„Wir müssen bei der Therapie von Tag zu Tag entscheiden“
Chefarzt Dr. Caby hat Vorbereitungen für Klinik-Aufenthalt von Wladislav Litau in Aschendorf abgeschlossen
Gut vier Wochen ist es her, dass Dr. Filip Caby bestätigt hat, dass er Wladislav Litau für eine Therapie in der Fachklinik des Marienhospitals in Aschendorf, die er leitet, aufnehmen will. Jetzt ist es soweit. Wie dieser Aufenthalt gestaltet werden soll und was die Ziele der Therapie sind, berichtet der Chefarzt im Gespräch mit unserer Redaktion.
Seit unserem letzten Gespräch sind vier Wochen vergangen. War es schwer, alle Vorbereitungen für die Therapie von Wladislav zu treffen?
Dr. Caby: Die Vorbereitungen für die Therapie waren nicht das große Problem. Die aktuelle Corona-Situation hat die Vorbereitungen aber erschwert. Unsere Einrichtung ist stark belegt. Wir mussten warten, bis zwei Plätze frei werden, um Wladislav aufzunehmen, weil seine Therapie sehr intensiv sein wird.
Wie viele Personen sind in die Therapie eingebunden?
Dr. Caby: Das fängt an bei dem 15-köpfigen Stationsteam. Darüber hinaus gibt es die Stationstherapeuten, die Fachtherapeuten, die Mitarbeiter des Sozialpädiatrischen Zentrums sowie des Sozialdienstes, zu denen auch eine Autismustherapeutin gehört.
Wie sieht der Therapieplan für Wladislav aus?
Dr. Caby: Einen konkreten Plan, den wir Punkt für Punkt abarbeiten, gibt es nicht. Wir müssen mit dem Team jeden Tag neu entscheiden, wie wir weiter vorgehen werden. Dabei lassen wir uns sehr stark auf die Bedürfnisse und Fortschritte von Wladislav und seinen Eltern ein.
Was sind die Bestandteile der Therapie?
Dr. Caby: Auf der einen Seite wollen wir den Gesundheitsne zustand von Wladislav untersuchen. In besonderer Weise interessiert uns das Gehirn des Jungen, das wir über verschiedene bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT und MRT untersuchen werden, um zum Beispiel Schädigungen ausschließen zu können. Aber auch das Erbgut von Wladislav soll untersucht werden, um herauszufinden, ob es hier Erklärungen für das schwere Krankheitsbild gibt. Alles unter Bezug auf die Voruntersuchungen.
Wir wollen versuchen, die Medikamente, die Wladislav nimmt, abzusetzen. So können wir sehen, wie er sich oh
Arzneien verhält und die medikamentöse Behandlung neu aufsetzen. Darüber hinaus werden wir mit Wladislav auch psychotherapeutisch arbeiten. Das ist bei ihm eine Mischung aus Verhaltenstherapie, Pädagogik und systemischer Familientherapie. Denn man darf nicht vergessen, dass Wladislavs Zustand auch das Leben seiner Geschwister, Eltern und Großeltern stark beeinflusst.
Was ist das übergeordnete Ziel, das mit der Therapie verfolgt wird?
Dr. Caby: Ziel ist, wenn eine Betreuung in der Familie nicht funktioniert, Wladislav in einer Einrichtung unterzubringen, in der man sich dauerhaft und angemessen um ihn kümmern kann. Auch das funktioniert nur, wenn er es schafft, seine Fähigkeiten zu entwickeln und seine Aggressivität sich selbst und anderen Menschen gegenüber in den Griff zu bekommen.
Wie lange wird die Therapie ungefähr dauern?
Dr. Caby: Das ist schwer zu sagen und abhängig davon, was wir herausfinden und wie sich Wladislav und seine Familie entwickeln. Mit Blick auf die Schwere der Erkrankung denke ich aber nicht, dass wir mit schnellen Erfolgen rechnen können. Die stationäre Therapie könnte zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen.
Von Wolfgang Alexander Meyer
Wird Wladislav in dieser Zeit Kontakt zu seinen Eltern haben?
Dr. Caby: Es wird für die ersten Tage eine Trennung von der Familie geben, um zu sehen, wie groß die Abhängigkeit des Jungen ist und um die Diagnostik vorzunehmen. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht klar. Falls erforderlich, hat Wladislavs Vater sich bereit erklärt, in die Therapie vor Ort eingebunden zu werden. Ansonsten sind Besuche natürlich grundsätzlich erwünscht.