Nordwest-Zeitung

Er lehrte Karl Dall das Schriftset­zen

Oldenburge­r Rolf Möllhoff erinnert sich an den Komiker: „Er war nie aufmüpfig“

- Von Sarah Schubert

Oldenburg – In der vergangene­n Woche ging die Nachricht über den Tod des Komikers Karl Dall durch die Medien. „Als ich davon gehört habe, hat es mir einen Stich versetzt“, sagt der Osternburg­er Rolf Möllhoff. Denn die beiden haben eine gemeinsame Vergangenh­eit.

Lehrmeiste­r

1961 wechselte Karl Dall in seinem zweiten Lehrjahr zur Druckerei Rautenberg in Leer. Lehrmeiste­r war dort zu dieser Zeit Rolf Möllhoff. „Sieben Lehrlinge hatte ich, Karl stach mit seinem Markenzeic­hen – seinem Auge – heraus“, sagt der heute 86-Jährige. Aufmüpfig sei der spätere Komiker nie gewesen. „Wenn ich ihn zusammenst­auchte, merkte ich, dass es in das eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus ging“, erinnert er sich.

Dummes Zeug habe Karl Dall schon damals im Kopf gehabt. Als dieser nach Abschluss seiner Ausbildung 1963 zur Bundeswehr einberufen wurde, lud er die Kollegen zu einem Non-Stop-TrauerBall ein – die Einladung als Trauerbrie­f gestaltet. Diesen besitzt Rolf Möllhoff heute noch. Darin heißt es: „Plötzlich

Der 86-jährige Rolf Möllhoff war Lehrmeiste­r des kürzlich verstorben­en Karl Dall.

und unerwartet nahm das Heer mich zu sich. Mitten aus meiner Scharfen-Kraft herausgeri­ssen, verscheide ich aus dem Zivilleben im blühenden Alter von 21 Lenzen.“

Überraschu­ng

Nicht wenig erstaunt war Rolf Möllhoff, als Karl Dall sechs Wochen nach der Abschiedsf­eier wieder in der Druckerei auftauchte. „Er sagte damals, er habe sich so dumm angestellt, dass sie ihn rausgeschm­issen haben“, erinnert sich Möllhoff und lacht. „Er könne den Arm nicht richtig zum Gruß heben, weil er mal

gebrochen war, habe er denen gesagt.“Danach trennten sich die Wege der beiden. Karl Dall ging nach Berlin und gründete die Musikgrupp­e Insterburg & Co, Rolf Möllhoff verschlug es nach Oldenburg zum Druckhaus Stalling.

Erst 1984 trafen sich die beiden durch Zufall wieder. „Ich war geschäftli­ch in Münster und besuchte eine Show“, erzählt Rolf Möllhoff. Zu seiner Überraschu­ng trat dort auch Karl Dall auf, und erwähnte, dass er Schriftset­zer gelernt habe. „Ja, bei mir, habe ich gerufen und den Arm gehoben“, erinnert sich Rolf Möllhoff. „Dann hat er mich auf die

Am 23. November verstarb Komiker Karl Dall infolge eines Schlaganfa­lls.

Bühne geholt.“

E-Mail-Kontakt

„Bei einer Show in Oldenburg hat er zwei Karten für mich und meine Frau hinterlegt“, sagt Möllhoff. Im Anschluss an die Show wurden beide zu dem Komiker hinter die Bühne gebeten. „Bei ein paar Schnäpsen haben wir uns bis spät in die Nacht unterhalte­n.“

Die beiden hielten Kontakt per E-Mail, tauschten sich über ihre Leben aus. Auch die Vergewalti­gungsvorwü­rfe einer Schweizer Journalist­in machte Karl Dall darin zum Thema.

„An denen ist nichts dran“, versichert­e er Rolf Möllhoff in seiner E-Mail.

„Karl war ein netter Mensch – privat viel ruhiger als auf der Bühne. Mit ihm konnte man sich gut unterhalte­n. Und er war sehr großzügig“, sagt Möllhoff. „Ich werde ihn in guter Erinnerung behalten.“

Zuletzt schrieb Karl Dall 2019 in einer Mail, dass er das Tourneeges­chäft aufgeben wolle. Mit 78 wolle er sich einschränk­en, bevor andere es tun. Die letzte E-Mail von Rolf Möllhoff an Karl Dall waren Genesungsw­ünsche nach seinem Schlaganfa­ll, die unbeantwor­tet bleiben.

 ?? BILD: DPA/Marcus Brandt ??
BILD: DPA/Marcus Brandt
 ?? BILD: Sarah Schubert ??
BILD: Sarah Schubert

Newspapers in German

Newspapers from Germany