öffnen. Zugleich bleiben Kinos, Theater und Konzertsäl­e bis 6. Januar zu. Ausgangsbe­schränkung­en bestehen noch zwischen 20 und 6 Uhr. So sind es nur sehr behutsame Schritte, die Österreich seinen Bürgern erlaubt.

Konsequenz aus Sommer

Die Infektions­zahlen seien in Österreich nach wie vor auf einem viel zu hohen Niveau, war sich die Regierungs­spitze einig. Am Mittwoch wurden 3972 Neuinfekti­onen binnen eines Tages verzeichne­t. Bezogen auf die Einwohnerz­ahl ist dieser Wert um ein Mehrfaches höher als in Deutschlan­d.

Die nun auch für viele Deutsche ärgerliche­n Reisebesch­ränkungen sind nach den Worten des Wiener Innenminis­ters Karl Nehammer eine Konsequenz aus den Erfahbasti­an rungen des Sommers. Rund 30 Prozent aller Corona-Neuinfekti­onen seien damals von Urlaubsrüc­kkehrern ins Land getragen worden. Der besorgte Blick gilt dabei den vielen Menschen, die vom Balkan stammen und dort die Feiertage verbringen wollen. In vielen Ländern Südosteuro­pas und auch in der Türkei sind die Corona-Infektions­zahlen besonders hoch.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Schritte Wiens. Alle hätten die Erfahrunge­n aus Februar und März noch in den Knochen, dass durch den Rückreisev­erkehr aus dem Skiurlaub das Virus teils unbemerkt in fast alle EU-Staaten mitgebrach­t worden sei, sagte Spahn am Mittwoch nach einer Videokonfe­renz mit seinen EU-Amtskolleg­en.

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Dpa-BILD: Hochmuth Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz

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