Das macht wütend
Vertuschen, verdecken, verschweigen, versagen. Das, was in der katholischen Kirche passierte, ist kaum zu ertragen. Allein das Zwischenergebnis der Studie der Uni Münster für die Jahre 1945 bis 2018 ist erschreckend. Da wurden allein im Bistum Münster Hunderte Kinder und Jugendliche von Hunderten Priestern missbraucht. Eine hohe Dunkelziffer ist darin noch nicht einmal einbezogen. Und was unternahm die Kirche dagegen? Nichts.
Im Gegenteil: Die ach so lieben Mitbrüder konnten sich auf Rückendeckung aus Münster und aus dem Offizialat Vechta verlassen und wurden, wenn es für sie eng wurde, aus der Schusslinie genommen. Das Schlimmste, was den Kinderschändern passieren konnte, war eine Versetzung. Nur, um dann in einer anderen Gemeinde weiter den krankhaften Trieben nachgehen zu können. Das ist unglaublich niederträchtig und abstoßend.
Die Studie offenbart aber noch mehr. Es ist nicht die Kirche allein, die die Verbrechen unter den Teppich kehrte. Es gibt ganz konkrete Hinweise auf Fälle, in denen Staatsanwaltschaften und auch Gemeindemitglieder an Vertuschungsaktionen beteiligt waren. Wem sollten die Opfer da noch vertrauen?
Es ist traurig und es macht wütend, dass die katholische Kirche anscheinend jetzt erst aufwacht – im 21. Jahrhundert. Und das vermutlich nicht einmal aus Demut und dem Erkennen von Fehlbarkeit, sondern weil der öffentliche Druck einfach zu groß und die Zahl der Kirchenaustritte zu hoch ist.
Dennoch möchte man das Bistum Münster tatsächlich loben, dass es die Aufarbeitung der fürchterlichen Geschehnisse in die Hände von unabhängigen Wissenschaftlern gelegt hat. Das lässt zumindest hoffen.
@ Den Autor erreichen Sie unter Bickschlag@infoautor.de