Heute hat die Fahrerei endlich ein Ende
Nach 1,5 Jahren Autofahren erhält Autist Wladislav Litau Therapie-Platz in Fachklinik
Oldenburg – Auf diese Nachricht hat Viktor Litau seit mehr als einem Jahr gewartet: „Wladislav hat einen Platz in der Fachklinik in Aschendorf bekommen“, sagt der Familienvater, der seit 1,5 Jahren mit seinem autistischen Sohn durch Oldenburg fährt – an jedem Tag in der Woche. „Am Donnerstag wird er aufgenommen“, lautet die gute Mitteilung.
Dieser Termin könnte zum Wendepunkt im Leben der Familie werden. Denn aktuell ist der 40-Jährige immer noch mit dem zehnjährigen Wladislav im Auto unterwegs. Das ist die einzige Möglichkeit, den autistischen Jungen zu beruhigen, der ansonsten ein aggressives Verhalten sich selbst aber auch seinen Mitmenschen gegenüber an den Tag legt.
Ein wichtiges Ziel
„Ich bin froh, dass Wladislav den Platz bekommen hat. So hätte es nicht weitergehen können“, sagt Viktor Litau. Der 40-Jährige ist selber gesundheitlich angeschlagen, würde für seinen Sohn aber bis zum Äußersten gehen. Mit der Gewissheit, dass Wladislav an diesem Donnerstag in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie im Marien Hospital Papenburg Aschendorf aufgenommen wird, erreicht der Vater ein wichtiges Ziel. An diesen Erfolg hatte er lange nicht geglaubt.
„Als ich mich vor zwei Monaten an die Ð gewandt habe, habe ich nicht damit gerechnet, so schnell erfolgreich zu sein. Ich hatte zwar auf Hilfe gehofft, war dann aber doch sehr erstaunt, wie alles gelaufen ist“, sagt Litau.
Viele Menschen hätten sich bei ihm gemeldet und Hilfe angeboten. „Plötzlich hat man mich überall, wo ich unterwegs war, erkannt und angesprochen. Es hat gut getan und viel Kraft gegeben, zu wissen, dass die Menschen uns und unser Problem sehen.“
Das Problem erkannt hat damals auch Dr. Filip Caby, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Aschendorf. Er hat Wladislav vor etwa einen Monat untersucht und sich bereit erklärt, den Jungen aufzunehmen. Und jetzt ist es so weit. Wladislav wird für längere Zeit in die Fachklinik gebracht.
Die freie Zeit nutzen
„Ich hoffe, dass sein aggressives Verhalten durch den Klinik-Aufenthalt verschwindet, Wladislavs Persönlichkeit sich nicht verändert und unser Familienleben
sich wieder normalisieren wird“, sagt Viktor Litau. Er selbst wolle die freie Zeit nutzen, um die vielen Dinge zu erledigen, um die er sich in den vergangenen Monaten nicht wirklich kümmern konnte.
„An erster Stelle steht dabei meine Familie. Ich habe ja auch noch zwei weitere Kinder, mit denen ich zum Beispiel eine Radtour machen möchte. Es gibt aber auch viel
Papierkram zu erledigen, der liegengeblieben ist“, sagt der 40-Jährige.
Auch wenn sie Besserung in Aussicht stellt – leicht wird dem Vater die Trennung von seinem Sohn nicht fallen. In den vergangenen 1,5 Jahren ist ein besonders starkes Band zwischen den beiden entstanden. „Es muss aber sein“, sagt Viktor Litau. „Denn so wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.“