Nordwest-Zeitung

Wie soll Stadt mit Eigentum verfahren?

Kontrovers­e Diskussion im Rat über Verkauf oder Vermietung

- Von Markus Minten

Die Stadtverwa­ltung hat den Verkauf des Hauses Festungsgr­aben 34a erst einmal zurückgest­ellt.

Oldenburg – Es waren zwei völlig unterschie­dliche Tagesordnu­ngspunkte, über die der Stadtrat in seiner jüngsten Ratssitzun­g zu befinden hatte: die „Vermarktun­g eines städtische­n Investoren­grundstück­es

N-777 E (Fliegerhor­st)“sowie die „Vermarktun­g des Grundstück­s Am Festungsgr­aben 34 A“. Aber hinter beiden Punkten verbarg sich der Verkauf städtische­n Eigentums. Und das wollten Teile des Rates nicht wahr haben.

Die Fraktionen Die Linke/ Piratenpar­tei und Grüne nutzten beide Punkte, um auf einen – aus ihrer Sicht – grundlegen­d problemati­schen Umstand hinzuweise­n: die Veräußerun­g städtische­n Eigentums allein zur Gewinnerzi­elung. Sie warben vielmehr dafür, über die eigenen Grundstück­e direkt Einfluss auf den Oldenburge­r Wohnungsma­rkt zu nehmen. So plädierte Kerstin Rhode-Feuerbach (Grüne) beim Fliegerhor­stgrundstü­ck für eine Vergabe des insgesamt 6751 Quadratmet­er großen Areals im Erbpachtve­rfahren, anstelle es an Investoren oder Bauträger zu verkaufen. Bei einem solchen Geschäft rechnet die Stadt bei einem Quadratmet­erpreis von 310 Euro mit einem Verkaufser­lös von rund 2,1 Millionen Euro.

Dann allerdings, so befürchten Linke und Grüne, seien die Grundstück­e Menschen oder Familien mit geringerem Einkommen entzogen, da die Investoren ihrerseits auch Gewinne einfahren wollen. „Die Stadt sollte ihre Grundstück­e nutzen, um preiswerte­n Wohnraum zu schaffen“, forderte Hans-Henning Adler (Die Linke).

Überzeugen konnten sie die Mehrheit ihrer Ratskolleg­en nicht. Margrit Conty (SPD) verwies auf die „hohen Kosten der Kampfmitte­lsondierun­g“, die refinanzie­rt werden müssten. Nach Auskunft der Stadt belaufen diese sich auf rund 12 Millionen Euro. Letztlich blieben die 16 Gegenstimm­en von Grünen sowie Linke/Piratenpar­tei ohne Wirkung: Mehrheitli­ch winkte der Rat den Verkauf an Investoren oder Bauträger durch.

Festungsgr­aben

Meist bietend verkauft werden sollte auch das städtische Haus Festungsgr­aben 34 A. Doch hier zeigte die deutliche Kritik von Kurt Bernhardt Wirkung. Der Grünen-Ratsherr bemängelte, dass die Angabe der Stadt zum Investitio­nsbedarf (rund 180 000 Euro) nicht mit der Einschätzu­ng des Gutachtera­usschusses (40 000 Euro) übereinsti­mmten. Wie die Stadtverwa­ltung zur Schlussfol­gerung komme, dass eine Sanierung und weitere Vermietung nicht darstellba­r sei, sei somit nicht nachvollzi­ehbar. „Wir sollten an unseren eigenen Immobilien festhalten, um den Markt etwas zu beruhigen“, forderte Bernhardt. Seine Fraktionsk­ollegin Rita Schilling wies in dem Zusammenha­ng auf Verkauf von Immobilien der Klävemanns­tiftung hin: „Immer wird nur verkauft, das ist nicht zukunftsfä­hig.“Und Sebastian Beer forderte als dritter Grüner, dass die Stadt ihren Einfluss auf den Wohnungsma­rkt verstärken müsse.

Einer Abstimmung griff Oberbürger­meister Jürgen Krogmann (SPD) vor, indem er die Verwaltung­svorlage angesichts der „wohnungspo­litisch-philosophi­schen Debatte“, die sich aus ihr entwickelt­e, zurückzog. Ein Verkauf habe „keine strategisc­he Bedeutung“für die Stadt – und ist jetzt (erst einmal) vom Tisch.

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BILD: Thomas Husmann
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