Nordwest-Zeitung

Querdenker bauen Netzwerk auf

Gruppe kooperiert mit „Klagepaten“, „Eltern stehen auf“und „Ärzte für Aufklärung“

- Von Marlis Stein Und Chelsy Haß

Oldenburg – 35 Personen haben am Mittwochab­end in Oldenburg gegen die CoronaMaßn­ahmen demonstrie­rt. Begleitet wurden sie von jeweils mindestens der gleichen Anzahl an Polizisten und Gegendemon­stranten. Die Querdenker hielten außerdem vor dem Bahnhof eine Kundgebung ab.

Die Oldenburge­r Querdenker sind mittlerwei­le mit vielen Gruppen vernetzt, wobei es mitunter personelle Überschnei­dungen gibt. Zwei dieser Gruppen sind „Eltern stehen auf“und die „Klagepaten“. Die Initiative „Eltern stehen auf“, von der es auch einen Oldenburge­r Ableger gibt, lehnt unter anderem die Maskenpfli­cht an Schulen ab. Die „Klagepaten“mit Meldeadres­se in Oldenburg unterstütz­en die Bewegung bundesweit mit Klagevorla­gen. Diese Gruppen kooperiere­n untereinan­der.

Kooperatio­nspartner

Im Vorfeld einer für den 9. November geplanten, aber nicht umgesetzte­n Protest-Aktion wurde ein von den „Eltern stehen auf“unterzeich­netes Schreiben an Oldenburge­r Schulen geschickt. Dabei handelte es sich um ein Musterschr­eiben, das die Klagepaten auf ihrer Homepage zur Verfügung stellen. Darin wird das Tragen von Masken damit verglichen, CO2 in ein Klassenzim­mer einzuleite­n, bis die

Rund 35 Menschen nahmen an der Querdenken-Demonstrat­ion am Mittwochab­end teil. Die Gruppe ging einmal um den Innenstadt­ring – begleitet von Polizei und Gegendemon­stranten.

Kinder eine entspreche­nde Vergiftung erleiden. Zudem wird den angeschrie­benen Schulleite­rn angedroht, sie würden persönlich dafür haften, sollte ein Kind durch das Maskentrag­en zu Schaden kommen.

Eine weitere Gruppe, die zu dem Querdenken-Netzwerk zu zählen ist, sind die „Freiheitsb­oten“. Sie haben in einer großen Zahl Flyer gedruckt, die in Oldenburge­r Briefkäste­n auftauchte­n und mit denen Falschinfo­rmationen über das Coronaviru­s verbreitet werden.

Es gab auch Flyer, in denen „Ärzte für Aufklärung“als Absender genannt werden.

An dieser Gruppe beteiligen sich auch verschiede­ne Ärzte aus Oldenburg und Umgebung. Sie verharmlos­en das Coronaviru­s, kritisiere­n wie die Querdenker die Maßnahmen gegen die Pandemie und treten regelmäßig auf deren Veranstalt­ungen auf. Im Telegram-Chat der Oldenburge­r Querdenken-Gruppe wurde ein Musterschr­eiben „Maskenbefr­eiungsbesc­heinigung“für Schüler geteilt. Gegen einen

Arzt aus Ostfriesla­nd, der auch schon auf Oldenburge­r Demonstrat­ionen gesprochen hat, wird derzeit ermittelt, weil er falsche Atteste ausgestell­t haben soll.

Öffentlich­e Chat-Gruppe

Die Nachrichte­nplattform Telegram ist für die Querdenker ein wichtiges Kommunikat­ionsmittel. Sie haben dort einen öffentlich­en und mehrere private Chats. In der öffentlich­en Gruppe wird unter anderem für Demonstrat­ionen

mobilisier­t. Es werden auch – wie bereits berichtet – verschwöru­ngsideolog­ische und rechte Inhalte geteilt.

Neben den regelmäßig­en Veranstalt­ungen in der Stadt nehmen Teile der Oldenburge­r Gruppe an bundesweit­en Querdenken-Veranstalt­ungen teil und halten dort auch Reden. Außerdem werden auf Kundgebung­en in Oldenburg und im Telegram-Chat andere Veranstalt­ungen in der Region, beispielsw­eise in Ostfriesla­nd, Friesland oder Bremen angekündig­t.

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BILD: Piet Meyer

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